ssern Menge Wassers (s) seine befruchtende Kraft ungeschwächt mitzutheilen, und die Analogie der Pflanzen für sich. Nach Hedwig's und Schrank's (t) microscopischen Untersuchungen nehmlich finden sich zwar bey einigen Gewächsen in der Narbe der weiblichen Geschlechtstheile hohle Canäle; diese aber endigen sich in einem festen, gelben, knorpelartigen Körper, der durch den gan- zen Griffel bis zur Nabelschnur der Saamenkörner geht, und zur Fortleitung einer Feuchtigkeit ganz untauglich zu seyn scheint. Da nun der Saft des Blumenstaubs nicht anders als durch jenen Körper auf den weiblichen Zeugungsstoff wirken kann, und da nach Kölreuter's Beobachtungen eine so äusserst geringe Quantität dieses Safts zur Befruchtung hinreichend ist, so findet wahr- scheinlich bey den Pflanzen keine unmittelbare Action des männlichen Saamens auf den weibli- chen statt.
Diese Gründe würden noch mehr an Gewicht gewinnen, wenn sich zeigen liesse, dass auch bey denjenigen Organismen, bey welchen die Be- fruchtung innerhalb dem Körper der Mutter ge-
schieht,
(s) Nehmlich 3 Gran Saamen auf 18 Unzen (= 8640 Gran) Wasser gerechnet.
(t) Briefe naturhist. physikal. und oekonom. Inhalts an Nau. S. 43 ff.
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ſsern Menge Wassers (s) seine befruchtende Kraft ungeschwächt mitzutheilen, und die Analogie der Pflanzen für sich. Nach Hedwig’s und Schrank’s (t) microscopischen Untersuchungen nehmlich finden sich zwar bey einigen Gewächsen in der Narbe der weiblichen Geschlechtstheile hohle Canäle; diese aber endigen sich in einem festen, gelben, knorpelartigen Körper, der durch den gan- zen Griffel bis zur Nabelschnur der Saamenkörner geht, und zur Fortleitung einer Feuchtigkeit ganz untauglich zu seyn scheint. Da nun der Saft des Blumenstaubs nicht anders als durch jenen Körper auf den weiblichen Zeugungsstoff wirken kann, und da nach Kölreuter’s Beobachtungen eine so äusserst geringe Quantität dieses Safts zur Befruchtung hinreichend ist, so findet wahr- scheinlich bey den Pflanzen keine unmittelbare Action des männlichen Saamens auf den weibli- chen statt.
Diese Gründe würden noch mehr an Gewicht gewinnen, wenn sich zeigen liesse, daſs auch bey denjenigen Organismen, bey welchen die Be- fruchtung innerhalb dem Körper der Mutter ge-
schieht,
(s) Nehmlich 3 Gran Saamen auf 18 Unzen (= 8640 Gran) Wasser gerechnet.
(t) Briefe naturhist. physikal. und oekonom. Inhalts an Nau. S. 43 ff.
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ſsern Menge Wassers (s) seine befruchtende Kraft
ungeschwächt mitzutheilen, und die Analogie
der Pflanzen für sich. Nach Hedwig’s und
Schrank’s (t) microscopischen Untersuchungen
nehmlich finden sich zwar bey einigen Gewächsen
in der Narbe der weiblichen Geschlechtstheile hohle
Canäle; diese aber endigen sich in einem festen,
gelben, knorpelartigen Körper, der durch den gan-
zen Griffel bis zur Nabelschnur der Saamenkörner
geht, und zur Fortleitung einer Feuchtigkeit ganz
untauglich zu seyn scheint. Da nun der Saft
des Blumenstaubs nicht anders als durch jenen
Körper auf den weiblichen Zeugungsstoff wirken
kann, und da nach Kölreuter’s Beobachtungen
eine so äusserst geringe Quantität dieses Safts zur
Befruchtung hinreichend ist, so findet wahr-
scheinlich bey den Pflanzen keine unmittelbare
Action des männlichen Saamens auf den weibli-
chen statt.
Diese Gründe würden noch mehr an Gewicht
gewinnen, wenn sich zeigen liesse, daſs auch
bey denjenigen Organismen, bey welchen die Be-
fruchtung innerhalb dem Körper der Mutter ge-
schieht,
(s) Nehmlich 3 Gran Saamen auf 18 Unzen (= 8640
Gran) Wasser gerechnet.
(t) Briefe naturhist. physikal. und oekonom. Inhalts
an Nau. S. 43 ff.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/397>, abgerufen am 22.11.2024.
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