der Aussenwelt ist. Diese Zahl steigt aber mit der Mannichfaltigkeit der Organe, und nimmt ab mit zunehmender Einfachheit und Gleichartigkeit der letztern. Jene Gewalt muss also geringer seyn bey den höhern Thierclassen, als bey den niedern; grösser bey den Pflanzen; und am grössten bey den Zoophyten.
Vergleichen wir mit dieser letztern Folgerung die Erfahrung, so stimmet sie auch ganz damit überein. Einen Beweis, wie schwer die Ausartung bey dem Menschen von statten geht, geben die Ju- den. Schon seit so vielen Jahrhunderten aus Palä- stina verbannt, und in alle Weltgegenden zerstreut. behauptet dieses Volk, selbst unter den verschie- densten Zonen, noch immer seine eigenthümliche Bildung.
Ein höherer Grad von Degeneration findet bey manchen der übrigen Säugthiere statt. Auf der In- sel St. Barthelemi bekamen die Schaafe nach drey oder vier Fortpflanzungen statt der Wolle gerade steife Haare (u). Das zahme Hausschwein, das ohne Zweifel von dem wilden Eber abstammet, ar- tet hin und wieder in Racen aus, die an Sonder- barkeit alles weit übertreffen, was man an körper- licher Verschiedenheit unter den Menschen bemerkt. Schweine mit ungespaltenen Klauen kannten schon
die
(u)Fahlberg in den Neuen Abh. der Schwed. Akad. B. VII. I. 1786. S. 223.
der Aussenwelt ist. Diese Zahl steigt aber mit der Mannichfaltigkeit der Organe, und nimmt ab mit zunehmender Einfachheit und Gleichartigkeit der letztern. Jene Gewalt muſs also geringer seyn bey den höhern Thierclassen, als bey den niedern; gröſser bey den Pflanzen; und am gröſsten bey den Zoophyten.
Vergleichen wir mit dieser letztern Folgerung die Erfahrung, so stimmet sie auch ganz damit überein. Einen Beweis, wie schwer die Ausartung bey dem Menschen von statten geht, geben die Ju- den. Schon seit so vielen Jahrhunderten aus Palä- stina verbannt, und in alle Weltgegenden zerstreut. behauptet dieses Volk, selbst unter den verschie- densten Zonen, noch immer seine eigenthümliche Bildung.
Ein höherer Grad von Degeneration findet bey manchen der übrigen Säugthiere statt. Auf der In- sel St. Barthelemi bekamen die Schaafe nach drey oder vier Fortpflanzungen statt der Wolle gerade steife Haare (u). Das zahme Hausschwein, das ohne Zweifel von dem wilden Eber abstammet, ar- tet hin und wieder in Raçen aus, die an Sonder- barkeit alles weit übertreffen, was man an körper- licher Verschiedenheit unter den Menschen bemerkt. Schweine mit ungespaltenen Klauen kannten schon
die
(u)Fahlberg in den Neuen Abh. der Schwed. Akad. B. VII. I. 1786. S. 223.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0506"n="496"/>
der Aussenwelt ist. Diese Zahl steigt aber mit der<lb/>
Mannichfaltigkeit der Organe, und nimmt ab mit<lb/>
zunehmender Einfachheit und Gleichartigkeit der<lb/>
letztern. Jene Gewalt muſs also geringer seyn bey<lb/>
den höhern Thierclassen, als bey den niedern;<lb/>
gröſser bey den Pflanzen; und am gröſsten bey<lb/>
den Zoophyten.</p><lb/><p>Vergleichen wir mit dieser letztern Folgerung<lb/>
die Erfahrung, so stimmet sie auch ganz damit<lb/>
überein. Einen Beweis, wie schwer die Ausartung<lb/>
bey dem Menschen von statten geht, geben die Ju-<lb/>
den. Schon seit so vielen Jahrhunderten aus Palä-<lb/>
stina verbannt, und in alle Weltgegenden zerstreut.<lb/>
behauptet dieses Volk, selbst unter den verschie-<lb/>
densten Zonen, noch immer seine eigenthümliche<lb/>
Bildung.</p><lb/><p>Ein höherer Grad von Degeneration findet bey<lb/>
manchen der übrigen Säugthiere statt. Auf der In-<lb/>
sel St. Barthelemi bekamen die Schaafe nach drey<lb/>
oder vier Fortpflanzungen statt der Wolle gerade<lb/>
steife Haare <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#k">Fahlberg</hi> in den Neuen Abh. der Schwed. Akad.<lb/>
B. VII. I. 1786. S. 223.</note>. Das zahme Hausschwein, das<lb/>
ohne Zweifel von dem wilden Eber abstammet, ar-<lb/>
tet hin und wieder in Raçen aus, die an Sonder-<lb/>
barkeit alles weit übertreffen, was man an körper-<lb/>
licher Verschiedenheit unter den Menschen bemerkt.<lb/>
Schweine mit ungespaltenen Klauen kannten schon<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[496/0506]
der Aussenwelt ist. Diese Zahl steigt aber mit der
Mannichfaltigkeit der Organe, und nimmt ab mit
zunehmender Einfachheit und Gleichartigkeit der
letztern. Jene Gewalt muſs also geringer seyn bey
den höhern Thierclassen, als bey den niedern;
gröſser bey den Pflanzen; und am gröſsten bey
den Zoophyten.
Vergleichen wir mit dieser letztern Folgerung
die Erfahrung, so stimmet sie auch ganz damit
überein. Einen Beweis, wie schwer die Ausartung
bey dem Menschen von statten geht, geben die Ju-
den. Schon seit so vielen Jahrhunderten aus Palä-
stina verbannt, und in alle Weltgegenden zerstreut.
behauptet dieses Volk, selbst unter den verschie-
densten Zonen, noch immer seine eigenthümliche
Bildung.
Ein höherer Grad von Degeneration findet bey
manchen der übrigen Säugthiere statt. Auf der In-
sel St. Barthelemi bekamen die Schaafe nach drey
oder vier Fortpflanzungen statt der Wolle gerade
steife Haare (u). Das zahme Hausschwein, das
ohne Zweifel von dem wilden Eber abstammet, ar-
tet hin und wieder in Raçen aus, die an Sonder-
barkeit alles weit übertreffen, was man an körper-
licher Verschiedenheit unter den Menschen bemerkt.
Schweine mit ungespaltenen Klauen kannten schon
die
(u) Fahlberg in den Neuen Abh. der Schwed. Akad.
B. VII. I. 1786. S. 223.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/506>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.