seyn konnte. Jetzt glaubt er, seinen Gegen- stand von allen Seiten genug erwogen zu ha- ben, und genug vorbereitet zu seyn, um die Resultate seiner Arbeiten nach und nach er- scheinen zu lassen. Ueber die Grundsätze, von denen er ausgegangen ist, und über die Ordnung, die er in diesem Werke beobachten wird, giebt die folgende Einleitung hinreichen- de Auskunft. Nur über einige Dinge, die dorthin nicht gehörten, und die dem Leser doch zu wissen nützlich sind, wird hier eine Erklärung nicht überflüssig seyn.
Der Verfasser kennt kein traurigeres und geisttödtenderes Geschäft, als das Schreiben und Lesen blosser Compilationen. Schon das bisher Gesagte wird auch hoffentlich den Leser keine solche Arbeit hier befürchten lassen. Was jenen zur Unternehmung dieses Werks reitzte, war der Wunsch, den Reichthum al- ler Zeitalter an reinen Erfahrungen unter all- gemeine Gesichtspunkte zu bringen, und was der Leser hier finden wird, sind also vielleicht wankende Systeme, unhaltbare Theorien, und voreilige Meinungen. Darum mögen die, die blos nackte Erfahrungen, entkleidet von allem
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seyn konnte. Jetzt glaubt er, seinen Gegen- stand von allen Seiten genug erwogen zu ha- ben, und genug vorbereitet zu seyn, um die Resultate seiner Arbeiten nach und nach er- scheinen zu lassen. Ueber die Grundsätze, von denen er ausgegangen ist, und über die Ordnung, die er in diesem Werke beobachten wird, giebt die folgende Einleitung hinreichen- de Auskunft. Nur über einige Dinge, die dorthin nicht gehörten, und die dem Leser doch zu wissen nützlich sind, wird hier eine Erklärung nicht überflüssig seyn.
Der Verfasser kennt kein traurigeres und geisttödtenderes Geschäft, als das Schreiben und Lesen bloſser Compilationen. Schon das bisher Gesagte wird auch hoffentlich den Leser keine solche Arbeit hier befürchten lassen. Was jenen zur Unternehmung dieses Werks reitzte, war der Wunsch, den Reichthum al- ler Zeitalter an reinen Erfahrungen unter all- gemeine Gesichtspunkte zu bringen, und was der Leser hier finden wird, sind also vielleicht wankende Systeme, unhaltbare Theorien, und voreilige Meinungen. Darum mögen die, die blos nackte Erfahrungen, entkleidet von allem
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[VII/0013]
seyn konnte. Jetzt glaubt er, seinen Gegen-
stand von allen Seiten genug erwogen zu ha-
ben, und genug vorbereitet zu seyn, um die
Resultate seiner Arbeiten nach und nach er-
scheinen zu lassen. Ueber die Grundsätze,
von denen er ausgegangen ist, und über die
Ordnung, die er in diesem Werke beobachten
wird, giebt die folgende Einleitung hinreichen-
de Auskunft. Nur über einige Dinge, die
dorthin nicht gehörten, und die dem Leser
doch zu wissen nützlich sind, wird hier eine
Erklärung nicht überflüssig seyn.
Der Verfasser kennt kein traurigeres und
geisttödtenderes Geschäft, als das Schreiben
und Lesen bloſser Compilationen. Schon das
bisher Gesagte wird auch hoffentlich den Leser
keine solche Arbeit hier befürchten lassen.
Was jenen zur Unternehmung dieses Werks
reitzte, war der Wunsch, den Reichthum al-
ler Zeitalter an reinen Erfahrungen unter all-
gemeine Gesichtspunkte zu bringen, und was
der Leser hier finden wird, sind also vielleicht
wankende Systeme, unhaltbare Theorien, und
voreilige Meinungen. Darum mögen die, die
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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