Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913.3. Die Blinden streuen in eiternde Wunden Weiherauch. Rotgoldene Gewänder; Fackeln; Psalmensingen; Und Mädchen, die wie Gift den Leib des Herrn umschlingen. Gestalten schreiten wächsernstarr durch Glut und Rauch. Aussätziger mitternächtigen Tanz führt an ein Gauch Dürrknöchern. Garten wunderlicher Abenteuer; Verzerrtes; Blumenfratzen, Lachen; Ungeheuer Und rollendes Gestirn im schwarzen Dornenstrauch. O Armut, Bettelsuppe, Brot und süßer Lauch; Des Lebens Träumerei in Hütten vor den Wäldern. Grau härtet sich der Himmel über gelben Feldern Und eine Abendglocke singt nach altem Brauch. 3. Die Blinden streuen in eiternde Wunden Weiherauch. Rotgoldene Gewänder; Fackeln; Psalmensingen; Und Mädchen, die wie Gift den Leib des Herrn umschlingen. Gestalten schreiten wächsernstarr durch Glut und Rauch. Aussätziger mitternächtigen Tanz führt an ein Gauch Dürrknöchern. Garten wunderlicher Abenteuer; Verzerrtes; Blumenfratzen, Lachen; Ungeheuer Und rollendes Gestirn im schwarzen Dornenstrauch. O Armut, Bettelsuppe, Brot und süßer Lauch; Des Lebens Träumerei in Hütten vor den Wäldern. Grau härtet sich der Himmel über gelben Feldern Und eine Abendglocke singt nach altem Brauch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0057" n="59"/> <lg n="3"> <head>3.</head><lb/> <lg n="1"> <l>Die Blinden streuen in eiternde Wunden Weiherauch.</l><lb/> <l>Rotgoldene Gewänder; Fackeln; Psalmensingen;</l><lb/> <l>Und Mädchen, die wie Gift den Leib des Herrn umschlingen.</l><lb/> <l>Gestalten schreiten wächsernstarr durch Glut und Rauch.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Aussätziger mitternächtigen Tanz führt an ein Gauch</l><lb/> <l>Dürrknöchern. Garten wunderlicher Abenteuer;</l><lb/> <l>Verzerrtes; Blumenfratzen, Lachen; Ungeheuer</l><lb/> <l>Und rollendes Gestirn im schwarzen Dornenstrauch.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>O Armut, Bettelsuppe, Brot und süßer Lauch;</l><lb/> <l>Des Lebens Träumerei in Hütten vor den Wäldern.</l><lb/> <l>Grau härtet sich der Himmel über gelben Feldern</l><lb/> <l>Und eine Abendglocke singt nach altem Brauch.</l><lb/> </lg> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [59/0057]
3.
Die Blinden streuen in eiternde Wunden Weiherauch.
Rotgoldene Gewänder; Fackeln; Psalmensingen;
Und Mädchen, die wie Gift den Leib des Herrn umschlingen.
Gestalten schreiten wächsernstarr durch Glut und Rauch.
Aussätziger mitternächtigen Tanz führt an ein Gauch
Dürrknöchern. Garten wunderlicher Abenteuer;
Verzerrtes; Blumenfratzen, Lachen; Ungeheuer
Und rollendes Gestirn im schwarzen Dornenstrauch.
O Armut, Bettelsuppe, Brot und süßer Lauch;
Des Lebens Träumerei in Hütten vor den Wäldern.
Grau härtet sich der Himmel über gelben Feldern
Und eine Abendglocke singt nach altem Brauch.
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Zitationshilfe: | Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/57>, abgerufen am 16.02.2025. |