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Traun, Julius von der [d. i. Alexander Julius Schindler]: Der Gebirgspfarrer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–156. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Alexander Julius Schindler wurde am 26. September 1818 in Wien geboren. Sein Vater, ein angesehener Kaufmann und Fabrikbesitzer, ließ ihn zunächst an der Wiener Universität sich auf das Studium der Medicin vorbereiten, dann aber mehrere Jahre sich einer praktischen Thätigkeit widmen, bis der Sohn, der schon eine Zeit lang die Fabriken seines Vaters geleitet und darauf als Chemiker eine Stelle bei einer Fabrik in Oberösterreich angenommen hatte, im Jahre 1839 wieder zu den Universitätsstudien zurückkehrte, nun aber die Jurisprudenz erwählte und das Studium derselben im Jahre 1843 absolvirte. -- Nach einer kurzen Praxis wurde Schindler im Jahre 1845 Justiziar bei dem ihm befreundeten Fürsten Gustav zu Lamberg zu Schloß Steyr. Im Verkehr mit dem freisinnigen, sehr gebildeten Gutsherrn entfalteten sich die literarischen und publicistischen Talente Schindlers, er nahm lebhaften Antheil an mancherlei außerösterrecchischen liberalen Zeitungen, begleitete den Fürsten 1846 bis 1847 als sein Hilfsarbeiter auf den böhmischen Landtag und gab 1847 die Frucht dieser polnischen Lehrjahre unter dem Titel "Beiträge zur ständischen Bewegung in den deutschösterreichischen Provinzen" heraus.

Nach Aufhebung der Patrimonialgerichte (1850) in den Staatsdienst übergetreten, mußte er seine liberalen Antecedentien büßen und erhielt nach mancherlei Maßregelungen 1854 plötzlich seine Entlassung. Die von ihm 1848 in Steyr herausgegebene Zeitung "Zwanglose Blätter aus Oberösterreich" wurde als Grund für diesen bureaukratischen Gewaltsact angeführt. Seitdem lebte er in verschiedenen privaten Stellungen in Salzburg, Kärnthen, Ungarn und Wien, wurde bei dem freiheitlichen Umschwung des Jahres 1860 vom Bezirk Neubau in Wien in den Landtag, von diesem als Vertreter der Stadt Wien in den Reichstag entsendet und entfaltete hier eine Thätigkeit, die seinen Namen weit herumtrug und ihm nebenbei gleichwohl gestattete, seinen literarischen Neigungen treu zu bleiben.

Zunächst war er in Taschenbüchern und Journalen als Erzähler aufgetreten. Unter dem Schriftstellernamen Julius von der Traun hatte er veröffentlicht: "Oberösterreich"

Alexander Julius Schindler wurde am 26. September 1818 in Wien geboren. Sein Vater, ein angesehener Kaufmann und Fabrikbesitzer, ließ ihn zunächst an der Wiener Universität sich auf das Studium der Medicin vorbereiten, dann aber mehrere Jahre sich einer praktischen Thätigkeit widmen, bis der Sohn, der schon eine Zeit lang die Fabriken seines Vaters geleitet und darauf als Chemiker eine Stelle bei einer Fabrik in Oberösterreich angenommen hatte, im Jahre 1839 wieder zu den Universitätsstudien zurückkehrte, nun aber die Jurisprudenz erwählte und das Studium derselben im Jahre 1843 absolvirte. — Nach einer kurzen Praxis wurde Schindler im Jahre 1845 Justiziar bei dem ihm befreundeten Fürsten Gustav zu Lamberg zu Schloß Steyr. Im Verkehr mit dem freisinnigen, sehr gebildeten Gutsherrn entfalteten sich die literarischen und publicistischen Talente Schindlers, er nahm lebhaften Antheil an mancherlei außerösterrecchischen liberalen Zeitungen, begleitete den Fürsten 1846 bis 1847 als sein Hilfsarbeiter auf den böhmischen Landtag und gab 1847 die Frucht dieser polnischen Lehrjahre unter dem Titel „Beiträge zur ständischen Bewegung in den deutschösterreichischen Provinzen“ heraus.

