merkt worden, in Torfmooren Elephanten- und Nashornknochen, ausserordentlich grosse Geweihe hirschartiger Thiere, und gigantische Ochsen- hörner angetroffen. Nun sollte in dem Vaterlan- de der Birken, Fichten, Buchen und Eichen zu- gleich der Bernstein erzeugt seyn, der auch in Italien, ja selbst in Madagascar vorkömmt? Un- ter jenen Bäumen sollten Elephanten und Nas- hörner gelebt haben? Wer wird dies zu behaup- ten wagen?
Dass auch der fossile Bär da gelebt haben muss, wo die Ueberbleibsel desselben gefunden werden, erhellet daraus, weil diese blos in Höh- len vorkommen. Es ist ungereimt, anzuneh- men, dass sie durch Meeresströhme dahin ge- bracht seyn sollten. Denn warum wären sie dann blos in Höhlen, und zwar in mehrern, zum Theil weit von einander entfernten Höhlen begraben worden? Warum fände man sie nicht auch in andern Gegenden? Man beruft sich zwar zur Rechtfertigung jener Annahme auf die Ueberbleibsel von löwen- oder tigerartigen Thie- ren, welche ebenfalls in der Scharzfelder und in einer der Gailenreuther Höhlen vorkommen. Al- lein wir haben schon gesehen, dass es zweifel- haft ist, ob jene Fossilien nicht vielmehr von einer Robbenart, als einem Thiere des Katzen- geschlechts herrühren. Und gesetzt, sie wären
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merkt worden, in Torfmooren Elephanten- und Nashornknochen, ausserordentlich groſse Geweihe hirschartiger Thiere, und gigantische Ochsen- hörner angetroffen. Nun sollte in dem Vaterlan- de der Birken, Fichten, Buchen und Eichen zu- gleich der Bernstein erzeugt seyn, der auch in Italien, ja selbst in Madagascar vorkömmt? Un- ter jenen Bäumen sollten Elephanten und Nas- hörner gelebt haben? Wer wird dies zu behaup- ten wagen?
Daſs auch der fossile Bär da gelebt haben muſs, wo die Ueberbleibsel desselben gefunden werden, erhellet daraus, weil diese blos in Höh- len vorkommen. Es ist ungereimt, anzuneh- men, daſs sie durch Meeresströhme dahin ge- bracht seyn sollten. Denn warum wären sie dann blos in Höhlen, und zwar in mehrern, zum Theil weit von einander entfernten Höhlen begraben worden? Warum fände man sie nicht auch in andern Gegenden? Man beruft sich zwar zur Rechtfertigung jener Annahme auf die Ueberbleibsel von löwen- oder tigerartigen Thie- ren, welche ebenfalls in der Scharzfelder und in einer der Gailenreuther Höhlen vorkommen. Al- lein wir haben schon gesehen, daſs es zweifel- haft ist, ob jene Fossilien nicht vielmehr von einer Robbenart, als einem Thiere des Katzen- geschlechts herrühren. Und gesetzt, sie wären
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[210/0220]
merkt worden, in Torfmooren Elephanten- und
Nashornknochen, ausserordentlich groſse Geweihe
hirschartiger Thiere, und gigantische Ochsen-
hörner angetroffen. Nun sollte in dem Vaterlan-
de der Birken, Fichten, Buchen und Eichen zu-
gleich der Bernstein erzeugt seyn, der auch in
Italien, ja selbst in Madagascar vorkömmt? Un-
ter jenen Bäumen sollten Elephanten und Nas-
hörner gelebt haben? Wer wird dies zu behaup-
ten wagen?
Daſs auch der fossile Bär da gelebt haben
muſs, wo die Ueberbleibsel desselben gefunden
werden, erhellet daraus, weil diese blos in Höh-
len vorkommen. Es ist ungereimt, anzuneh-
men, daſs sie durch Meeresströhme dahin ge-
bracht seyn sollten. Denn warum wären sie
dann blos in Höhlen, und zwar in mehrern,
zum Theil weit von einander entfernten Höhlen
begraben worden? Warum fände man sie nicht
auch in andern Gegenden? Man beruft sich
zwar zur Rechtfertigung jener Annahme auf die
Ueberbleibsel von löwen- oder tigerartigen Thie-
ren, welche ebenfalls in der Scharzfelder und in
einer der Gailenreuther Höhlen vorkommen. Al-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/220>, abgerufen am 21.11.2024.
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