Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

So verschieden die damalige Gestalt der Län-
der von der jetzigen war, so verschieden musste
auch der damalige Boden und das damalige Clima
von dem heutigen seyn. Der Boden enthielt
Bestandtheile, die jetzt längst zersetzt, oder mit
Ackererde vermischt und bedeckt sind; da, wo
in jenen Zeiten zusammenhängendes Land war,
und wo jetzt nur noch Inseln sind, musste ein
wärmeres, und da, wo ein jetzt zusammenhän-
gendes Land aus Inseln bestand, ein kälteres Cli-
ma herrschen, als heutiges Tages; milder muss-
te die Temperatur der Polargegenden seyn, wo
sich noch nicht jene ungeheuren Eisberge aufge-
thürmt hatten, von welchen jetzt diese Zonen
starren; der damalige Gang der meteorologischen
Veränderungen musste ebenfalls sich von dem ge-
genwärtigen sehr unterscheiden, und besonders
musste dies der Fall in den gemässigten und kal-
ten Zonen seyn, wo jene Veränderungen so ab-
hängig von localen Ursachen sind.

Eine andere Gestalt, als zu unsern Zeiten,
hatte deswegen auch die damalige lebende Na-
tur; doch lag in ihr schon der Keim zu ihrer
jetzigen Beschaffenheit. Hing in jenen Zeiten
das nördliche Europa mit Nordamerika zusammen,
und ist Island ein Ueberbleibsel dieser Verbin-
dung, so ist es begreiflich, wie in dem noch un-
entkräfteten Boden und in dem mildern Clima

jener

So verschieden die damalige Gestalt der Län-
der von der jetzigen war, so verschieden muſste
auch der damalige Boden und das damalige Clima
von dem heutigen seyn. Der Boden enthielt
Bestandtheile, die jetzt längst zersetzt, oder mit
Ackererde vermischt und bedeckt sind; da, wo
in jenen Zeiten zusammenhängendes Land war,
und wo jetzt nur noch Inseln sind, muſste ein
wärmeres, und da, wo ein jetzt zusammenhän-
gendes Land aus Inseln bestand, ein kälteres Cli-
ma herrschen, als heutiges Tages; milder muſs-
te die Temperatur der Polargegenden seyn, wo
sich noch nicht jene ungeheuren Eisberge aufge-
thürmt hatten, von welchen jetzt diese Zonen
starren; der damalige Gang der meteorologischen
Veränderungen muſste ebenfalls sich von dem ge-
genwärtigen sehr unterscheiden, und besonders
muſste dies der Fall in den gemäſsigten und kal-
ten Zonen seyn, wo jene Veränderungen so ab-
hängig von localen Ursachen sind.

Eine andere Gestalt, als zu unsern Zeiten,
hatte deswegen auch die damalige lebende Na-
tur; doch lag in ihr schon der Keim zu ihrer
jetzigen Beschaffenheit. Hing in jenen Zeiten
das nördliche Europa mit Nordamerika zusammen,
und ist Island ein Ueberbleibsel dieser Verbin-
dung, so ist es begreiflich, wie in dem noch un-
entkräfteten Boden und in dem mildern Clima

jener
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0231" n="221"/>
            <p>So verschieden die damalige Gestalt der Län-<lb/>
der von der jetzigen war, so verschieden mu&#x017F;ste<lb/>
auch der damalige Boden und das damalige Clima<lb/>
von dem heutigen seyn. Der Boden enthielt<lb/>
Bestandtheile, die jetzt längst zersetzt, oder mit<lb/>
Ackererde vermischt und bedeckt sind; da, wo<lb/>
in jenen Zeiten zusammenhängendes Land war,<lb/>
und wo jetzt nur noch Inseln sind, mu&#x017F;ste ein<lb/>
wärmeres, und da, wo ein jetzt zusammenhän-<lb/>
gendes Land aus Inseln bestand, ein kälteres Cli-<lb/>
ma herrschen, als heutiges Tages; milder mu&#x017F;s-<lb/>
te die Temperatur der Polargegenden seyn, wo<lb/>
sich noch nicht jene ungeheuren Eisberge aufge-<lb/>
thürmt hatten, von welchen jetzt diese Zonen<lb/>
starren; der damalige Gang der meteorologischen<lb/>
Veränderungen mu&#x017F;ste ebenfalls sich von dem ge-<lb/>
genwärtigen sehr unterscheiden, und besonders<lb/>
mu&#x017F;ste dies der Fall in den gemä&#x017F;sigten und kal-<lb/>
ten Zonen seyn, wo jene Veränderungen so ab-<lb/>
hängig von localen Ursachen sind.</p><lb/>
            <p>Eine andere Gestalt, als zu unsern Zeiten,<lb/>
hatte deswegen auch die damalige lebende Na-<lb/>
tur; doch lag in ihr schon der Keim zu ihrer<lb/>
jetzigen Beschaffenheit. Hing in jenen Zeiten<lb/>
das nördliche Europa mit Nordamerika zusammen,<lb/>
und ist Island ein Ueberbleibsel dieser Verbin-<lb/>
dung, so ist es begreiflich, wie in dem noch un-<lb/>
entkräfteten Boden und in dem mildern Clima<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jener</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0231] So verschieden die damalige Gestalt der Län- der von der jetzigen war, so verschieden muſste auch der damalige Boden und das damalige Clima von dem heutigen seyn. Der Boden enthielt Bestandtheile, die jetzt längst zersetzt, oder mit Ackererde vermischt und bedeckt sind; da, wo in jenen Zeiten zusammenhängendes Land war, und wo jetzt nur noch Inseln sind, muſste ein wärmeres, und da, wo ein jetzt zusammenhän- gendes Land aus Inseln bestand, ein kälteres Cli- ma herrschen, als heutiges Tages; milder muſs- te die Temperatur der Polargegenden seyn, wo sich noch nicht jene ungeheuren Eisberge aufge- thürmt hatten, von welchen jetzt diese Zonen starren; der damalige Gang der meteorologischen Veränderungen muſste ebenfalls sich von dem ge- genwärtigen sehr unterscheiden, und besonders muſste dies der Fall in den gemäſsigten und kal- ten Zonen seyn, wo jene Veränderungen so ab- hängig von localen Ursachen sind. Eine andere Gestalt, als zu unsern Zeiten, hatte deswegen auch die damalige lebende Na- tur; doch lag in ihr schon der Keim zu ihrer jetzigen Beschaffenheit. Hing in jenen Zeiten das nördliche Europa mit Nordamerika zusammen, und ist Island ein Ueberbleibsel dieser Verbin- dung, so ist es begreiflich, wie in dem noch un- entkräfteten Boden und in dem mildern Clima jener

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/231
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/231>, abgerufen am 21.11.2024.