Carotten mit frisch bereitetem Kalkwasser gemacht, die eine dieser Infusionen mit Zink und Silber, die zweyte mit Zink und Eisen, die dritte mit Zink und Kupfer armirt, und dieselben an einen mässig hellen Ort hingestellt. Den Zweck, den ich bey diesem Versuche eigentlich beabsichtigte, habe ich an einem andern Orte angezeigt. Hier bemerke ich nur Folgendes. Vier Tage nachher, nachdem ich die Armaturen aus den Gefässen wieder herausge- nommen hatte, und schon im Begriffe war, die Aufgüsse wieder wegzugiessen, fand ich auf allen dreyen eine Menge blaugrünen Schimmels, zugleich aber auch runde, 1 bis 3 Linien im Durchmesser haltende Flecken von der schönsten Carminfarbe. Ich brachte diese Substanz unter das Microscop, und fand in ihr eine fadenartige, der der Byssus ähnliche Struktur. Ihr schönes Roth aber dauerte kaum zwey Tage, und verwandelte sich in ein schmutziges Braun. Sowohl von jenem Schimmel, als von dieser rothen Substanz zeigte sich übrigens mehr auf der ersten, als auf der zweyten, und auf dieser mehr, als auf der dritten Infusion. Beyde aber entstanden auch auf der ersten später, als auf der zweyten und dritten. Infusionsthiere waren in keinem der Aufgüsse zu entdecken.
Nach diesen Versuchen waren es also gewiss nicht präexistirende Eyer oder Saamenkörner, wor- aus die Infusionsthiere und der Schimmel in den
Auf-
Carotten mit frisch bereitetem Kalkwasser gemacht, die eine dieser Infusionen mit Zink und Silber, die zweyte mit Zink und Eisen, die dritte mit Zink und Kupfer armirt, und dieselben an einen mäſsig hellen Ort hingestellt. Den Zweck, den ich bey diesem Versuche eigentlich beabsichtigte, habe ich an einem andern Orte angezeigt. Hier bemerke ich nur Folgendes. Vier Tage nachher, nachdem ich die Armaturen aus den Gefäſsen wieder herausge- nommen hatte, und schon im Begriffe war, die Aufgüsse wieder wegzugiessen, fand ich auf allen dreyen eine Menge blaugrünen Schimmels, zugleich aber auch runde, 1 bis 3 Linien im Durchmesser haltende Flecken von der schönsten Carminfarbe. Ich brachte diese Substanz unter das Microscop, und fand in ihr eine fadenartige, der der Byssus ähnliche Struktur. Ihr schönes Roth aber dauerte kaum zwey Tage, und verwandelte sich in ein schmutziges Braun. Sowohl von jenem Schimmel, als von dieser rothen Substanz zeigte sich übrigens mehr auf der ersten, als auf der zweyten, und auf dieser mehr, als auf der dritten Infusion. Beyde aber entstanden auch auf der ersten später, als auf der zweyten und dritten. Infusionsthiere waren in keinem der Aufgüsse zu entdecken.
Nach diesen Versuchen waren es also gewiſs nicht präexistirende Eyer oder Saamenkörner, wor- aus die Infusionsthiere und der Schimmel in den
Auf-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0338"n="328"/>
Carotten mit frisch bereitetem Kalkwasser gemacht,<lb/>
die eine dieser Infusionen mit Zink und Silber,<lb/>
die zweyte mit Zink und Eisen, die dritte mit Zink<lb/>
und Kupfer armirt, und dieselben an einen mäſsig<lb/>
hellen Ort hingestellt. Den Zweck, den ich bey<lb/>
diesem Versuche eigentlich beabsichtigte, habe ich<lb/>
an einem andern Orte angezeigt. Hier bemerke ich<lb/>
nur Folgendes. Vier Tage nachher, nachdem ich<lb/>
die Armaturen aus den Gefäſsen wieder herausge-<lb/>
nommen hatte, und schon im Begriffe war, die<lb/>
Aufgüsse wieder wegzugiessen, fand ich auf allen<lb/>
dreyen eine Menge blaugrünen Schimmels, zugleich<lb/>
aber auch runde, 1 bis 3 Linien im Durchmesser<lb/>
haltende Flecken von der schönsten Carminfarbe.<lb/>
Ich brachte diese Substanz unter das Microscop,<lb/>
und fand in ihr eine fadenartige, der der Byssus<lb/>
ähnliche Struktur. Ihr schönes Roth aber dauerte<lb/>
kaum zwey Tage, und verwandelte sich in ein<lb/>
schmutziges Braun. Sowohl von jenem Schimmel,<lb/>
als von dieser rothen Substanz zeigte sich übrigens<lb/>
mehr auf der ersten, als auf der zweyten, und auf<lb/>
dieser mehr, als auf der dritten Infusion. Beyde<lb/>
aber entstanden auch auf der ersten später, als auf<lb/>
der zweyten und dritten. Infusionsthiere waren in<lb/>
keinem der Aufgüsse zu entdecken.</p><lb/><p>Nach diesen Versuchen waren es also gewiſs<lb/>
nicht präexistirende Eyer oder Saamenkörner, wor-<lb/>
aus die Infusionsthiere und der Schimmel in den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Auf-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[328/0338]
Carotten mit frisch bereitetem Kalkwasser gemacht,
die eine dieser Infusionen mit Zink und Silber,
die zweyte mit Zink und Eisen, die dritte mit Zink
und Kupfer armirt, und dieselben an einen mäſsig
hellen Ort hingestellt. Den Zweck, den ich bey
diesem Versuche eigentlich beabsichtigte, habe ich
an einem andern Orte angezeigt. Hier bemerke ich
nur Folgendes. Vier Tage nachher, nachdem ich
die Armaturen aus den Gefäſsen wieder herausge-
nommen hatte, und schon im Begriffe war, die
Aufgüsse wieder wegzugiessen, fand ich auf allen
dreyen eine Menge blaugrünen Schimmels, zugleich
aber auch runde, 1 bis 3 Linien im Durchmesser
haltende Flecken von der schönsten Carminfarbe.
Ich brachte diese Substanz unter das Microscop,
und fand in ihr eine fadenartige, der der Byssus
ähnliche Struktur. Ihr schönes Roth aber dauerte
kaum zwey Tage, und verwandelte sich in ein
schmutziges Braun. Sowohl von jenem Schimmel,
als von dieser rothen Substanz zeigte sich übrigens
mehr auf der ersten, als auf der zweyten, und auf
dieser mehr, als auf der dritten Infusion. Beyde
aber entstanden auch auf der ersten später, als auf
der zweyten und dritten. Infusionsthiere waren in
keinem der Aufgüsse zu entdecken.
Nach diesen Versuchen waren es also gewiſs
nicht präexistirende Eyer oder Saamenkörner, wor-
aus die Infusionsthiere und der Schimmel in den
Auf-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/338>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.