Von denjenigen Arten, die sich den Sommer hindurch als Zugvögel in den kalten und gemässig- ten Zonen aufhalten, scheinen manche Individuen den Trieb des Auswanderns gar nicht zu empfin- den, sondern die wärmern Climate zum beständi- gen Aufenthalte zu haben. Der jüngere Gmelin traf um Enzelli in Persien die meisten kleinern Eu- ropäischen Vögel an. Aber sehr wenige darunter waren Zugvögel. Er bemerkte sie fast insgesammt zu allen Jahreszeiten in gleich grosser Menge. Nur sahe er sie des Sommers in den Gebirgen häufiger, als in den Ebenen (g). Ist diese Beobachtung nicht ein überzeugender Beweis, dass jene Vögel nicht Europa, sondern das wärmere Persien zur wahren Heimath haben?
Auf ähnliche Art, wie mit den Vögeln, ver- hält es sich ohne Zweifel auch mit den Fischen, besonders den Flussfischen. Die kalte Zone des Nordens ist noch ärmer an solchen Fischen, welche die süssen Gewässer derselben zum beständigen Wohnsitze haben, als an bleibenden Vögeln. In den Flüssen und Landseen von Kamschatka und dem nordwestlichen Amerika giebt es gar keine Fi-
sche,
(f)Bartram a. a. O.
(g) S. G. Gmelin's Reise durch Russl. Th. 3. S. 97.
Von denjenigen Arten, die sich den Sommer hindurch als Zugvögel in den kalten und gemäſsig- ten Zonen aufhalten, scheinen manche Individuen den Trieb des Auswanderns gar nicht zu empfin- den, sondern die wärmern Climate zum beständi- gen Aufenthalte zu haben. Der jüngere Gmelin traf um Enzelli in Persien die meisten kleinern Eu- ropäischen Vögel an. Aber sehr wenige darunter waren Zugvögel. Er bemerkte sie fast insgesammt zu allen Jahreszeiten in gleich groſser Menge. Nur sahe er sie des Sommers in den Gebirgen häufiger, als in den Ebenen (g). Ist diese Beobachtung nicht ein überzeugender Beweis, daſs jene Vögel nicht Europa, sondern das wärmere Persien zur wahren Heimath haben?
Auf ähnliche Art, wie mit den Vögeln, ver- hält es sich ohne Zweifel auch mit den Fischen, besonders den Fluſsfischen. Die kalte Zone des Nordens ist noch ärmer an solchen Fischen, welche die süſsen Gewässer derselben zum beständigen Wohnsitze haben, als an bleibenden Vögeln. In den Flüssen und Landseen von Kamschatka und dem nordwestlichen Amerika giebt es gar keine Fi-
sche,
(f)Bartram a. a. O.
(g) S. G. Gmelin’s Reise durch Ruſsl. Th. 3. S. 97.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0206"n="196"/>
talus loculator, Phaeton aethereus, Pelecanus aqui-<lb/>
lus und Pelecanus Sula <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#k">Bartram</hi> a. a. O.</note>.</p><lb/><p>Von denjenigen Arten, die sich den Sommer<lb/>
hindurch als Zugvögel in den kalten und gemäſsig-<lb/>
ten Zonen aufhalten, scheinen manche Individuen<lb/>
den Trieb des Auswanderns gar nicht zu empfin-<lb/>
den, sondern die wärmern Climate zum beständi-<lb/>
gen Aufenthalte zu haben. Der jüngere <hirendition="#k">Gmelin</hi><lb/>
traf um Enzelli in Persien die meisten kleinern Eu-<lb/>
ropäischen Vögel an. Aber sehr wenige darunter<lb/>
waren Zugvögel. Er bemerkte sie fast insgesammt<lb/>
zu allen Jahreszeiten in gleich groſser Menge. Nur<lb/>
sahe er sie des Sommers in den Gebirgen häufiger,<lb/>
als in den Ebenen <noteplace="foot"n="(g)">S. G. <hirendition="#k">Gmelin</hi>’s Reise durch Ruſsl. Th. 3. S. 97.</note>. Ist diese Beobachtung nicht<lb/>
ein überzeugender Beweis, daſs jene Vögel nicht<lb/>
Europa, sondern das wärmere Persien zur wahren<lb/>
Heimath haben?</p><lb/><p>Auf ähnliche Art, wie mit den Vögeln, ver-<lb/>
hält es sich ohne Zweifel auch mit den Fischen,<lb/>
besonders den Fluſsfischen. Die kalte Zone des<lb/>
Nordens ist noch ärmer an solchen Fischen, welche<lb/>
die süſsen Gewässer derselben zum beständigen<lb/>
Wohnsitze haben, als an bleibenden Vögeln. In<lb/>
den Flüssen und Landseen von Kamschatka und<lb/>
dem nordwestlichen Amerika giebt es gar keine Fi-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">sche,</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[196/0206]
talus loculator, Phaeton aethereus, Pelecanus aqui-
lus und Pelecanus Sula (f).
Von denjenigen Arten, die sich den Sommer
hindurch als Zugvögel in den kalten und gemäſsig-
ten Zonen aufhalten, scheinen manche Individuen
den Trieb des Auswanderns gar nicht zu empfin-
den, sondern die wärmern Climate zum beständi-
gen Aufenthalte zu haben. Der jüngere Gmelin
traf um Enzelli in Persien die meisten kleinern Eu-
ropäischen Vögel an. Aber sehr wenige darunter
waren Zugvögel. Er bemerkte sie fast insgesammt
zu allen Jahreszeiten in gleich groſser Menge. Nur
sahe er sie des Sommers in den Gebirgen häufiger,
als in den Ebenen (g). Ist diese Beobachtung nicht
ein überzeugender Beweis, daſs jene Vögel nicht
Europa, sondern das wärmere Persien zur wahren
Heimath haben?
Auf ähnliche Art, wie mit den Vögeln, ver-
hält es sich ohne Zweifel auch mit den Fischen,
besonders den Fluſsfischen. Die kalte Zone des
Nordens ist noch ärmer an solchen Fischen, welche
die süſsen Gewässer derselben zum beständigen
Wohnsitze haben, als an bleibenden Vögeln. In
den Flüssen und Landseen von Kamschatka und
dem nordwestlichen Amerika giebt es gar keine Fi-
sche,
(f) Bartram a. a. O.
(g) S. G. Gmelin’s Reise durch Ruſsl. Th. 3. S. 97.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/206>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.