Biologie nur wenig Sätze, worauf wir mit Sicherheit bauen dürfen. Blos auf diese be- schränken wir unsere gegenwärtigen Untersuchun- gen, und überlassen künftigen, reichlicher mit Beobachtungen versehenen Zeitaltern die vollstän- digere Darstellung der Art und Weise, wie die Urkeime der lebenden Welt sich entwickelten und die letztere diejenige Bildung erhielt, die wir in den beyden vorigen Büchern geschildert haben.
Jedes materielle System durchläuft eine Reihe von Veränderungen, die so beschaffen ist, dass jenes nach gewissen Revolutionen irgend einem Zustande, worin es sich vorher schon einmal be- fand, wieder nahe kömmt, ohne doch mit dem- selben ganz zusammenzutreffen. Die Natur lässt sich daher unter dem Bilde einer Spirallinie dar- stellen, worin sich ein bewegter Körper jedem beliebigen Punkte immer wieder nähert, um sich immer weiter von demselben zu entfernen.
Auf diesen Satz führten uns die metaphysi- schen Untersuchungen, die wir im zweyten Ka- pitel der Einleitung über die Organisation der ge- sammten Natur anstellten (a), und von ihm wer- den wir hier ausgehen. Wir werden daher er- stens auch die lebende Natur für ein Ganzes an- sehen, das in beständigen Umwandlungen von
jeher
(a) Biol. Bd. I. S. 50.
Biologie nur wenig Sätze, worauf wir mit Sicherheit bauen dürfen. Blos auf diese be- schränken wir unsere gegenwärtigen Untersuchun- gen, und überlassen künftigen, reichlicher mit Beobachtungen versehenen Zeitaltern die vollstän- digere Darstellung der Art und Weise, wie die Urkeime der lebenden Welt sich entwickelten und die letztere diejenige Bildung erhielt, die wir in den beyden vorigen Büchern geschildert haben.
Jedes materielle System durchläuft eine Reihe von Veränderungen, die so beschaffen ist, daſs jenes nach gewissen Revolutionen irgend einem Zustande, worin es sich vorher schon einmal be- fand, wieder nahe kömmt, ohne doch mit dem- selben ganz zusammenzutreffen. Die Natur läſst sich daher unter dem Bilde einer Spirallinie dar- stellen, worin sich ein bewegter Körper jedem beliebigen Punkte immer wieder nähert, um sich immer weiter von demselben zu entfernen.
Auf diesen Satz führten uns die metaphysi- schen Untersuchungen, die wir im zweyten Ka- pitel der Einleitung über die Organisation der ge- sammten Natur anstellten (a), und von ihm wer- den wir hier ausgehen. Wir werden daher er- stens auch die lebende Natur für ein Ganzes an- sehen, das in beständigen Umwandlungen von
jeher
(a) Biol. Bd. I. S. 50.
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Biologie nur wenig Sätze, worauf wir mit
Sicherheit bauen dürfen. Blos auf diese be-
schränken wir unsere gegenwärtigen Untersuchun-
gen, und überlassen künftigen, reichlicher mit
Beobachtungen versehenen Zeitaltern die vollstän-
digere Darstellung der Art und Weise, wie die
Urkeime der lebenden Welt sich entwickelten und
die letztere diejenige Bildung erhielt, die wir
in den beyden vorigen Büchern geschildert haben.
Jedes materielle System durchläuft eine Reihe
von Veränderungen, die so beschaffen ist, daſs
jenes nach gewissen Revolutionen irgend einem
Zustande, worin es sich vorher schon einmal be-
fand, wieder nahe kömmt, ohne doch mit dem-
selben ganz zusammenzutreffen. Die Natur läſst
sich daher unter dem Bilde einer Spirallinie dar-
stellen, worin sich ein bewegter Körper jedem
beliebigen Punkte immer wieder nähert, um sich
immer weiter von demselben zu entfernen.
Auf diesen Satz führten uns die metaphysi-
schen Untersuchungen, die wir im zweyten Ka-
pitel der Einleitung über die Organisation der ge-
sammten Natur anstellten (a), und von ihm wer-
den wir hier ausgehen. Wir werden daher er-
stens auch die lebende Natur für ein Ganzes an-
sehen, das in beständigen Umwandlungen von
jeher
(a) Biol. Bd. I. S. 50.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/14>, abgerufen am 21.11.2024.
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