Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

sen öffnen. Indess giebt es auf der andern Seite
auch wieder Eigenthümlichkeiten an den Zeugungs-
theilen der Insekten, wovon sich bey den Säugthie-
ren keine Spur findet. Zu diesen Abweichungen
gehört zuerst die Lage der äussern Zeugungsorgane,
und besonders derer des Männchen, die nicht im-
mer in der Nähe des Afters ist. Bey mehrern Spin-
nen befindet sich an jedem der beyden Fühlhörner
eine männliche Ruthe. Bey den Afterspinnen (Pha-
langium) liegt dieser Theil am Maule, und bey den
Libellen am Bauche. Die letztern, die Schmetter-
linge und mehrere andere Insekten haben zugleich
zangenförmige Organe zur Umfassung des Weib-
chens bey der Begattung, fast wie die Rochen und
Hayfische.

Eine andere und noch wichtigere Abweichung
von der Struktur der Säugthiere ist die völlige Ab-
wesenheit der Zeugungstheile, die allen Insekten
in ihrem Larvenzustande, und einigen, z. B. den
Arbeitsbienen, ihr ganzes Leben hindurch eigen ist.
In Betreff dieses Punkts findet bey den Insekten ein
merkwürdiges Gesetz statt, worauf wir in der Folge
zurückkommen werden. Alle geschlechtslose
Thiere dieser Classe haben statt der Zeu-
gungstheile gewisse andere Organe, wel-
che einen Stoff zur Hervorbringung von
Kunstwerken liefern, und alle wenden
auch diesen Stoff zur Bildung der letz-

tern
I. Bd. Aa

sen öffnen. Indeſs giebt es auf der andern Seite
auch wieder Eigenthümlichkeiten an den Zeugungs-
theilen der Insekten, wovon sich bey den Säugthie-
ren keine Spur findet. Zu diesen Abweichungen
gehört zuerst die Lage der äussern Zeugungsorgane,
und besonders derer des Männchen, die nicht im-
mer in der Nähe des Afters ist. Bey mehrern Spin-
nen befindet sich an jedem der beyden Fühlhörner
eine männliche Ruthe. Bey den Afterspinnen (Pha-
langium) liegt dieser Theil am Maule, und bey den
Libellen am Bauche. Die letztern, die Schmetter-
linge und mehrere andere Insekten haben zugleich
zangenförmige Organe zur Umfassung des Weib-
chens bey der Begattung, fast wie die Rochen und
Hayfische.

Eine andere und noch wichtigere Abweichung
von der Struktur der Säugthiere ist die völlige Ab-
wesenheit der Zeugungstheile, die allen Insekten
in ihrem Larvenzustande, und einigen, z. B. den
Arbeitsbienen, ihr ganzes Leben hindurch eigen ist.
In Betreff dieses Punkts findet bey den Insekten ein
merkwürdiges Gesetz statt, worauf wir in der Folge
zurückkommen werden. Alle geschlechtslose
Thiere dieser Classe haben statt der Zeu-
gungstheile gewisse andere Organe, wel-
che einen Stoff zur Hervorbringung von
Kunstwerken liefern, und alle wenden
auch diesen Stoff zur Bildung der letz-

tern
I. Bd. Aa
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0389" n="369"/>
sen öffnen. Inde&#x017F;s giebt es auf der andern Seite<lb/>
auch wieder Eigenthümlichkeiten an den Zeugungs-<lb/>
theilen der Insekten, wovon sich bey den Säugthie-<lb/>
ren keine Spur findet. Zu diesen Abweichungen<lb/>
gehört zuerst die Lage der äussern Zeugungsorgane,<lb/>
und besonders derer des Männchen, die nicht im-<lb/>
mer in der Nähe des Afters ist. Bey mehrern Spin-<lb/>
nen befindet sich an jedem der beyden Fühlhörner<lb/>
eine männliche Ruthe. Bey den Afterspinnen (Pha-<lb/>
langium) liegt dieser Theil am Maule, und bey den<lb/>
Libellen am Bauche. Die letztern, die Schmetter-<lb/>
linge und mehrere andere Insekten haben zugleich<lb/>
zangenförmige Organe zur Umfassung des Weib-<lb/>
chens bey der Begattung, fast wie die Rochen und<lb/>
Hayfische.</p><lb/>
              <p>Eine andere und noch wichtigere Abweichung<lb/>
von der Struktur der Säugthiere ist die völlige Ab-<lb/>
wesenheit der Zeugungstheile, die allen Insekten<lb/>
in ihrem Larvenzustande, und einigen, z. B. den<lb/>
Arbeitsbienen, ihr ganzes Leben hindurch eigen ist.<lb/>
In Betreff dieses Punkts findet bey den Insekten ein<lb/>
merkwürdiges Gesetz statt, worauf wir in der Folge<lb/>
zurückkommen werden. <hi rendition="#g">Alle geschlechtslose<lb/>
Thiere dieser Classe haben statt der Zeu-<lb/>
gungstheile gewisse andere Organe, wel-<lb/>
che einen Stoff zur Hervorbringung von<lb/>
Kunstwerken liefern, und alle wenden<lb/>
auch diesen Stoff zur Bildung der letz-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">I. Bd.</hi><hi rendition="#g">Aa</hi></fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">tern</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0389] sen öffnen. Indeſs giebt es auf der andern Seite auch wieder Eigenthümlichkeiten an den Zeugungs- theilen der Insekten, wovon sich bey den Säugthie- ren keine Spur findet. Zu diesen Abweichungen gehört zuerst die Lage der äussern Zeugungsorgane, und besonders derer des Männchen, die nicht im- mer in der Nähe des Afters ist. Bey mehrern Spin- nen befindet sich an jedem der beyden Fühlhörner eine männliche Ruthe. Bey den Afterspinnen (Pha- langium) liegt dieser Theil am Maule, und bey den Libellen am Bauche. Die letztern, die Schmetter- linge und mehrere andere Insekten haben zugleich zangenförmige Organe zur Umfassung des Weib- chens bey der Begattung, fast wie die Rochen und Hayfische. Eine andere und noch wichtigere Abweichung von der Struktur der Säugthiere ist die völlige Ab- wesenheit der Zeugungstheile, die allen Insekten in ihrem Larvenzustande, und einigen, z. B. den Arbeitsbienen, ihr ganzes Leben hindurch eigen ist. In Betreff dieses Punkts findet bey den Insekten ein merkwürdiges Gesetz statt, worauf wir in der Folge zurückkommen werden. Alle geschlechtslose Thiere dieser Classe haben statt der Zeu- gungstheile gewisse andere Organe, wel- che einen Stoff zur Hervorbringung von Kunstwerken liefern, und alle wenden auch diesen Stoff zur Bildung der letz- tern I. Bd. Aa

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/389
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/389>, abgerufen am 20.05.2024.