erforschen suchen. Durch jene Vielseitigkeit wur- den die Baco, Descartes, Leibnitz, Newton und Kant das, was sie waren und sind, und nur mit Hülfe derselben lässt sich die Biologie ihrer Vollendung näher bringen.
Eine zweyte Hauptquelle aller biologischen Irr- thümer ist, dass man sich mit dunkeln und ver- worrenen Begriffen statt klarer und distinkter be- gnügt, und Dinge zu wissen glaubt, die man nicht weiss. Wer Belege zu dieser Behauptung sammeln wollte, und das genus irritabile medicorum nicht fürchtete, dürfte aus manchem physiologischen Lehrbuche nur den anatomischen Theil wegstrei- chen, und der ganze übrige Inhalt würde zu sei- nem Zwecke dienen können. Doch, dieser Mühe können wir überhoben seyn. Schon jene Decla- mationen über den Vorzug der Empirie vor dem Dogmatismus, die man täglich zu hören gezwun- gen ist, geben einen Beweis unserer Behauptung. Keiner der Declamatoren ahndet, dass er ein Phan- tom bekämpft, ein Phantom vertheidigt, und den wahren Feind, gegen den er sich eigentlich waff- nen sollte, ruhig im Hinterhalte auf sich lauern lässt. Reine Erfahrungen ohne Hypothesen und Systeme sind Undinge, so gut wie Hypothesen und Systeme ohne Erfahrungen. Man betrachte die Handlungsweise jener Declamatoren! Sind nicht auch ihre Führer an den Krankenbetten Hypothesen
und
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erforschen suchen. Durch jene Vielseitigkeit wur- den die Baco, Descartes, Leibnitz, Newton und Kant das, was sie waren und sind, und nur mit Hülfe derselben läſst sich die Biologie ihrer Vollendung näher bringen.
Eine zweyte Hauptquelle aller biologischen Irr- thümer ist, daſs man sich mit dunkeln und ver- worrenen Begriffen statt klarer und distinkter be- gnügt, und Dinge zu wissen glaubt, die man nicht weiſs. Wer Belege zu dieser Behauptung sammeln wollte, und das genus irritabile medicorum nicht fürchtete, dürfte aus manchem physiologischen Lehrbuche nur den anatomischen Theil wegstrei- chen, und der ganze übrige Inhalt würde zu sei- nem Zwecke dienen können. Doch, dieser Mühe können wir überhoben seyn. Schon jene Decla- mationen über den Vorzug der Empirie vor dem Dogmatismus, die man täglich zu hören gezwun- gen ist, geben einen Beweis unserer Behauptung. Keiner der Declamatoren ahndet, daſs er ein Phan- tom bekämpft, ein Phantom vertheidigt, und den wahren Feind, gegen den er sich eigentlich waff- nen sollte, ruhig im Hinterhalte auf sich lauern läſst. Reine Erfahrungen ohne Hypothesen und Systeme sind Undinge, so gut wie Hypothesen und Systeme ohne Erfahrungen. Man betrachte die Handlungsweise jener Declamatoren! Sind nicht auch ihre Führer an den Krankenbetten Hypothesen
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erforschen suchen. Durch jene Vielseitigkeit wur-
den die Baco, Descartes, Leibnitz, Newton
und Kant das, was sie waren und sind, und nur
mit Hülfe derselben läſst sich die Biologie ihrer
Vollendung näher bringen.
Eine zweyte Hauptquelle aller biologischen Irr-
thümer ist, daſs man sich mit dunkeln und ver-
worrenen Begriffen statt klarer und distinkter be-
gnügt, und Dinge zu wissen glaubt, die man nicht
weiſs. Wer Belege zu dieser Behauptung sammeln
wollte, und das genus irritabile medicorum nicht
fürchtete, dürfte aus manchem physiologischen
Lehrbuche nur den anatomischen Theil wegstrei-
chen, und der ganze übrige Inhalt würde zu sei-
nem Zwecke dienen können. Doch, dieser Mühe
können wir überhoben seyn. Schon jene Decla-
mationen über den Vorzug der Empirie vor dem
Dogmatismus, die man täglich zu hören gezwun-
gen ist, geben einen Beweis unserer Behauptung.
Keiner der Declamatoren ahndet, daſs er ein Phan-
tom bekämpft, ein Phantom vertheidigt, und den
wahren Feind, gegen den er sich eigentlich waff-
nen sollte, ruhig im Hinterhalte auf sich lauern
läſst. Reine Erfahrungen ohne Hypothesen und
Systeme sind Undinge, so gut wie Hypothesen und
Systeme ohne Erfahrungen. Man betrachte die
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/171>, abgerufen am 11.12.2024.
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