Siberischen Schädeln wenigstens sind immer deut- liche Spuhren von zwey Hörnern zu bemerken, und oft findet man auch noch die Hörner selber. Obgleich aber jenes Thier in diesem Stücke mit dem jetzigen Afrikanischen Nashorne überein- kömmt, so unterscheidet es sich doch von dem letztern in mehrern Stücken. Der Schädel der Afrikanischen Art ist höher, breiter und stärker, als der des fossilen Rhinozeros; bey diesem hat der Kopf eine mehr länglichte Form. Die Schä- delhöhle ist grösser bey jener, als bey diesem, und die Scheidewand der Nase bey der erstern knorpelartig, bey dem letztern knöchern (k). Möglich ist es, dass jene mit der neuen, von Bell(l) beschriebenen zweyhörnigen Art. die sich in Sumatra aufhält, mehr übereinkömmt. Indess, wenn man sich auf Bell's Zeich- nung verlassen darf, so weicht doch diese in der Form des Schädels von dem fossilen Nashor- ne ab. Wäre es ausgemacht, dass die fossile Art keine Schneidezähne hatte, so würde diesel- be auch darin dem Rhinozeros von Sumatra un- ähnlich seyn: denn dieses hat zwey deutliche Schneidezähne in jeder Kinnlade. Aber Pallas glaubt, auch bey einem fossilen Nashorne vorne
in
(k)Camper, Act. Acad. sc. Petropol. 1777. P. 2. p. 193 sq.
(l) Philosophical Transactions, 1793. P. I. p. 3.
Siberischen Schädeln wenigstens sind immer deut- liche Spuhren von zwey Hörnern zu bemerken, und oft findet man auch noch die Hörner selber. Obgleich aber jenes Thier in diesem Stücke mit dem jetzigen Afrikanischen Nashorne überein- kömmt, so unterscheidet es sich doch von dem letztern in mehrern Stücken. Der Schädel der Afrikanischen Art ist höher, breiter und stärker, als der des fossilen Rhinozeros; bey diesem hat der Kopf eine mehr länglichte Form. Die Schä- delhöhle ist gröſser bey jener, als bey diesem, und die Scheidewand der Nase bey der erstern knorpelartig, bey dem letztern knöchern (k). Möglich ist es, daſs jene mit der neuen, von Bell(l) beschriebenen zweyhörnigen Art. die sich in Sumatra aufhält, mehr übereinkömmt. Indeſs, wenn man sich auf Bell’s Zeich- nung verlassen darf, so weicht doch diese in der Form des Schädels von dem fossilen Nashor- ne ab. Wäre es ausgemacht, daſs die fossile Art keine Schneidezähne hatte, so würde diesel- be auch darin dem Rhinozeros von Sumatra un- ähnlich seyn: denn dieses hat zwey deutliche Schneidezähne in jeder Kinnlade. Aber Pallas glaubt, auch bey einem fossilen Nashorne vorne
in
(k)Camper, Act. Acad. sc. Petropol. 1777. P. 2. p. 193 sq.
(l) Philosophical Transactions, 1793. P. I. p. 3.
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Siberischen Schädeln wenigstens sind immer deut-
liche Spuhren von zwey Hörnern zu bemerken,
und oft findet man auch noch die Hörner selber.
Obgleich aber jenes Thier in diesem Stücke mit
dem jetzigen Afrikanischen Nashorne überein-
kömmt, so unterscheidet es sich doch von dem
letztern in mehrern Stücken. Der Schädel der
Afrikanischen Art ist höher, breiter und stärker,
als der des fossilen Rhinozeros; bey diesem hat
der Kopf eine mehr länglichte Form. Die Schä-
delhöhle ist gröſser bey jener, als bey diesem,
und die Scheidewand der Nase bey der erstern
knorpelartig, bey dem letztern knöchern (k).
Möglich ist es, daſs jene mit der neuen, von
Bell (l) beschriebenen zweyhörnigen Art. die
sich in Sumatra aufhält, mehr übereinkömmt.
Indeſs, wenn man sich auf Bell’s Zeich-
nung verlassen darf, so weicht doch diese in
der Form des Schädels von dem fossilen Nashor-
ne ab. Wäre es ausgemacht, daſs die fossile
Art keine Schneidezähne hatte, so würde diesel-
be auch darin dem Rhinozeros von Sumatra un-
ähnlich seyn: denn dieses hat zwey deutliche
Schneidezähne in jeder Kinnlade. Aber Pallas
glaubt, auch bey einem fossilen Nashorne vorne
in
(k) Camper, Act. Acad. sc. Petropol. 1777. P. 2. p.
193 sq.
(l) Philosophical Transactions, 1793. P. I. p. 3.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/149>, abgerufen am 24.11.2024.
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