volution fanden, der Lebensweise der darin befind- lichen Pflanzenthiere angemessen, so musste ihre Fortdauer durch die Verschliessung jener Höhlen unmöglich gemacht werden. Ist umgekehrt nur die Athmosphäre verschlossener Klüfte für sie taug- lich, so können sie vorher nicht an Orten, die mit der auf der Oberfläche der Erde ruhenden Luft in Verbindung standen, existirt haben. Ueberdies fin- det man jene Thierpflanzen nur in verschlos- senen Höhlen. Begreiflich wird hingegen die Ent- stehung dieser unterirdischen Gewächse, sobald man annimmt, dass sie aus dem Moder anderer Thiere und Pflanzen, die in jenen Höhlen ihr Grab fanden, gebildet wurden.
Eine noch wichtigere Bestätigung unserer Mei- nung fand De Reynier(o) in den Bleybergwerken von Ste. Marie. Alles alte zu Stützen gebrauchte Holz war hier mit dem Lichen radiciformis bedeckt, und jeder Uebergang von der ersten rohen Zusam- menhäufung bis zur feinsten Organisation liess sich genau daran bemerken. De Reynier verfolgte den Gang der Natur aufs sorgfältigste. Zuerst erzeugte sich auf der Fläche des Holzes ein Tropfen etwas schleimichten Wassers; dieser wurde nach und nach merklich trüber; er verhärtete auf dem Grun-
de
(o)Voigt's Mag. f. d. Neueste aus der Physik etc. B. VII. St. 1. S. 49.
Z 3
volution fanden, der Lebensweise der darin befind- lichen Pflanzenthiere angemessen, so muſste ihre Fortdauer durch die Verschliessung jener Höhlen unmöglich gemacht werden. Ist umgekehrt nur die Athmosphäre verschlossener Klüfte für sie taug- lich, so können sie vorher nicht an Orten, die mit der auf der Oberfläche der Erde ruhenden Luft in Verbindung standen, existirt haben. Ueberdies fin- det man jene Thierpflanzen nur in verschlos- senen Höhlen. Begreiflich wird hingegen die Ent- stehung dieser unterirdischen Gewächse, sobald man annimmt, daſs sie aus dem Moder anderer Thiere und Pflanzen, die in jenen Höhlen ihr Grab fanden, gebildet wurden.
Eine noch wichtigere Bestätigung unserer Mei- nung fand De Reynier(o) in den Bleybergwerken von Ste. Marie. Alles alte zu Stützen gebrauchte Holz war hier mit dem Lichen radiciformis bedeckt, und jeder Uebergang von der ersten rohen Zusam- menhäufung bis zur feinsten Organisation lieſs sich genau daran bemerken. De Reynier verfolgte den Gang der Natur aufs sorgfältigste. Zuerst erzeugte sich auf der Fläche des Holzes ein Tropfen etwas schleimichten Wassers; dieser wurde nach und nach merklich trüber; er verhärtete auf dem Grun-
de
(o)Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik etc. B. VII. St. 1. S. 49.
Z 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0367"n="357"/>
volution fanden, der Lebensweise der darin befind-<lb/>
lichen Pflanzenthiere angemessen, so muſste ihre<lb/>
Fortdauer durch die Verschliessung jener Höhlen<lb/>
unmöglich gemacht werden. Ist umgekehrt nur<lb/>
die Athmosphäre verschlossener Klüfte für sie taug-<lb/>
lich, so können sie vorher nicht an Orten, die mit<lb/>
der auf der Oberfläche der Erde ruhenden Luft in<lb/>
Verbindung standen, existirt haben. Ueberdies fin-<lb/>
det man jene Thierpflanzen nur in <hirendition="#g">verschlos-<lb/>
senen</hi> Höhlen. Begreiflich wird hingegen die Ent-<lb/>
stehung dieser unterirdischen Gewächse, sobald<lb/>
man annimmt, daſs sie aus dem Moder anderer<lb/>
Thiere und Pflanzen, die in jenen Höhlen ihr Grab<lb/>
fanden, gebildet wurden.</p><lb/><p>Eine noch wichtigere Bestätigung unserer Mei-<lb/>
nung fand <hirendition="#k">De Reynier</hi><noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#k">Voigt</hi>’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik etc. B.<lb/>
VII. St. 1. S. 49.</note> in den Bleybergwerken<lb/>
von Ste. Marie. Alles alte zu Stützen gebrauchte<lb/>
Holz war hier mit dem Lichen radiciformis bedeckt,<lb/>
und jeder Uebergang von der ersten rohen Zusam-<lb/>
menhäufung bis zur feinsten Organisation lieſs sich<lb/>
genau daran bemerken. <hirendition="#k">De Reynier</hi> verfolgte den<lb/>
Gang der Natur aufs sorgfältigste. Zuerst erzeugte<lb/>
sich auf der Fläche des Holzes ein Tropfen etwas<lb/>
schleimichten Wassers; dieser wurde nach und<lb/>
nach merklich trüber; er verhärtete auf dem Grun-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">de</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 3</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[357/0367]
volution fanden, der Lebensweise der darin befind-
lichen Pflanzenthiere angemessen, so muſste ihre
Fortdauer durch die Verschliessung jener Höhlen
unmöglich gemacht werden. Ist umgekehrt nur
die Athmosphäre verschlossener Klüfte für sie taug-
lich, so können sie vorher nicht an Orten, die mit
der auf der Oberfläche der Erde ruhenden Luft in
Verbindung standen, existirt haben. Ueberdies fin-
det man jene Thierpflanzen nur in verschlos-
senen Höhlen. Begreiflich wird hingegen die Ent-
stehung dieser unterirdischen Gewächse, sobald
man annimmt, daſs sie aus dem Moder anderer
Thiere und Pflanzen, die in jenen Höhlen ihr Grab
fanden, gebildet wurden.
Eine noch wichtigere Bestätigung unserer Mei-
nung fand De Reynier (o) in den Bleybergwerken
von Ste. Marie. Alles alte zu Stützen gebrauchte
Holz war hier mit dem Lichen radiciformis bedeckt,
und jeder Uebergang von der ersten rohen Zusam-
menhäufung bis zur feinsten Organisation lieſs sich
genau daran bemerken. De Reynier verfolgte den
Gang der Natur aufs sorgfältigste. Zuerst erzeugte
sich auf der Fläche des Holzes ein Tropfen etwas
schleimichten Wassers; dieser wurde nach und
nach merklich trüber; er verhärtete auf dem Grun-
de
(o) Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik etc. B.
VII. St. 1. S. 49.
Z 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/367>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.