Wir haben gesehen, dass es unter den höch- sten Bergen einige giebt, auf deren Gipfeln sich unverkennbare Beweise finden, dass sie noch lan- ge nach ihrer Bildung vom Meere bedeckt gewe- sen seyn müssen. Es giebt aber auch andere Berge, auf welchen nichts anzutreffen ist, wor- aus sich auf spätere Wirkungen des Meers schlies- sen lässt, sondern welche seit ihrer Entstehung über die Fläche der Gewässer hervorgeragt zu haben scheinen. Wären die letztern Berge im- mer höher, als die erstern, so könnten jene Thatsachen blos mit Hülfe der Voraussetzung einer Abnahme des Meers erklärt werden. Aber nicht selten findet das Gegentheil statt. Auch manche Berge, die gar nicht zu den hohen ge- zählt werden können, bestehen aus uranfängli- chem, mit keinen spätern Meeresprodukten be- decktem Gesteine. Von der Art sind z. B. die in der Gegend von Dresden (w), um Dogorska im Bannat (x), und bey Kladrau und Pilsen (y) liegenden Granitkuppen. Jetzt sind nur noch zwey mögliche Wege zur Erklärung jener That- sachen übrig: man muss entweder annehmen, dass alle die Berge, auf deren Gipfeln sich kei-
ne
(w)Charpentier's mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande. S.38.
(x)Born's Briefe. S.44.
(y)Ferber's Beyträge zur Mineralgeschichte von Böhmen. S. 129.
Wir haben gesehen, daſs es unter den höch- sten Bergen einige giebt, auf deren Gipfeln sich unverkennbare Beweise finden, daſs sie noch lan- ge nach ihrer Bildung vom Meere bedeckt gewe- sen seyn müssen. Es giebt aber auch andere Berge, auf welchen nichts anzutreffen ist, wor- aus sich auf spätere Wirkungen des Meers schlies- sen läſst, sondern welche seit ihrer Entstehung über die Fläche der Gewässer hervorgeragt zu haben scheinen. Wären die letztern Berge im- mer höher, als die erstern, so könnten jene Thatsachen blos mit Hülfe der Voraussetzung einer Abnahme des Meers erklärt werden. Aber nicht selten findet das Gegentheil statt. Auch manche Berge, die gar nicht zu den hohen ge- zählt werden können, bestehen aus uranfängli- chem, mit keinen spätern Meeresprodukten be- decktem Gesteine. Von der Art sind z. B. die in der Gegend von Dresden (w), um Dogorska im Bannat (x), und bey Kladrau und Pilsen (y) liegenden Granitkuppen. Jetzt sind nur noch zwey mögliche Wege zur Erklärung jener That- sachen übrig: man muſs entweder annehmen, daſs alle die Berge, auf deren Gipfeln sich kei-
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(w)Charpentier’s mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande. S.38.
(x)Born’s Briefe. S.44.
(y)Ferber’s Beyträge zur Mineralgeschichte von Böhmen. S. 129.
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Wir haben gesehen, daſs es unter den höch-
sten Bergen einige giebt, auf deren Gipfeln sich
unverkennbare Beweise finden, daſs sie noch lan-
ge nach ihrer Bildung vom Meere bedeckt gewe-
sen seyn müssen. Es giebt aber auch andere
Berge, auf welchen nichts anzutreffen ist, wor-
aus sich auf spätere Wirkungen des Meers schlies-
sen läſst, sondern welche seit ihrer Entstehung
über die Fläche der Gewässer hervorgeragt zu
haben scheinen. Wären die letztern Berge im-
mer höher, als die erstern, so könnten jene
Thatsachen blos mit Hülfe der Voraussetzung
einer Abnahme des Meers erklärt werden. Aber
nicht selten findet das Gegentheil statt. Auch
manche Berge, die gar nicht zu den hohen ge-
zählt werden können, bestehen aus uranfängli-
chem, mit keinen spätern Meeresprodukten be-
decktem Gesteine. Von der Art sind z. B. die
in der Gegend von Dresden (w), um Dogorska
im Bannat (x), und bey Kladrau und Pilsen (y)
liegenden Granitkuppen. Jetzt sind nur noch
zwey mögliche Wege zur Erklärung jener That-
sachen übrig: man muſs entweder annehmen,
daſs alle die Berge, auf deren Gipfeln sich kei-
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(w) Charpentier’s mineralogische Geographie der
Chursächsischen Lande. S.38.
(x) Born’s Briefe. S.44.
(y) Ferber’s Beyträge zur Mineralgeschichte von
Böhmen. S. 129.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/192>, abgerufen am 23.11.2024.
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