Thieren fortgehen, nicht, wie es dem Scheine nach den Regeln der Naturforschung angemessener seyn würde, von diesen zu ihm heraufsteigen. Wir wer- den die Organe der übrigen Thiere nach ihrer Aehn- lichkeit mit den seinigen benennen, unbekümmert, ob die Funktionen jener Organe auch mit denen der seinigen völlig übereinstimmen. Aber wir werden dann auch diese Classifikation nur als Leitfaden zu entscheidenden Erfahrungen betrachten, und auf jener Aehnlichkeit nicht eher Schlüsse bauen, bevor dieselbe nicht aus anderweitigen Gründen darge- than ist.
Dies vorausgesetzt, so können wir mit Cuvier das Thierreich in zwey Hauptclassen eintheilen:
1. In Thiere mit einem innern artikulirten Skelett und rothen Blute.
2. In Thiere, welche weisses Blut und entwe- der gar kein Skelett, oder wenigstens nur ein un- gegliedertes, oder auch ein artikulirtes, aber äusse- res haben.
Die zur ersten Abtheilung gehörigen Thiere ha- ben ausser den beyden angegebenen Merkmalen auch noch insgesammt ein Gehirn, das in einem ei- genen knöchernen Behälter, dem Schädel, einge- schlossen ist. Bey allen findet sich die Abtheilung dieses Eingeweides in zwey Hälften; ein doppelter
Sehe-
I. Bd. M
Thieren fortgehen, nicht, wie es dem Scheine nach den Regeln der Naturforschung angemessener seyn würde, von diesen zu ihm heraufsteigen. Wir wer- den die Organe der übrigen Thiere nach ihrer Aehn- lichkeit mit den seinigen benennen, unbekümmert, ob die Funktionen jener Organe auch mit denen der seinigen völlig übereinstimmen. Aber wir werden dann auch diese Classifikation nur als Leitfaden zu entscheidenden Erfahrungen betrachten, und auf jener Aehnlichkeit nicht eher Schlüsse bauen, bevor dieselbe nicht aus anderweitigen Gründen darge- than ist.
Dies vorausgesetzt, so können wir mit Cuvier das Thierreich in zwey Hauptclassen eintheilen:
1. In Thiere mit einem innern artikulirten Skelett und rothen Blute.
2. In Thiere, welche weisses Blut und entwe- der gar kein Skelett, oder wenigstens nur ein un- gegliedertes, oder auch ein artikulirtes, aber äusse- res haben.
Die zur ersten Abtheilung gehörigen Thiere ha- ben ausser den beyden angegebenen Merkmalen auch noch insgesammt ein Gehirn, das in einem ei- genen knöchernen Behälter, dem Schädel, einge- schlossen ist. Bey allen findet sich die Abtheilung dieses Eingeweides in zwey Hälften; ein doppelter
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I. Bd. M
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Thieren fortgehen, nicht, wie es dem Scheine nach
den Regeln der Naturforschung angemessener seyn
würde, von diesen zu ihm heraufsteigen. Wir wer-
den die Organe der übrigen Thiere nach ihrer Aehn-
lichkeit mit den seinigen benennen, unbekümmert,
ob die Funktionen jener Organe auch mit denen der
seinigen völlig übereinstimmen. Aber wir werden
dann auch diese Classifikation nur als Leitfaden zu
entscheidenden Erfahrungen betrachten, und auf
jener Aehnlichkeit nicht eher Schlüsse bauen, bevor
dieselbe nicht aus anderweitigen Gründen darge-
than ist.
Dies vorausgesetzt, so können wir mit Cuvier
das Thierreich in zwey Hauptclassen eintheilen:
1. In Thiere mit einem innern artikulirten
Skelett und rothen Blute.
2. In Thiere, welche weisses Blut und entwe-
der gar kein Skelett, oder wenigstens nur ein un-
gegliedertes, oder auch ein artikulirtes, aber äusse-
res haben.
Die zur ersten Abtheilung gehörigen Thiere ha-
ben ausser den beyden angegebenen Merkmalen
auch noch insgesammt ein Gehirn, das in einem ei-
genen knöchernen Behälter, dem Schädel, einge-
schlossen ist. Bey allen findet sich die Abtheilung
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/197>, abgerufen am 04.12.2024.
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