es war voll von Wasserflöhen, Naiden und Wasser- schnecken; aber von Infusionsthieren, grüner Ma- terie und Schimmel zeigte sich nie eine Spuhr in demselben.
Eben diese Beobachtung habe ich in der Folge auch noch an andern Aufgüssen gemacht, worin sich vegetirende Wasserpflanzen befanden. Erst dann kamen in denselben Infusionsthiere oder grüne Materie zum Vorscheine, wenn das Wachs- thum der Pflanzen abzunehmen anfing.
Aber wie wird nun die Entstehung der Infu- sionsthiere durch lebende Pflanzen unterdrückt? Werden etwa die Eyer derselben von diesen einge- sogen? Aber warum geschieht dies denn nicht auch mit den Eyern der Wasserflöhe?
Zweyter Versuch. Im Anfange des Aprils bereitete ich mehrere Aufgüsse von den Blättern der Wasserlilie (Iris pseudacorus L.) mit Brunnen- wasser in Gefässen von dunkelgrünem Glase, be- deckte diese mit Papier, und setzte sie vor das Fen- ster meines Wohnzimmers, wo gewöhnlich eine Temperatur von 14 bis 16° R. herrschte, und wel- ches durch ein gegenüberstehendes Haus vor der Sonne geschützt war. Am 12ten Tage zeigten sich Infusionsthiere in den Aufgüssen, und an diesen machte ich folgende Beobachtungen, die mir, gleich den Phänomenen des vorigen Versuchs, mit der
Hypo-
es war voll von Wasserflöhen, Naiden und Wasser- schnecken; aber von Infusionsthieren, grüner Ma- terie und Schimmel zeigte sich nie eine Spuhr in demselben.
Eben diese Beobachtung habe ich in der Folge auch noch an andern Aufgüssen gemacht, worin sich vegetirende Wasserpflanzen befanden. Erst dann kamen in denselben Infusionsthiere oder grüne Materie zum Vorscheine, wenn das Wachs- thum der Pflanzen abzunehmen anfing.
Aber wie wird nun die Entstehung der Infu- sionsthiere durch lebende Pflanzen unterdrückt? Werden etwa die Eyer derselben von diesen einge- sogen? Aber warum geschieht dies denn nicht auch mit den Eyern der Wasserflöhe?
Zweyter Versuch. Im Anfange des Aprils bereitete ich mehrere Aufgüsse von den Blättern der Wasserlilie (Iris pseudacorus L.) mit Brunnen- wasser in Gefäſsen von dunkelgrünem Glase, be- deckte diese mit Papier, und setzte sie vor das Fen- ster meines Wohnzimmers, wo gewöhnlich eine Temperatur von 14 bis 16° R. herrschte, und wel- ches durch ein gegenüberstehendes Haus vor der Sonne geschützt war. Am 12ten Tage zeigten sich Infusionsthiere in den Aufgüssen, und an diesen machte ich folgende Beobachtungen, die mir, gleich den Phänomenen des vorigen Versuchs, mit der
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es war voll von Wasserflöhen, Naiden und Wasser-
schnecken; aber von Infusionsthieren, grüner Ma-
terie und Schimmel zeigte sich nie eine Spuhr in
demselben.
Eben diese Beobachtung habe ich in der Folge
auch noch an andern Aufgüssen gemacht, worin
sich vegetirende Wasserpflanzen befanden. Erst
dann kamen in denselben Infusionsthiere oder
grüne Materie zum Vorscheine, wenn das Wachs-
thum der Pflanzen abzunehmen anfing.
Aber wie wird nun die Entstehung der Infu-
sionsthiere durch lebende Pflanzen unterdrückt?
Werden etwa die Eyer derselben von diesen einge-
sogen? Aber warum geschieht dies denn nicht
auch mit den Eyern der Wasserflöhe?
Zweyter Versuch. Im Anfange des Aprils
bereitete ich mehrere Aufgüsse von den Blättern
der Wasserlilie (Iris pseudacorus L.) mit Brunnen-
wasser in Gefäſsen von dunkelgrünem Glase, be-
deckte diese mit Papier, und setzte sie vor das Fen-
ster meines Wohnzimmers, wo gewöhnlich eine
Temperatur von 14 bis 16° R. herrschte, und wel-
ches durch ein gegenüberstehendes Haus vor der
Sonne geschützt war. Am 12ten Tage zeigten sich
Infusionsthiere in den Aufgüssen, und an diesen
machte ich folgende Beobachtungen, die mir, gleich
den Phänomenen des vorigen Versuchs, mit der
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/330>, abgerufen am 26.11.2024.
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