sich eine sehr wirksame Galvanische Kette con- struiren lässt.
Es ist also drittens noch auszumachen, ob eine Galvanische Aktion auch zwischen Körpern mög- lich ist, die nicht in unmittelbarer Berührung mit einander stehen. Aber was könnte uns hindern, jene Wirkung in die Ferne, die jeder Körper, und also auch jedes Metall, vermöge seiner attraktiven oder repulsiven Grundkraft äussern muss, beym Galvanismus für unwirksam zu halten? Zwar glaubt von Humboldt(a) auf diese Unwirksam- keit aus seinen Versuchen schliessen zu müssen. "Ueberaus merkwürdig und charakteristisch," sagt er, "für die Natur der belebten Nerv- und Mus- "kelfaser ist es, dass alle Wirkungen aus der Ent- "fernung beym Galvanischen Versuche nur unter "den thierischen Organen selbst, und nie, nie un- "ter zwey Metallen oder andern unbelebten Ket- "tengliedern eintreten." Allein die Versuche, wor- auf sich von Humboldt wegen dieser Behauptung beruft, zeigen blos, dass jeder Zwischenraum zwi- schen den unbelebten Kettengliedern die Entste- hung sichtbarer Bewegungen der Muskelfasern ver- hindert, nicht aber, dass in unterbrochenen Ket- ten gar keine Aktion statt findet. Die letztere kann zu schwach seyn, um wirkliche Zusammenziehun-
gen
(a) Vers. über die gereizte Muskel- und Nervenfaser. Th. 1. S. 231. 247. Th. 2. S. 447.
sich eine sehr wirksame Galvanische Kette con- struiren läſst.
Es ist also drittens noch auszumachen, ob eine Galvanische Aktion auch zwischen Körpern mög- lich ist, die nicht in unmittelbarer Berührung mit einander stehen. Aber was könnte uns hindern, jene Wirkung in die Ferne, die jeder Körper, und also auch jedes Metall, vermöge seiner attraktiven oder repulsiven Grundkraft äussern muſs, beym Galvanismus für unwirksam zu halten? Zwar glaubt von Humboldt(a) auf diese Unwirksam- keit aus seinen Versuchen schliessen zu müssen. “Ueberaus merkwürdig und charakteristisch,” sagt er, “für die Natur der belebten Nerv- und Mus- „kelfaser ist es, daſs alle Wirkungen aus der Ent- „fernung beym Galvanischen Versuche nur unter „den thierischen Organen selbst, und nie, nie un- „ter zwey Metallen oder andern unbelebten Ket- „tengliedern eintreten.” Allein die Versuche, wor- auf sich von Humboldt wegen dieser Behauptung beruft, zeigen blos, daſs jeder Zwischenraum zwi- schen den unbelebten Kettengliedern die Entste- hung sichtbarer Bewegungen der Muskelfasern ver- hindert, nicht aber, daſs in unterbrochenen Ket- ten gar keine Aktion statt findet. Die letztere kann zu schwach seyn, um wirkliche Zusammenziehun-
gen
(a) Vers. über die gereizte Muskel- und Nervenfaser. Th. 1. S. 231. 247. Th. 2. S. 447.
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sich eine sehr wirksame Galvanische Kette con-
struiren läſst.
Es ist also drittens noch auszumachen, ob eine
Galvanische Aktion auch zwischen Körpern mög-
lich ist, die nicht in unmittelbarer Berührung mit
einander stehen. Aber was könnte uns hindern,
jene Wirkung in die Ferne, die jeder Körper, und
also auch jedes Metall, vermöge seiner attraktiven
oder repulsiven Grundkraft äussern muſs, beym
Galvanismus für unwirksam zu halten? Zwar
glaubt von Humboldt (a) auf diese Unwirksam-
keit aus seinen Versuchen schliessen zu müssen.
“Ueberaus merkwürdig und charakteristisch,” sagt
er, “für die Natur der belebten Nerv- und Mus-
„kelfaser ist es, daſs alle Wirkungen aus der Ent-
„fernung beym Galvanischen Versuche nur unter
„den thierischen Organen selbst, und nie, nie un-
„ter zwey Metallen oder andern unbelebten Ket-
„tengliedern eintreten.” Allein die Versuche, wor-
auf sich von Humboldt wegen dieser Behauptung
beruft, zeigen blos, daſs jeder Zwischenraum zwi-
schen den unbelebten Kettengliedern die Entste-
hung sichtbarer Bewegungen der Muskelfasern ver-
hindert, nicht aber, daſs in unterbrochenen Ket-
ten gar keine Aktion statt findet. Die letztere kann
zu schwach seyn, um wirkliche Zusammenziehun-
gen
(a) Vers. über die gereizte Muskel- und Nervenfaser.
Th. 1. S. 231. 247. Th. 2. S. 447.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/456>, abgerufen am 21.11.2024.
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