noch die Arterien durch die Venen anfüllen lassen, obgleich das eingesprützte Quecksilber ungehindert bis in die feinsten Haargefässe dringt.
In Ansehung der Respirationswerkzeuge ma- chen die Austern, Pholaden und Balanen den Ue- bergang von den Fischen zu den Insekten. Sie ha- ben, gleich jenen, grosse, gefässreiche Platten, die zu beyden Seiten des Fusses, der Leber, des Nah- rungscanals und des Herzens gleich unter dem Man- tel liegen, und das eingesogene Wasser zwischen sich hindurch streichen lassen. Aber mehrere ha- ben zugleich den Luftröhren der Insekten ähnliche Canäle (Tracheen), welche meist aus dem obern Ende des Mantels entstehen, und dey den Phola- den, wo sie eine Verlängerung des Mantels sind, die Kiemen selbst einschliessen. Sie enthalten zahl- reiche kleinere, zum Einsaugen und Aussprützen des Wassers eingerichtete, mit Sphinkteren verse- hene, muskulöse Canäle, welche der Länge nach in jenen fortgehen, an deren Mündungen in der Ge- stalt zarter Fäden (cirri) auswendig hervorstehen, mit ihren innern Enden in einem geräumigen Be- hälter (lacunaPoli), der mit den Kiemen in un- mittelbarer Verbindung steht, zusammenkommen, und theils das aufgenommene Wasser den Bran- chien zuführen, theils dasselbe wieder fortschaf- fen. Dass durch die Eine jener Tracheen sich der Mastdarm entleert, ist schon oben bemerkt.
Bey
noch die Arterien durch die Venen anfüllen lassen, obgleich das eingesprützte Quecksilber ungehindert bis in die feinsten Haargefäſse dringt.
In Ansehung der Respirationswerkzeuge ma- chen die Austern, Pholaden und Balanen den Ue- bergang von den Fischen zu den Insekten. Sie ha- ben, gleich jenen, groſse, gefäſsreiche Platten, die zu beyden Seiten des Fuſses, der Leber, des Nah- rungscanals und des Herzens gleich unter dem Man- tel liegen, und das eingesogene Wasser zwischen sich hindurch streichen lassen. Aber mehrere ha- ben zugleich den Luftröhren der Insekten ähnliche Canäle (Tracheen), welche meist aus dem obern Ende des Mantels entstehen, und dey den Phola- den, wo sie eine Verlängerung des Mantels sind, die Kiemen selbst einschliessen. Sie enthalten zahl- reiche kleinere, zum Einsaugen und Aussprützen des Wassers eingerichtete, mit Sphinkteren verse- hene, muskulöse Canäle, welche der Länge nach in jenen fortgehen, an deren Mündungen in der Ge- stalt zarter Fäden (cirri) auswendig hervorstehen, mit ihren innern Enden in einem geräumigen Be- hälter (lacunaPoli), der mit den Kiemen in un- mittelbarer Verbindung steht, zusammenkommen, und theils das aufgenommene Wasser den Bran- chien zuführen, theils dasselbe wieder fortschaf- fen. Daſs durch die Eine jener Tracheen sich der Mastdarm entleert, ist schon oben bemerkt.
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noch die Arterien durch die Venen anfüllen lassen,
obgleich das eingesprützte Quecksilber ungehindert
bis in die feinsten Haargefäſse dringt.
In Ansehung der Respirationswerkzeuge ma-
chen die Austern, Pholaden und Balanen den Ue-
bergang von den Fischen zu den Insekten. Sie ha-
ben, gleich jenen, groſse, gefäſsreiche Platten, die
zu beyden Seiten des Fuſses, der Leber, des Nah-
rungscanals und des Herzens gleich unter dem Man-
tel liegen, und das eingesogene Wasser zwischen
sich hindurch streichen lassen. Aber mehrere ha-
ben zugleich den Luftröhren der Insekten ähnliche
Canäle (Tracheen), welche meist aus dem obern
Ende des Mantels entstehen, und dey den Phola-
den, wo sie eine Verlängerung des Mantels sind,
die Kiemen selbst einschliessen. Sie enthalten zahl-
reiche kleinere, zum Einsaugen und Aussprützen
des Wassers eingerichtete, mit Sphinkteren verse-
hene, muskulöse Canäle, welche der Länge nach in
jenen fortgehen, an deren Mündungen in der Ge-
stalt zarter Fäden (cirri) auswendig hervorstehen,
mit ihren innern Enden in einem geräumigen Be-
hälter (lacuna Poli), der mit den Kiemen in un-
mittelbarer Verbindung steht, zusammenkommen,
und theils das aufgenommene Wasser den Bran-
chien zuführen, theils dasselbe wieder fortschaf-
fen. Daſs durch die Eine jener Tracheen sich
der Mastdarm entleert, ist schon oben bemerkt.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/351>, abgerufen am 21.11.2024.
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