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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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ist. Vielleicht hat diese Wollust einen Einfluss
auf die Organisation der künftigen Frucht. Doch
ist sie keine nothwendige Bedingung der Erzeu-
gung überhaupt. Eben das, was die Natur
durch die Vereinigung der beyden Geschlechter
bewirkt, lässt sich auch künstlich durch Ueber-
tragung des reifen männlichen Saamens auf den
reifen weiblichen Zeugungsstoff bewirken.

In Betreff der Pflanzen erhellet die Richtig-
keit dieses Satzes aus den schon im vorigen Ka-
pitel erwähnten Kölreuterschen Versuchen über
die Bastarderzeugung dieser Körper.

Unter den Insekten sind die Seidenwürmer
die einzigen, deren künstliche Befruchtung bis-
her von Erfolg gewesen ist (o). Doch sind auch
erst wenig Versuche der Art bey dieser Thier-
classe angestellt.

Fische brachte Jacobi (p) durch künstliche
Vermischung des männlichen und weiblichen Zeu-
gungsstoffs dieser Thiere hervor. Er liess den
reifen, aber noch unbefruchteten Rogen eines
Salms und einer Forelle ins Wasser fallen, und
schüttete darauf so viel aus einem männlichen

Fische
(o) Spallanzani's Versuche über die Erzeugung
Abth. 1. S. 245 ff.
(p) Gleditsch, Mem. de l'Acad. des sc. de Berlin.
1764. p. 55.

ist. Vielleicht hat diese Wollust einen Einfluſs
auf die Organisation der künftigen Frucht. Doch
ist sie keine nothwendige Bedingung der Erzeu-
gung überhaupt. Eben das, was die Natur
durch die Vereinigung der beyden Geschlechter
bewirkt, läſst sich auch künstlich durch Ueber-
tragung des reifen männlichen Saamens auf den
reifen weiblichen Zeugungsstoff bewirken.

In Betreff der Pflanzen erhellet die Richtig-
keit dieses Satzes aus den schon im vorigen Ka-
pitel erwähnten Kölreuterschen Versuchen über
die Bastarderzeugung dieser Körper.

Unter den Insekten sind die Seidenwürmer
die einzigen, deren künstliche Befruchtung bis-
her von Erfolg gewesen ist (o). Doch sind auch
erst wenig Versuche der Art bey dieser Thier-
classe angestellt.

Fische brachte Jacobi (p) durch künstliche
Vermischung des männlichen und weiblichen Zeu-
gungsstoffs dieser Thiere hervor. Er lieſs den
reifen, aber noch unbefruchteten Rogen eines
Salms und einer Forelle ins Wasser fallen, und
schüttete darauf so viel aus einem männlichen

Fische
(o) Spallanzani’s Versuche über die Erzeugung
Abth. 1. S. 245 ff.
(p) Gleditsch, Mém. de l’Acad. des sc. de Berlin.
1764. p. 55.
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[370/0380] ist. Vielleicht hat diese Wollust einen Einfluſs auf die Organisation der künftigen Frucht. Doch ist sie keine nothwendige Bedingung der Erzeu- gung überhaupt. Eben das, was die Natur durch die Vereinigung der beyden Geschlechter bewirkt, läſst sich auch künstlich durch Ueber- tragung des reifen männlichen Saamens auf den reifen weiblichen Zeugungsstoff bewirken. In Betreff der Pflanzen erhellet die Richtig- keit dieses Satzes aus den schon im vorigen Ka- pitel erwähnten Kölreuterschen Versuchen über die Bastarderzeugung dieser Körper. Unter den Insekten sind die Seidenwürmer die einzigen, deren künstliche Befruchtung bis- her von Erfolg gewesen ist (o). Doch sind auch erst wenig Versuche der Art bey dieser Thier- classe angestellt. Fische brachte Jacobi (p) durch künstliche Vermischung des männlichen und weiblichen Zeu- gungsstoffs dieser Thiere hervor. Er lieſs den reifen, aber noch unbefruchteten Rogen eines Salms und einer Forelle ins Wasser fallen, und schüttete darauf so viel aus einem männlichen Fische (o) Spallanzani’s Versuche über die Erzeugung Abth. 1. S. 245 ff. (p) Gleditsch, Mém. de l’Acad. des sc. de Berlin. 1764. p. 55.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/380>, abgerufen am 25.11.2024.