ten Versuche schliessen, dass jene Substanz im An- fange ihres Entstehens thierischer Natur ist.
Eine dritte Folgerung aus diesem Versuche ist, dass der unmittelbare Zutritt des Sonnenlichts die Erzeugung und Fortpflanzung der grünen Materie mehr hindert, als befördert. So lange die Infusion A jenem ausgesetzt war, erzeugte sich in ihr nur eine geringe Quantität dieser Materie; die Vermeh- rung der letztern ging langsam von statten, und ihre Farbe blieb bleich und gelb. Hingegen pflanz- te sich diese Materie sehr schnell fort, und ihre Farbe wurde gleich dunkeler, sobald der Aufguss an einen nur mässig erleuchteten Ort kam.
Zehnter Versuch. Eine Bestätigung der letztern Folgerung, und zugleich der Priestley- schen Beobachtung von der Entstehung einer ro- then Farbe in Aufgüssen, in denen sich grüne Ma- terie bilden will, erhielt ich auch von einer Infu- sion von Roggenkörnern, die ich im Anfange des Juny in einem grossen Gefässe von weissem Gla- se mit einem Pfund Brunnenwasser gemacht, und ins Freye an einen Ort, der den grössten Theil des Tages hindurch von der Sonne beschienen wurde, hingestellt hatte. Erst im Anfange des July be- merkte ich in diesem Gefässe einen Ansatz von grü- ner Materie, da doch andere Aufgüsse von Roggen- körnern, die ich blos dem Tageslichte ausgesetzt
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ten Versuche schliessen, daſs jene Substanz im An- fange ihres Entstehens thierischer Natur ist.
Eine dritte Folgerung aus diesem Versuche ist, daſs der unmittelbare Zutritt des Sonnenlichts die Erzeugung und Fortpflanzung der grünen Materie mehr hindert, als befördert. So lange die Infusion A jenem ausgesetzt war, erzeugte sich in ihr nur eine geringe Quantität dieser Materie; die Vermeh- rung der letztern ging langsam von statten, und ihre Farbe blieb bleich und gelb. Hingegen pflanz- te sich diese Materie sehr schnell fort, und ihre Farbe wurde gleich dunkeler, sobald der Aufguſs an einen nur mäſsig erleuchteten Ort kam.
Zehnter Versuch. Eine Bestätigung der letztern Folgerung, und zugleich der Priestley- schen Beobachtung von der Entstehung einer ro- then Farbe in Aufgüssen, in denen sich grüne Ma- terie bilden will, erhielt ich auch von einer Infu- sion von Roggenkörnern, die ich im Anfange des Juny in einem groſsen Gefäſse von weissem Gla- se mit einem Pfund Brunnenwasser gemacht, und ins Freye an einen Ort, der den gröſsten Theil des Tages hindurch von der Sonne beschienen wurde, hingestellt hatte. Erst im Anfange des July be- merkte ich in diesem Gefäſse einen Ansatz von grü- ner Materie, da doch andere Aufgüsse von Roggen- körnern, die ich blos dem Tageslichte ausgesetzt
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ten Versuche schliessen, daſs jene Substanz im An-
fange ihres Entstehens thierischer Natur ist.
Eine dritte Folgerung aus diesem Versuche ist,
daſs der unmittelbare Zutritt des Sonnenlichts die
Erzeugung und Fortpflanzung der grünen Materie
mehr hindert, als befördert. So lange die Infusion
A jenem ausgesetzt war, erzeugte sich in ihr nur
eine geringe Quantität dieser Materie; die Vermeh-
rung der letztern ging langsam von statten, und
ihre Farbe blieb bleich und gelb. Hingegen pflanz-
te sich diese Materie sehr schnell fort, und ihre
Farbe wurde gleich dunkeler, sobald der Aufguſs
an einen nur mäſsig erleuchteten Ort kam.
Zehnter Versuch. Eine Bestätigung der
letztern Folgerung, und zugleich der Priestley-
schen Beobachtung von der Entstehung einer ro-
then Farbe in Aufgüssen, in denen sich grüne Ma-
terie bilden will, erhielt ich auch von einer Infu-
sion von Roggenkörnern, die ich im Anfange des
Juny in einem groſsen Gefäſse von weissem Gla-
se mit einem Pfund Brunnenwasser gemacht, und
ins Freye an einen Ort, der den gröſsten Theil des
Tages hindurch von der Sonne beschienen wurde,
hingestellt hatte. Erst im Anfange des July be-
merkte ich in diesem Gefäſse einen Ansatz von grü-
ner Materie, da doch andere Aufgüsse von Roggen-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/352>, abgerufen am 24.11.2024.
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