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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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nes von diesen Körnern keimte, sondern dass alle
aufquollen, welk, schleimicht, und endlich mit
einem sehr kurzhaarichten Schimmel überzogen
wurden. Auch gingen diese Veränderungen, das
Schimmeln ausgenommen, nicht nur mit denen
vor, welche auf dem Flanell lagen, und mit dem
Wasserstoffgas in unmittelbarer Berührung standen,
sondern auch mit denjenigen, welche von dem Fla-
nell herabgefallen und in dem Sperrwasser zu Bo-
den gesunken waren. Das Sperrwasser stieg wäh-
rend der 14 Tage, welche dieser Versuch dauerte,
in der einen Glocke über 2 Zoll, in der andern et-
was über 1 Zoll, und in beyden Gefässen war also
eine beträchtliche Menge Wasserstoffgas absorbirt
worden.

Dieser Beobachtung widersprechen zwar Ver-
suche von Sennebier (k), nach welchen in reinem
Wasser- und Stickstoffgas kein Schimmel entstehen
soll. Allein das Wasserstoffgas, dessen sich Senne-
bier
bediente, war vielleicht durch die Zersetzung
des Wassers vermittelst Eisenfeile und Vitriolsäure
bereitet, und dass auf diesem Wege eine Luftart
erhalten wird, die nichts weniger als rein ist, be-
weiset der Geruch derselben. Da nun überdies sich
der Schimmel vorzüglich an dumpfen, feuchten
und dunkeln, also solchen Orten erzeugt, wo ohne

Zwei-
(k) Usteri's neue Annalen der Botanik. St. 15. 1797.
S. 30.

nes von diesen Körnern keimte, sondern daſs alle
aufquollen, welk, schleimicht, und endlich mit
einem sehr kurzhaarichten Schimmel überzogen
wurden. Auch gingen diese Veränderungen, das
Schimmeln ausgenommen, nicht nur mit denen
vor, welche auf dem Flanell lagen, und mit dem
Wasserstoffgas in unmittelbarer Berührung standen,
sondern auch mit denjenigen, welche von dem Fla-
nell herabgefallen und in dem Sperrwasser zu Bo-
den gesunken waren. Das Sperrwasser stieg wäh-
rend der 14 Tage, welche dieser Versuch dauerte,
in der einen Glocke über 2 Zoll, in der andern et-
was über 1 Zoll, und in beyden Gefäſsen war also
eine beträchtliche Menge Wasserstoffgas absorbirt
worden.

Dieser Beobachtung widersprechen zwar Ver-
suche von Sennebier (k), nach welchen in reinem
Wasser- und Stickstoffgas kein Schimmel entstehen
soll. Allein das Wasserstoffgas, dessen sich Senne-
bier
bediente, war vielleicht durch die Zersetzung
des Wassers vermittelst Eisenfeile und Vitriolsäure
bereitet, und daſs auf diesem Wege eine Luftart
erhalten wird, die nichts weniger als rein ist, be-
weiset der Geruch derselben. Da nun überdies sich
der Schimmel vorzüglich an dumpfen, feuchten
und dunkeln, also solchen Orten erzeugt, wo ohne

Zwei-
(k) Usteri’s neue Annalen der Botanik. St. 15. 1797.
S. 30.
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[331/0341] nes von diesen Körnern keimte, sondern daſs alle aufquollen, welk, schleimicht, und endlich mit einem sehr kurzhaarichten Schimmel überzogen wurden. Auch gingen diese Veränderungen, das Schimmeln ausgenommen, nicht nur mit denen vor, welche auf dem Flanell lagen, und mit dem Wasserstoffgas in unmittelbarer Berührung standen, sondern auch mit denjenigen, welche von dem Fla- nell herabgefallen und in dem Sperrwasser zu Bo- den gesunken waren. Das Sperrwasser stieg wäh- rend der 14 Tage, welche dieser Versuch dauerte, in der einen Glocke über 2 Zoll, in der andern et- was über 1 Zoll, und in beyden Gefäſsen war also eine beträchtliche Menge Wasserstoffgas absorbirt worden. Dieser Beobachtung widersprechen zwar Ver- suche von Sennebier (k), nach welchen in reinem Wasser- und Stickstoffgas kein Schimmel entstehen soll. Allein das Wasserstoffgas, dessen sich Senne- bier bediente, war vielleicht durch die Zersetzung des Wassers vermittelst Eisenfeile und Vitriolsäure bereitet, und daſs auf diesem Wege eine Luftart erhalten wird, die nichts weniger als rein ist, be- weiset der Geruch derselben. Da nun überdies sich der Schimmel vorzüglich an dumpfen, feuchten und dunkeln, also solchen Orten erzeugt, wo ohne Zwei- (k) Usteri’s neue Annalen der Botanik. St. 15. 1797. S. 30.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/341>, abgerufen am 25.11.2024.