Nach Aufhebung der Patrimonialgerichte (1850) in den Staatsdienst übergetreten, mußte er seine liberalen Antecedentien büßen und erhielt nach mancherlei Maßregelungen 1854 plötzlich seine Entlassung. Die von ihm 1848 in Steyr herausgegebene Zeitung „Zwanglose Blätter aus Oberösterreich“ wurde als Grund für diesen bureaukratischen Gewaltsact angeführt. Seitdem lebte er in verschiedenen privaten Stellungen in Salzburg, Kärnthen, Ungarn und Wien, wurde bei dem freiheitlichen Umschwung des Jahres 1860 vom Bezirk Neubau in Wien in den Landtag, von diesem als Vertreter der Stadt Wien in den Reichstag entsendet und entfaltete hier eine Thätigkeit, die seinen Namen weit herumtrug und ihm nebenbei gleichwohl gestattete, seinen literarischen Neigungen treu zu bleiben.

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[0005] Alexander Julius Schindler wurde am 26. September 1818 in Wien geboren. Sein Vater, ein angesehener Kaufmann und Fabrikbesitzer, ließ ihn zunächst an der Wiener Universität sich auf das Studium der Medicin vorbereiten, dann aber mehrere Jahre sich einer praktischen Thätigkeit widmen, bis der Sohn, der schon eine Zeit lang die Fabriken seines Vaters geleitet und darauf als Chemiker eine Stelle bei einer Fabrik in Oberösterreich angenommen hatte, im Jahre 1839 wieder zu den Universitätsstudien zurückkehrte, nun aber die Jurisprudenz erwählte und das Studium derselben im Jahre 1843 absolvirte. — Nach einer kurzen Praxis wurde Schindler im Jahre 1845 Justiziar bei dem ihm befreundeten Fürsten Gustav zu Lamberg zu Schloß Steyr. Im Verkehr mit dem freisinnigen, sehr gebildeten Gutsherrn entfalteten sich die literarischen und publicistischen Talente Schindlers, er nahm lebhaften Antheil an mancherlei außerösterrecchischen liberalen Zeitungen, begleitete den Fürsten 1846 bis 1847 als sein Hilfsarbeiter auf den böhmischen Landtag und gab 1847 die Frucht dieser polnischen Lehrjahre unter dem Titel „Beiträge zur ständischen Bewegung in den deutschösterreichischen Provinzen“ heraus. Nach Aufhebung der Patrimonialgerichte (1850) in den Staatsdienst übergetreten, mußte er seine liberalen Antecedentien büßen und erhielt nach mancherlei Maßregelungen 1854 plötzlich seine Entlassung. Die von ihm 1848 in Steyr herausgegebene Zeitung „Zwanglose Blätter aus Oberösterreich“ wurde als Grund für diesen bureaukratischen Gewaltsact angeführt. Seitdem lebte er in verschiedenen privaten Stellungen in Salzburg, Kärnthen, Ungarn und Wien, wurde bei dem freiheitlichen Umschwung des Jahres 1860 vom Bezirk Neubau in Wien in den Landtag, von diesem als Vertreter der Stadt Wien in den Reichstag entsendet und entfaltete hier eine Thätigkeit, die seinen Namen weit herumtrug und ihm nebenbei gleichwohl gestattete, seinen literarischen Neigungen treu zu bleiben. Zunächst war er in Taschenbüchern und Journalen als Erzähler aufgetreten. Unter dem Schriftstellernamen Julius von der Traun hatte er veröffentlicht: „Oberösterreich“

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:38:41Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:38:41Z)

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Zitationshilfe: Traun, Julius von der [d. i. Alexander Julius Schindler]: Der Gebirgspfarrer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–156. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/traun_gebirgspfarrer_1910/5>, abgerufen am 27.04.2024.