gust in fayencenen Tellern zerschnittene Aepfel, Carotten und rothe Rüben, und setzte diese In- fusionen an denselben Ort, wo sich die vorigen Aufgüsse befanden.
Nach einigen Tagen erzeugten sich auf diesen Infusionen gallertartige Membranen, und gegen den 14ten Tag fand ich diese Häute mit graugrünem (Mucor glaucus L.) und gemeinem Schimmel (Mu- cor mucedo) bedeckt, der sich auf den Infusionen von Aepfeln bis in die sechste, auf denen von Ca- rotten und rothen Rüben aber nur bis in die vierte Woche hielt. In keinem der Aufgüsse waren wäh- rend dieser Zeit Infusionsthiere zu finden.
Aus den drey letztern Versuchen folgt, dass unter gleichen Umständen einige Aufgüsse blos In- fusionsthiere, andere blos Schimmel hervorbringen, und dass die Ursache dieser Verschiedenheit nicht an dem Wasser, sondern an den infundirten Sub- stanzen liegt. Es folgt zweytens daraus, dass bey der Entstehung der Infusionsthiere andere chemi- sche Processe als bey der des Schimmels statt fin- den; bey der erstern nehmlich werden die infun- dirten Substanzen in eine flockenartige, bey der letztern in eine gelatinöse Materie aufgelöst. Sind nun jene Processe blos coexistirende Phänomene mit der Erzeugung der Infusionsthiere und des Schim- mels, oder sind sie Ursachen dieser Erzeugung? Dass sie von der Entstehung der Infusionsthiere
Ursa-
gust in fayencenen Tellern zerschnittene Aepfel, Carotten und rothe Rüben, und setzte diese In- fusionen an denselben Ort, wo sich die vorigen Aufgüsse befanden.
Nach einigen Tagen erzeugten sich auf diesen Infusionen gallertartige Membranen, und gegen den 14ten Tag fand ich diese Häute mit graugrünem (Mucor glaucus L.) und gemeinem Schimmel (Mu- cor mucedo) bedeckt, der sich auf den Infusionen von Aepfeln bis in die sechste, auf denen von Ca- rotten und rothen Rüben aber nur bis in die vierte Woche hielt. In keinem der Aufgüsse waren wäh- rend dieser Zeit Infusionsthiere zu finden.
Aus den drey letztern Versuchen folgt, daſs unter gleichen Umständen einige Aufgüsse blos In- fusionsthiere, andere blos Schimmel hervorbringen, und daſs die Ursache dieser Verschiedenheit nicht an dem Wasser, sondern an den infundirten Sub- stanzen liegt. Es folgt zweytens daraus, daſs bey der Entstehung der Infusionsthiere andere chemi- sche Processe als bey der des Schimmels statt fin- den; bey der erstern nehmlich werden die infun- dirten Substanzen in eine flockenartige, bey der letztern in eine gelatinöse Materie aufgelöst. Sind nun jene Processe blos coexistirende Phänomene mit der Erzeugung der Infusionsthiere und des Schim- mels, oder sind sie Ursachen dieser Erzeugung? Daſs sie von der Entstehung der Infusionsthiere
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gust in fayencenen Tellern zerschnittene Aepfel,
Carotten und rothe Rüben, und setzte diese In-
fusionen an denselben Ort, wo sich die vorigen
Aufgüsse befanden.
Nach einigen Tagen erzeugten sich auf diesen
Infusionen gallertartige Membranen, und gegen
den 14ten Tag fand ich diese Häute mit graugrünem
(Mucor glaucus L.) und gemeinem Schimmel (Mu-
cor mucedo) bedeckt, der sich auf den Infusionen
von Aepfeln bis in die sechste, auf denen von Ca-
rotten und rothen Rüben aber nur bis in die vierte
Woche hielt. In keinem der Aufgüsse waren wäh-
rend dieser Zeit Infusionsthiere zu finden.
Aus den drey letztern Versuchen folgt, daſs
unter gleichen Umständen einige Aufgüsse blos In-
fusionsthiere, andere blos Schimmel hervorbringen,
und daſs die Ursache dieser Verschiedenheit nicht
an dem Wasser, sondern an den infundirten Sub-
stanzen liegt. Es folgt zweytens daraus, daſs bey
der Entstehung der Infusionsthiere andere chemi-
sche Processe als bey der des Schimmels statt fin-
den; bey der erstern nehmlich werden die infun-
dirten Substanzen in eine flockenartige, bey der
letztern in eine gelatinöse Materie aufgelöst. Sind
nun jene Processe blos coexistirende Phänomene mit
der Erzeugung der Infusionsthiere und des Schim-
mels, oder sind sie Ursachen dieser Erzeugung?
Daſs sie von der Entstehung der Infusionsthiere
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/336>, abgerufen am 25.11.2024.
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