Natur und dem regelmässigen Gange ihrer Ver- änderungen. Die Lage der Erdaxe ist abhängig von der Organisation unsers ganzen Sonnensy- stems, und diese ist gegenseitig abhängig von jener. Eine plötzliche Verrückung der erstern würde eine eben so schnelle Zerrüttung dieses Systems nach sich ziehen. Aber wo hat sich je, seitdem das Firmament beobachtet ist, ein Bey- spiel von einer unregelmässigen Veränderung in der Lage und Bahn eines Himmelskörpers ge- funden?
Auf eine andere Art hat von Humboldt(r) die obige Frage zu beantworten gesucht. Setzen wir, sagt dieser, das Daseyn eines ersten Nie- derschlags, einer einmaligen Abscheidung aus der chaotischen Flüssigkeit, worin sich die Erde einst befand, voraus, so liegt in dieser ersten Wir- kung selbst die Ursache aller folgenden. So oft ein Stoff aus dem flüssigen Zustande in den fe- sten übergeht, wird Wärme entbunden. Steigt nun das Thermoskop schon merkbar, wenn we- nige Kubiklinien Eis entstehen, werden die be- nachbarten Wasserschichten merkbar erwärmt, indem die zarten Salzcrystalle sich abscheiden, welche Erhöhung der Temperatur, welche Er- hitzung musste nicht erfolgen, indem ungeheure
Mas-
(r) Versuche über die chemische Zerlegung des Luft- kreises. S. 177.
Natur und dem regelmäſsigen Gange ihrer Ver- änderungen. Die Lage der Erdaxe ist abhängig von der Organisation unsers ganzen Sonnensy- stems, und diese ist gegenseitig abhängig von jener. Eine plötzliche Verrückung der erstern würde eine eben so schnelle Zerrüttung dieses Systems nach sich ziehen. Aber wo hat sich je, seitdem das Firmament beobachtet ist, ein Bey- spiel von einer unregelmäſsigen Veränderung in der Lage und Bahn eines Himmelskörpers ge- funden?
Auf eine andere Art hat von Humboldt(r) die obige Frage zu beantworten gesucht. Setzen wir, sagt dieser, das Daseyn eines ersten Nie- derschlags, einer einmaligen Abscheidung aus der chaotischen Flüssigkeit, worin sich die Erde einst befand, voraus, so liegt in dieser ersten Wir- kung selbst die Ursache aller folgenden. So oft ein Stoff aus dem flüssigen Zustande in den fe- sten übergeht, wird Wärme entbunden. Steigt nun das Thermoskop schon merkbar, wenn we- nige Kubiklinien Eis entstehen, werden die be- nachbarten Wasserschichten merkbar erwärmt, indem die zarten Salzcrystalle sich abscheiden, welche Erhöhung der Temperatur, welche Er- hitzung muſste nicht erfolgen, indem ungeheure
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(r) Versuche über die chemische Zerlegung des Luft- kreises. S. 177.
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[202/0212]
Natur und dem regelmäſsigen Gange ihrer Ver-
änderungen. Die Lage der Erdaxe ist abhängig
von der Organisation unsers ganzen Sonnensy-
stems, und diese ist gegenseitig abhängig von
jener. Eine plötzliche Verrückung der erstern
würde eine eben so schnelle Zerrüttung dieses
Systems nach sich ziehen. Aber wo hat sich je,
seitdem das Firmament beobachtet ist, ein Bey-
spiel von einer unregelmäſsigen Veränderung in
der Lage und Bahn eines Himmelskörpers ge-
funden?
Auf eine andere Art hat von Humboldt (r)
die obige Frage zu beantworten gesucht. Setzen
wir, sagt dieser, das Daseyn eines ersten Nie-
derschlags, einer einmaligen Abscheidung aus der
chaotischen Flüssigkeit, worin sich die Erde einst
befand, voraus, so liegt in dieser ersten Wir-
kung selbst die Ursache aller folgenden. So oft
ein Stoff aus dem flüssigen Zustande in den fe-
sten übergeht, wird Wärme entbunden. Steigt
nun das Thermoskop schon merkbar, wenn we-
nige Kubiklinien Eis entstehen, werden die be-
nachbarten Wasserschichten merkbar erwärmt,
indem die zarten Salzcrystalle sich abscheiden,
welche Erhöhung der Temperatur, welche Er-
hitzung muſste nicht erfolgen, indem ungeheure
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(r) Versuche über die chemische Zerlegung des Luft-
kreises. S. 177.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/212>, abgerufen am 21.11.2024.
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