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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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Grund, bey jenen eine Funktion anzuneh-
men, welche der der weiblichen Genitalien
ähnlich ist, als sie für männliche Geschlechts-
organe zu halten?
4) Die Blätter, wovon die angeblichen männli-
chen Geschlechtstheile der Laubmoose um-
geben sind, haben aber auch ganz dieselbe
Form, wie diejenigen, welche den Knospen
zur Bedeckung dienen. Ist es also nicht
wahrscheinlich, dass jene Organe die ersten
Anfänge von Knospen sind? Gegen diese,
schon von Andern geäusserte Meinung sucht
zwar Bridel (i) die Hedwigsche Hypothese
zu vertheidigen, indem er behauptet, die
männlichen Blumen wären grösser, als die
Knospen, sässen nicht so frey, wie diese,
sondern zwischen den Blättern versteckt, hät-
ten eine andere Farbe, und hingen fester
mit dem Stamme zusammen. Aber wie un-
bestimmt und schwankend sind diese Merk-
male! Und kann es denn nicht eben so
wohl bey den Moosen, wie bey den Pflan-
zen, verschiedene Arten von Knospen ge-
ben?
5) Ich habe seit mehrern Jahren im Anfange
des Sommers das gemeine Haarmoos (Poly-
trichum commune) untersucht, und immer
um
(i) l. c. p. 70.
Grund, bey jenen eine Funktion anzuneh-
men, welche der der weiblichen Genitalien
ähnlich ist, als sie für männliche Geschlechts-
organe zu halten?
4) Die Blätter, wovon die angeblichen männli-
chen Geschlechtstheile der Laubmoose um-
geben sind, haben aber auch ganz dieselbe
Form, wie diejenigen, welche den Knospen
zur Bedeckung dienen. Ist es also nicht
wahrscheinlich, daſs jene Organe die ersten
Anfänge von Knospen sind? Gegen diese,
schon von Andern geäusserte Meinung sucht
zwar Bridel (i) die Hedwigsche Hypothese
zu vertheidigen, indem er behauptet, die
männlichen Blumen wären gröſser, als die
Knospen, säſsen nicht so frey, wie diese,
sondern zwischen den Blättern versteckt, hät-
ten eine andere Farbe, und hingen fester
mit dem Stamme zusammen. Aber wie un-
bestimmt und schwankend sind diese Merk-
male! Und kann es denn nicht eben so
wohl bey den Moosen, wie bey den Pflan-
zen, verschiedene Arten von Knospen ge-
ben?
5) Ich habe seit mehrern Jahren im Anfange
des Sommers das gemeine Haarmoos (Poly-
trichum commune) untersucht, und immer
um
(i) l. c. p. 70.
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[331/0341] Grund, bey jenen eine Funktion anzuneh- men, welche der der weiblichen Genitalien ähnlich ist, als sie für männliche Geschlechts- organe zu halten? 4) Die Blätter, wovon die angeblichen männli- chen Geschlechtstheile der Laubmoose um- geben sind, haben aber auch ganz dieselbe Form, wie diejenigen, welche den Knospen zur Bedeckung dienen. Ist es also nicht wahrscheinlich, daſs jene Organe die ersten Anfänge von Knospen sind? Gegen diese, schon von Andern geäusserte Meinung sucht zwar Bridel (i) die Hedwigsche Hypothese zu vertheidigen, indem er behauptet, die männlichen Blumen wären gröſser, als die Knospen, säſsen nicht so frey, wie diese, sondern zwischen den Blättern versteckt, hät- ten eine andere Farbe, und hingen fester mit dem Stamme zusammen. Aber wie un- bestimmt und schwankend sind diese Merk- male! Und kann es denn nicht eben so wohl bey den Moosen, wie bey den Pflan- zen, verschiedene Arten von Knospen ge- ben? 5) Ich habe seit mehrern Jahren im Anfange des Sommers das gemeine Haarmoos (Poly- trichum commune) untersucht, und immer um (i) l. c. p. 70.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/341>, abgerufen am 29.09.2024.