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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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nen Kiemen zu haben, sondern einige, unter an-
dern die Erdregenwürmer, durch Tracheen zu re-
spiriren. Da, wo Branchien vorhanden sind, z. B.
bey dem Geschlechte Nais, liegen diese am After.
Die Struktur des Nahrungscanals und des Gefässsy-
stems kömmt mit der der Nereiden überein, ausge-
nommen, dass hier der After nicht immer am Ende
des Schwanzes, sondern bey einigen, z. B. den
Sprützwürmern (Sipunculus), am Bauche liegt und
der untere Theil des Darmcanals aufwärts gebogen
ist. Vorzüglich merkwürdig ist es, dass sich bey
allen Thieren dieser Familie, die genauer unter-
sucht sind, immer in einem Theile des Gefässsy-
stems eine rothe Flüssigkeit gefunden hat. Im Erd-
regenwurme zog sie schon die Aufmerksamkeit des
Willis auf sich. O. F. Müller fand sie in den
sämmtlichen Arten aus dem Geschlechte der Naiden,
die er zu beobachten Gelegenheit hatte, so wie im
Lumbricus tubifex und Lumbricus lineatus. Und
dass der rothe Saft der Blutigel nicht eingesogenes
fremdes, sondern eigenes Blut ist, hat Cuvier ge-
zeigt. In Ansehung der Geschlechtstheile ist die
Familie der Naiden mit der der Röhrenwürmer ver-
wandt. Sie bestehen in Saamenbläschen und Eyer-
stöcken, welche ohnweit dem Kopfe liegen, und
mit vielen und grossen Blutgefässen versehen
sind.

Die

nen Kiemen zu haben, sondern einige, unter an-
dern die Erdregenwürmer, durch Tracheen zu re-
spiriren. Da, wo Branchien vorhanden sind, z. B.
bey dem Geschlechte Nais, liegen diese am After.
Die Struktur des Nahrungscanals und des Gefäſssy-
stems kömmt mit der der Nereiden überein, ausge-
nommen, daſs hier der After nicht immer am Ende
des Schwanzes, sondern bey einigen, z. B. den
Sprützwürmern (Sipunculus), am Bauche liegt und
der untere Theil des Darmcanals aufwärts gebogen
ist. Vorzüglich merkwürdig ist es, daſs sich bey
allen Thieren dieser Familie, die genauer unter-
sucht sind, immer in einem Theile des Gefäſssy-
stems eine rothe Flüssigkeit gefunden hat. Im Erd-
regenwurme zog sie schon die Aufmerksamkeit des
Willis auf sich. O. F. Müller fand sie in den
sämmtlichen Arten aus dem Geschlechte der Naiden,
die er zu beobachten Gelegenheit hatte, so wie im
Lumbricus tubifex und Lumbricus lineatus. Und
daſs der rothe Saft der Blutigel nicht eingesogenes
fremdes, sondern eigenes Blut ist, hat Cuvier ge-
zeigt. In Ansehung der Geschlechtstheile ist die
Familie der Naiden mit der der Röhrenwürmer ver-
wandt. Sie bestehen in Saamenbläschen und Eyer-
stöcken, welche ohnweit dem Kopfe liegen, und
mit vielen und groſsen Blutgefäſsen versehen
sind.

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[392/0412] nen Kiemen zu haben, sondern einige, unter an- dern die Erdregenwürmer, durch Tracheen zu re- spiriren. Da, wo Branchien vorhanden sind, z. B. bey dem Geschlechte Nais, liegen diese am After. Die Struktur des Nahrungscanals und des Gefäſssy- stems kömmt mit der der Nereiden überein, ausge- nommen, daſs hier der After nicht immer am Ende des Schwanzes, sondern bey einigen, z. B. den Sprützwürmern (Sipunculus), am Bauche liegt und der untere Theil des Darmcanals aufwärts gebogen ist. Vorzüglich merkwürdig ist es, daſs sich bey allen Thieren dieser Familie, die genauer unter- sucht sind, immer in einem Theile des Gefäſssy- stems eine rothe Flüssigkeit gefunden hat. Im Erd- regenwurme zog sie schon die Aufmerksamkeit des Willis auf sich. O. F. Müller fand sie in den sämmtlichen Arten aus dem Geschlechte der Naiden, die er zu beobachten Gelegenheit hatte, so wie im Lumbricus tubifex und Lumbricus lineatus. Und daſs der rothe Saft der Blutigel nicht eingesogenes fremdes, sondern eigenes Blut ist, hat Cuvier ge- zeigt. In Ansehung der Geschlechtstheile ist die Familie der Naiden mit der der Röhrenwürmer ver- wandt. Sie bestehen in Saamenbläschen und Eyer- stöcken, welche ohnweit dem Kopfe liegen, und mit vielen und groſsen Blutgefäſsen versehen sind. Die

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/412>, abgerufen am 21.11.2024.