hirne der Frösche gehende Blutmenge der, welche zum menschlichen Gehirne geht, bey weitem nicht gleich kömmt. Darf man sich auf Swammerdamm's Zeichnung (d) verlassen, so sind aber auch die Ca- rotiden der Frösche nicht einmal dicker, als die Ver- tebralarterien. Da nun jene nur ein einziges, diese hingegen mehrere Paare ausmachen, so fliesst bey den Fröschen nicht einmal so viel Blut zum Ge- hirne, als zum Rückenmarke.
Aber nicht nur im Gehirne, sondern auch im ganzen Körper eines Thiers fin- den wir desto weniger Blut, je mehr sich dasselbe in seinem Baue von dem Men- schen entfernt, und den Insekten und Würmern nähert.
Ich kann mich wegen dieses Satzes auf meine eigene Beobachtungen berufen. Immer habe ich bey Zergliederungen lebender Thiere von Säugthie- ren mehr Blut, als von Vögeln, und von diesen mehr, als von Fischen und Amphibien erhalten. Eben diese Beobachtung wird auch jeder gemacht haben, der sich mit anatomischen Untersuchungen lebender Thiere von verschiedenen Classen beschäf- tigt hat. In einer Viper, welche 301/2. Drachme wog, fand man nur 80 Gran Blut, also den 27ten Theil ihrer ganzen Masse, und noch weniger erhielt Men-
Ghini
(d) Bibel der Natur. Tab. XLIX. f. 3.
hirne der Frösche gehende Blutmenge der, welche zum menschlichen Gehirne geht, bey weitem nicht gleich kömmt. Darf man sich auf Swammerdamm’s Zeichnung (d) verlassen, so sind aber auch die Ca- rotiden der Frösche nicht einmal dicker, als die Ver- tebralarterien. Da nun jene nur ein einziges, diese hingegen mehrere Paare ausmachen, so flieſst bey den Fröschen nicht einmal so viel Blut zum Ge- hirne, als zum Rückenmarke.
Aber nicht nur im Gehirne, sondern auch im ganzen Körper eines Thiers fin- den wir desto weniger Blut, je mehr sich dasselbe in seinem Baue von dem Men- schen entfernt, und den Insekten und Würmern nähert.
Ich kann mich wegen dieses Satzes auf meine eigene Beobachtungen berufen. Immer habe ich bey Zergliederungen lebender Thiere von Säugthie- ren mehr Blut, als von Vögeln, und von diesen mehr, als von Fischen und Amphibien erhalten. Eben diese Beobachtung wird auch jeder gemacht haben, der sich mit anatomischen Untersuchungen lebender Thiere von verschiedenen Classen beschäf- tigt hat. In einer Viper, welche 30½. Drachme wog, fand man nur 80 Gran Blut, also den 27ten Theil ihrer ganzen Masse, und noch weniger erhielt Men-
Ghini
(d) Bibel der Natur. Tab. XLIX. f. 3.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0486"n="466"/>
hirne der Frösche gehende Blutmenge der, welche<lb/>
zum menschlichen Gehirne geht, bey weitem nicht<lb/>
gleich kömmt. Darf man sich auf <hirendition="#k">Swammerdamm</hi>’s<lb/>
Zeichnung <noteplace="foot"n="(d)">Bibel der Natur. Tab. XLIX. f. 3.</note> verlassen, so sind aber auch die Ca-<lb/>
rotiden der Frösche nicht einmal dicker, als die Ver-<lb/>
tebralarterien. Da nun jene nur ein einziges, diese<lb/>
hingegen mehrere Paare ausmachen, so flieſst bey<lb/>
den Fröschen nicht einmal so viel Blut zum Ge-<lb/>
hirne, als zum Rückenmarke.</p><lb/><p><hirendition="#g">Aber nicht nur im Gehirne, sondern<lb/>
auch im ganzen Körper eines Thiers fin-<lb/>
den wir desto weniger Blut, je mehr sich<lb/>
dasselbe in seinem Baue von dem Men-<lb/>
schen entfernt, und den Insekten und<lb/>
Würmern nähert</hi>.</p><lb/><p>Ich kann mich wegen dieses Satzes auf meine<lb/>
eigene Beobachtungen berufen. Immer habe ich<lb/>
bey Zergliederungen lebender Thiere von Säugthie-<lb/>
ren mehr Blut, als von Vögeln, und von diesen<lb/>
mehr, als von Fischen und Amphibien erhalten.<lb/>
Eben diese Beobachtung wird auch jeder gemacht<lb/>
haben, der sich mit anatomischen Untersuchungen<lb/>
lebender Thiere von verschiedenen Classen beschäf-<lb/>
tigt hat. In einer Viper, welche 30½. Drachme wog,<lb/>
fand man nur 80 Gran Blut, also den 27ten Theil<lb/>
ihrer ganzen Masse, und noch weniger erhielt <hirendition="#k">Men-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#k">Ghini</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[466/0486]
hirne der Frösche gehende Blutmenge der, welche
zum menschlichen Gehirne geht, bey weitem nicht
gleich kömmt. Darf man sich auf Swammerdamm’s
Zeichnung (d) verlassen, so sind aber auch die Ca-
rotiden der Frösche nicht einmal dicker, als die Ver-
tebralarterien. Da nun jene nur ein einziges, diese
hingegen mehrere Paare ausmachen, so flieſst bey
den Fröschen nicht einmal so viel Blut zum Ge-
hirne, als zum Rückenmarke.
Aber nicht nur im Gehirne, sondern
auch im ganzen Körper eines Thiers fin-
den wir desto weniger Blut, je mehr sich
dasselbe in seinem Baue von dem Men-
schen entfernt, und den Insekten und
Würmern nähert.
Ich kann mich wegen dieses Satzes auf meine
eigene Beobachtungen berufen. Immer habe ich
bey Zergliederungen lebender Thiere von Säugthie-
ren mehr Blut, als von Vögeln, und von diesen
mehr, als von Fischen und Amphibien erhalten.
Eben diese Beobachtung wird auch jeder gemacht
haben, der sich mit anatomischen Untersuchungen
lebender Thiere von verschiedenen Classen beschäf-
tigt hat. In einer Viper, welche 30½. Drachme wog,
fand man nur 80 Gran Blut, also den 27ten Theil
ihrer ganzen Masse, und noch weniger erhielt Men-
Ghini
(d) Bibel der Natur. Tab. XLIX. f. 3.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/486>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.