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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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vermuthen, dass vulcanische Ausbrüche blosse
Nebenwirkungen von weit grössern chemischen
Processen sind, die im Innern des Granits vor
sich gehen? Ist es dann nicht wahrscheinlich,
dass diese Processe eine noch weit grössere Rolle
in den Zeiten der Urwelt gespielt haben, wo
alle Kräfte der Erde freyer und energischer wirk-
ten? Ist es dann nicht glaublich, dass einst
durch jene Entwickelung von Wärme, Luft und
Dämpfen grosse Erdstriche aus dem Meere her-
vorgehoben sind?

Doch wer wird auch läugnen können, dass
bey der Bildung der Erdrinde elastische Flüssig-
keiten in ausserordentlicher Menge entbunden
seyn müssen? Wer wird es unwahrscheinlich
finden können, dass der Granit und Gneis lang-
sam verhärtet sind, und dass sich jene Rinde
eine Zeitlang in einem teigartigen Zustande be-
funden hat? Wer aber diese Sätze einräumt,
wird auch zugeben müssen, dass jene Flüssig-
keiten sich zum Theil unter der Erdrinde an-
sammeln, und, ausgedehnt von der entbundenen
Wärme, diese emporheben mussten. So konnten
denn in den Zeiten der Urwelt Anschwellungen
der Erdfläche ohne heftige Explosionen entstehen,
und so sind auch noch in neuern Zeiten Ebenen
und Tiefen zu Anhöhen emporgestiegen. Die
Höhe Maklefield zu Herefordshire im westlichen

Eng-
M 2

vermuthen, daſs vulcanische Ausbrüche bloſse
Nebenwirkungen von weit gröſsern chemischen
Processen sind, die im Innern des Granits vor
sich gehen? Ist es dann nicht wahrscheinlich,
daſs diese Processe eine noch weit gröſsere Rolle
in den Zeiten der Urwelt gespielt haben, wo
alle Kräfte der Erde freyer und energischer wirk-
ten? Ist es dann nicht glaublich, daſs einst
durch jene Entwickelung von Wärme, Luft und
Dämpfen groſse Erdstriche aus dem Meere her-
vorgehoben sind?

Doch wer wird auch läugnen können, daſs
bey der Bildung der Erdrinde elastische Flüssig-
keiten in ausserordentlicher Menge entbunden
seyn müssen? Wer wird es unwahrscheinlich
finden können, daſs der Granit und Gneis lang-
sam verhärtet sind, und daſs sich jene Rinde
eine Zeitlang in einem teigartigen Zustande be-
funden hat? Wer aber diese Sätze einräumt,
wird auch zugeben müssen, daſs jene Flüssig-
keiten sich zum Theil unter der Erdrinde an-
sammeln, und, ausgedehnt von der entbundenen
Wärme, diese emporheben muſsten. So konnten
denn in den Zeiten der Urwelt Anschwellungen
der Erdfläche ohne heftige Explosionen entstehen,
und so sind auch noch in neuern Zeiten Ebenen
und Tiefen zu Anhöhen emporgestiegen. Die
Höhe Maklefield zu Herefordshire im westlichen

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M 2
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[179/0189] vermuthen, daſs vulcanische Ausbrüche bloſse Nebenwirkungen von weit gröſsern chemischen Processen sind, die im Innern des Granits vor sich gehen? Ist es dann nicht wahrscheinlich, daſs diese Processe eine noch weit gröſsere Rolle in den Zeiten der Urwelt gespielt haben, wo alle Kräfte der Erde freyer und energischer wirk- ten? Ist es dann nicht glaublich, daſs einst durch jene Entwickelung von Wärme, Luft und Dämpfen groſse Erdstriche aus dem Meere her- vorgehoben sind? Doch wer wird auch läugnen können, daſs bey der Bildung der Erdrinde elastische Flüssig- keiten in ausserordentlicher Menge entbunden seyn müssen? Wer wird es unwahrscheinlich finden können, daſs der Granit und Gneis lang- sam verhärtet sind, und daſs sich jene Rinde eine Zeitlang in einem teigartigen Zustande be- funden hat? Wer aber diese Sätze einräumt, wird auch zugeben müssen, daſs jene Flüssig- keiten sich zum Theil unter der Erdrinde an- sammeln, und, ausgedehnt von der entbundenen Wärme, diese emporheben muſsten. So konnten denn in den Zeiten der Urwelt Anschwellungen der Erdfläche ohne heftige Explosionen entstehen, und so sind auch noch in neuern Zeiten Ebenen und Tiefen zu Anhöhen emporgestiegen. Die Höhe Maklefield zu Herefordshire im westlichen Eng- M 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/189>, abgerufen am 23.11.2024.