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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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behaupteten, ein Netz bildet, so lässt sich auf jede
dieser Fragen eine bejahende und eine verneinende
Antwort geben, je nachdem man von diesem, oder
von jenem Gesichtspunkte ausgeht. Eine Stufen-
leiter bilden jene Gestalten, sobald man nur auf
einzelne Theile ihrer Organisation Rücksicht
nimmt; sie machen ein Netz und nicht eine Stu-
fenleiter aus, wenn man ihre gesammte Organisa-
tion in Anschlag bringt. Frägt man weiter, ob
die Natur blos Arten, oder auch Geschlechter, Fa-
milien und Classen hervorgebracht hat, und setzt
dabey voraus, dass ein Unterschied der Arten,
Geschlechter u. s. w. in der gesammten Organisa-
tion statt findet, so antworte ich, dass Arten so
wenig, als Geschlechter und Ordnungen Werke
der Natur, sondern nur Geschöpfe der Phantasie
des Menschen sind. Nimmt man aber jenen Un-
terschied nur in einzelnen Theilen an, so glaube
ich allerdings, dass es nicht blos Individuen, son-
dern auch Arten und Geschlechter in der Natur
giebt.

Die Natur, sagte Leibnitz, bildet ein Gan-
zes, dessen Theile in so enger Verbindung ste-
hen, dass es den Sinnen und selbst der Einbil-
dungskraft unmöglich ist, den Punkt anzugeben,
wo der eine aufhört und der andere anfängt.
Dieser Ausspruch bleibt wahr und gewiss! Aber
wenn eben dieser Weltweise jenes Ganze eine

ein-

behaupteten, ein Netz bildet, so läſst sich auf jede
dieser Fragen eine bejahende und eine verneinende
Antwort geben, je nachdem man von diesem, oder
von jenem Gesichtspunkte ausgeht. Eine Stufen-
leiter bilden jene Gestalten, sobald man nur auf
einzelne Theile ihrer Organisation Rücksicht
nimmt; sie machen ein Netz und nicht eine Stu-
fenleiter aus, wenn man ihre gesammte Organisa-
tion in Anschlag bringt. Frägt man weiter, ob
die Natur blos Arten, oder auch Geschlechter, Fa-
milien und Classen hervorgebracht hat, und setzt
dabey voraus, daſs ein Unterschied der Arten,
Geschlechter u. s. w. in der gesammten Organisa-
tion statt findet, so antworte ich, daſs Arten so
wenig, als Geschlechter und Ordnungen Werke
der Natur, sondern nur Geschöpfe der Phantasie
des Menschen sind. Nimmt man aber jenen Un-
terschied nur in einzelnen Theilen an, so glaube
ich allerdings, daſs es nicht blos Individuen, son-
dern auch Arten und Geschlechter in der Natur
giebt.

Die Natur, sagte Leibnitz, bildet ein Gan-
zes, dessen Theile in so enger Verbindung ste-
hen, daſs es den Sinnen und selbst der Einbil-
dungskraft unmöglich ist, den Punkt anzugeben,
wo der eine aufhört und der andere anfängt.
Dieser Ausspruch bleibt wahr und gewiſs! Aber
wenn eben dieser Weltweise jenes Ganze eine

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[474/0494] behaupteten, ein Netz bildet, so läſst sich auf jede dieser Fragen eine bejahende und eine verneinende Antwort geben, je nachdem man von diesem, oder von jenem Gesichtspunkte ausgeht. Eine Stufen- leiter bilden jene Gestalten, sobald man nur auf einzelne Theile ihrer Organisation Rücksicht nimmt; sie machen ein Netz und nicht eine Stu- fenleiter aus, wenn man ihre gesammte Organisa- tion in Anschlag bringt. Frägt man weiter, ob die Natur blos Arten, oder auch Geschlechter, Fa- milien und Classen hervorgebracht hat, und setzt dabey voraus, daſs ein Unterschied der Arten, Geschlechter u. s. w. in der gesammten Organisa- tion statt findet, so antworte ich, daſs Arten so wenig, als Geschlechter und Ordnungen Werke der Natur, sondern nur Geschöpfe der Phantasie des Menschen sind. Nimmt man aber jenen Un- terschied nur in einzelnen Theilen an, so glaube ich allerdings, daſs es nicht blos Individuen, son- dern auch Arten und Geschlechter in der Natur giebt. Die Natur, sagte Leibnitz, bildet ein Gan- zes, dessen Theile in so enger Verbindung ste- hen, daſs es den Sinnen und selbst der Einbil- dungskraft unmöglich ist, den Punkt anzugeben, wo der eine aufhört und der andere anfängt. Dieser Ausspruch bleibt wahr und gewiſs! Aber wenn eben dieser Weltweise jenes Ganze eine ein-

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/494>, abgerufen am 21.11.2024.