den Winden ausgesetzten Pflanzen sind die Blätter mit einer zarten Wolle überzogen, welche da am dichtesten ist, wo sie am stärksten von den Wind- stössen getroffen werden (b).
Noch grösser, als diese Veränderungen, sind aber die, welche der ganze Habitus der Pflanzen durch die Einwirkung des Bodens erleidet. Vor al- len andern zeichnen sich in diesem Stücke die Salz- pflanzen aus. Bey diesen sämmtlichen Gewächsen bemerkt man in gewissen Theilen eine grössere Näherung zum Minimum der vegetabilischen Orga- nisation, als bey verwandten Arten, die in einem andern Boden wachsen. Die meisten derselben ge- hören zu den Dicotyledonen mit unvollständigen Blumen, deren Staubfäden um den Griffel befestigt sind, also zu einer Classe, die in geringer Entfer- nung von den Monocotyledonen steht. Dabey ha- ben die meisten. z. B. die Salzpflanzen aus den Ge- schlechtern Polycnemum, Camphorasma, Salsola, Reaumuria, zahlreiche, aber sehr kleine und schmale Blätter, manche auch, z. B. Salicornia, Anabasis, Calligonum, ganz blätterlose Stengel. Von diesem mächtigen Einflusse, den ein salziger Boden auf die Vegetation hat, rührt es her, dass der Reisende in den Tartarischen Steppen gleich eine ganz andere Vegetation erblickt, wenn er aus san-
digen
(b)La Billardiere's Reise. Th. 1. S. 70.
C 5
den Winden ausgesetzten Pflanzen sind die Blätter mit einer zarten Wolle überzogen, welche da am dichtesten ist, wo sie am stärksten von den Wind- stöſsen getroffen werden (b).
Noch gröſser, als diese Veränderungen, sind aber die, welche der ganze Habitus der Pflanzen durch die Einwirkung des Bodens erleidet. Vor al- len andern zeichnen sich in diesem Stücke die Salz- pflanzen aus. Bey diesen sämmtlichen Gewächsen bemerkt man in gewissen Theilen eine gröſsere Näherung zum Minimum der vegetabilischen Orga- nisation, als bey verwandten Arten, die in einem andern Boden wachsen. Die meisten derselben ge- hören zu den Dicotyledonen mit unvollständigen Blumen, deren Staubfäden um den Griffel befestigt sind, also zu einer Classe, die in geringer Entfer- nung von den Monocotyledonen steht. Dabey ha- ben die meisten. z. B. die Salzpflanzen aus den Ge- schlechtern Polycnemum, Camphorasma, Salsola, Reaumuria, zahlreiche, aber sehr kleine und schmale Blätter, manche auch, z. B. Salicornia, Anabasis, Calligonum, ganz blätterlose Stengel. Von diesem mächtigen Einflusse, den ein salziger Boden auf die Vegetation hat, rührt es her, daſs der Reisende in den Tartarischen Steppen gleich eine ganz andere Vegetation erblickt, wenn er aus san-
digen
(b)La Billardiere’s Reise. Th. 1. S. 70.
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[41/0051]
den Winden ausgesetzten Pflanzen sind die Blätter
mit einer zarten Wolle überzogen, welche da am
dichtesten ist, wo sie am stärksten von den Wind-
stöſsen getroffen werden (b).
Noch gröſser, als diese Veränderungen, sind
aber die, welche der ganze Habitus der Pflanzen
durch die Einwirkung des Bodens erleidet. Vor al-
len andern zeichnen sich in diesem Stücke die Salz-
pflanzen aus. Bey diesen sämmtlichen Gewächsen
bemerkt man in gewissen Theilen eine gröſsere
Näherung zum Minimum der vegetabilischen Orga-
nisation, als bey verwandten Arten, die in einem
andern Boden wachsen. Die meisten derselben ge-
hören zu den Dicotyledonen mit unvollständigen
Blumen, deren Staubfäden um den Griffel befestigt
sind, also zu einer Classe, die in geringer Entfer-
nung von den Monocotyledonen steht. Dabey ha-
ben die meisten. z. B. die Salzpflanzen aus den Ge-
schlechtern Polycnemum, Camphorasma, Salsola,
Reaumuria, zahlreiche, aber sehr kleine und
schmale Blätter, manche auch, z. B. Salicornia,
Anabasis, Calligonum, ganz blätterlose Stengel.
Von diesem mächtigen Einflusse, den ein salziger
Boden auf die Vegetation hat, rührt es her, daſs der
Reisende in den Tartarischen Steppen gleich eine
ganz andere Vegetation erblickt, wenn er aus san-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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