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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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Der Schlund ist bey den meisten Vögeln weit,
und der Magen bey vielen dreyfach. Erstens nehm-
lich schwillet jener über der Brust, gleich unter der
Haut, zu einem ovalen, sehr dehnbaren, häutigen,
doch auch mit einigen Muskelfasern versehenen,
drüsichten und vollsaftigen Sack, dem Kropfe
(inglunies) auf. Der zweyte Magen liegt am un-
tern Ende des Schlundes vor dem Hauptmagen. Er
ist fleischicht, gleich dem letztern, doch schwächer
als dieser, eyförmig, und mit sehr vielen Drüsen
besetzt. Der dritte Magen findet sich bey allen Vö-
geln, und bey allen ist er muskulös. Aber die
Menge und Stärke dieser Muskelfasern ist sehr ver-
schieden. Bey einigen Vögeln sind sie so dünn und
in so geringer Anzahl vorhanden, dass der Magen
mehr die Gestalt eines membranösen, als eines
fleischichten Sacks hat; bey andern hingegen sind
sie stärker und zahlreicher, wie in irgend einem
hohlen Muskel eines andern Thiers. Bey den letz-
tern bilden sie zwey strahlenförmige Muskeln, wo-
von der obere in den Schlund, der untere in den
Zwölffingerdarm übergeht, und welche auf der hin-
tern und vordern Fläche des Magens in zwey seh-
nichten Mittelpunkten zusammenkommen. Die in-
nere Höhle dieses Magens ist so klein, dass ihr
Queerdurchmesser kaum der Dicke ihrer Wände
gleich kömmt, und die innere Fläche desselben nicht
zottig, sondern knorpelartig.

Der
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Der Schlund ist bey den meisten Vögeln weit,
und der Magen bey vielen dreyfach. Erstens nehm-
lich schwillet jener über der Brust, gleich unter der
Haut, zu einem ovalen, sehr dehnbaren, häutigen,
doch auch mit einigen Muskelfasern versehenen,
drüsichten und vollsaftigen Sack, dem Kropfe
(inglunies) auf. Der zweyte Magen liegt am un-
tern Ende des Schlundes vor dem Hauptmagen. Er
ist fleischicht, gleich dem letztern, doch schwächer
als dieser, eyförmig, und mit sehr vielen Drüsen
besetzt. Der dritte Magen findet sich bey allen Vö-
geln, und bey allen ist er muskulös. Aber die
Menge und Stärke dieser Muskelfasern ist sehr ver-
schieden. Bey einigen Vögeln sind sie so dünn und
in so geringer Anzahl vorhanden, daſs der Magen
mehr die Gestalt eines membranösen, als eines
fleischichten Sacks hat; bey andern hingegen sind
sie stärker und zahlreicher, wie in irgend einem
hohlen Muskel eines andern Thiers. Bey den letz-
tern bilden sie zwey strahlenförmige Muskeln, wo-
von der obere in den Schlund, der untere in den
Zwölffingerdarm übergeht, und welche auf der hin-
tern und vordern Fläche des Magens in zwey seh-
nichten Mittelpunkten zusammenkommen. Die in-
nere Höhle dieses Magens ist so klein, daſs ihr
Queerdurchmesser kaum der Dicke ihrer Wände
gleich kömmt, und die innere Fläche desselben nicht
zottig, sondern knorpelartig.

Der
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[231/0251] Der Schlund ist bey den meisten Vögeln weit, und der Magen bey vielen dreyfach. Erstens nehm- lich schwillet jener über der Brust, gleich unter der Haut, zu einem ovalen, sehr dehnbaren, häutigen, doch auch mit einigen Muskelfasern versehenen, drüsichten und vollsaftigen Sack, dem Kropfe (inglunies) auf. Der zweyte Magen liegt am un- tern Ende des Schlundes vor dem Hauptmagen. Er ist fleischicht, gleich dem letztern, doch schwächer als dieser, eyförmig, und mit sehr vielen Drüsen besetzt. Der dritte Magen findet sich bey allen Vö- geln, und bey allen ist er muskulös. Aber die Menge und Stärke dieser Muskelfasern ist sehr ver- schieden. Bey einigen Vögeln sind sie so dünn und in so geringer Anzahl vorhanden, daſs der Magen mehr die Gestalt eines membranösen, als eines fleischichten Sacks hat; bey andern hingegen sind sie stärker und zahlreicher, wie in irgend einem hohlen Muskel eines andern Thiers. Bey den letz- tern bilden sie zwey strahlenförmige Muskeln, wo- von der obere in den Schlund, der untere in den Zwölffingerdarm übergeht, und welche auf der hin- tern und vordern Fläche des Magens in zwey seh- nichten Mittelpunkten zusammenkommen. Die in- nere Höhle dieses Magens ist so klein, daſs ihr Queerdurchmesser kaum der Dicke ihrer Wände gleich kömmt, und die innere Fläche desselben nicht zottig, sondern knorpelartig. Der P 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/251>, abgerufen am 20.05.2024.