Aus den angeführten Thatsachen folgt, dass, wenn eine Vermischung des männlichen und weiblichen Saamens auch bey denjenigen Thie- ren, wo die Befruchtung innerhalb dem Körper der Mutter geschieht, zur Erzeugung nothwen- dig ist, diese erst entweder in den Muttertrom- peten, oder in der Gebährmutter vorgehen kann. Es frägt sich also: Ob der männliche Saamen bey der Begattung in die Muttertrompeten, oder wenigstens in den Uterus gelanget? Harvey's (e) Beobachtungen sprechen nicht dafür. Nie traf er bey einer Menge weiblicher Thiere, die er gleich nach der Begattung öffnete, einen Trop- fen männlichen Saamens in dem Uterus an. Eben so wenig fand ihn Regnier de Graaf(f). Haller(g) fand ihn ein einziges mal 45 Minu- ten nach der Begattung in der Gebährmutter; in mehrern andern Fällen fand er ihn ebenfalls nicht. Hingegen sahe ihn Verheyen(h) in dem Uterus einer Kuh, Leeuwenhoek(i) in dem Uterus und dessen Hörnern bey Kaninchen, und Ruysch(k) in dem Uterus und zugleich in den Muttertrompeten zweyer Weiber.
Hier
(e) Exerc. de gen. anim. 48. 66. 67.
(f) Opp. omn. p. 305.
(g) El. phys. T. VIII. L. XXIX. S. I. §. 11. p. 19. 22.
(h) Corp. human. Anat. P. II. p. 314.
(i) Anat. p. 166. 170. 171.
(k) Thes, anat. VI. p. 13. n. 21. Advers. I. n. 1. T. 2. f. 3.
B b 5
Aus den angeführten Thatsachen folgt, daſs, wenn eine Vermischung des männlichen und weiblichen Saamens auch bey denjenigen Thie- ren, wo die Befruchtung innerhalb dem Körper der Mutter geschieht, zur Erzeugung nothwen- dig ist, diese erst entweder in den Muttertrom- peten, oder in der Gebährmutter vorgehen kann. Es frägt sich also: Ob der männliche Saamen bey der Begattung in die Muttertrompeten, oder wenigstens in den Uterus gelanget? Harvey’s (e) Beobachtungen sprechen nicht dafür. Nie traf er bey einer Menge weiblicher Thiere, die er gleich nach der Begattung öffnete, einen Trop- fen männlichen Saamens in dem Uterus an. Eben so wenig fand ihn Regnier de Graaf(f). Haller(g) fand ihn ein einziges mal 45 Minu- ten nach der Begattung in der Gebährmutter; in mehrern andern Fällen fand er ihn ebenfalls nicht. Hingegen sahe ihn Verheyen(h) in dem Uterus einer Kuh, Leeuwenhoek(i) in dem Uterus und dessen Hörnern bey Kaninchen, und Ruysch(k) in dem Uterus und zugleich in den Muttertrompeten zweyer Weiber.
Hier
(e) Exerc. de gen. anim. 48. 66. 67.
(f) Opp. omn. p. 305.
(g) El. phys. T. VIII. L. XXIX. S. I. §. 11. p. 19. 22.
(h) Corp. human. Anat. P. II. p. 314.
(i) Anat. p. 166. 170. 171.
(k) Thes, anat. VI. p. 13. n. 21. Advers. I. n. 1. T. 2. f. 3.
B b 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0403"n="393"/><p>Aus den angeführten Thatsachen folgt, daſs,<lb/>
wenn eine Vermischung des männlichen und<lb/>
weiblichen Saamens auch bey denjenigen Thie-<lb/>
ren, wo die Befruchtung innerhalb dem Körper<lb/>
der Mutter geschieht, zur Erzeugung nothwen-<lb/>
dig ist, diese erst entweder in den Muttertrom-<lb/>
peten, oder in der Gebährmutter vorgehen kann.<lb/>
Es frägt sich also: Ob der männliche Saamen<lb/>
bey der Begattung in die Muttertrompeten, oder<lb/>
wenigstens in den Uterus gelanget? <hirendition="#k">Harvey</hi>’s <noteplace="foot"n="(e)">Exerc. de gen. anim. 48. 66. 67.</note><lb/>
Beobachtungen sprechen nicht dafür. Nie traf<lb/>
er bey einer Menge weiblicher Thiere, die er<lb/>
gleich nach der Begattung öffnete, einen Trop-<lb/>
fen männlichen Saamens in dem Uterus an.<lb/>
Eben so wenig fand ihn <hirendition="#k">Regnier de Graaf</hi><noteplace="foot"n="(f)">Opp. omn. p. 305.</note>.<lb/><hirendition="#k">Haller</hi><noteplace="foot"n="(g)">El. phys. T. VIII. L. XXIX. S. I. §. 11. p. 19. 22.</note> fand ihn ein einziges mal 45 Minu-<lb/>
ten nach der Begattung in der Gebährmutter;<lb/>
in mehrern andern Fällen fand er ihn ebenfalls<lb/>
nicht. Hingegen sahe ihn <hirendition="#k">Verheyen</hi><noteplace="foot"n="(h)">Corp. human. Anat. P. II. p. 314.</note> in dem<lb/>
Uterus einer Kuh, <hirendition="#k">Leeuwenhoek</hi><noteplace="foot"n="(i)">Anat. p. 166. 170. 171.</note> in dem<lb/>
Uterus und dessen Hörnern bey Kaninchen, und<lb/><hirendition="#k">Ruysch</hi><noteplace="foot"n="(k)">Thes, anat. VI. p. 13. n. 21. Advers. I. n. 1. T. 2. f. 3.</note> in dem Uterus und zugleich in den<lb/>
Muttertrompeten zweyer Weiber.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Hier</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b 5</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[393/0403]
Aus den angeführten Thatsachen folgt, daſs,
wenn eine Vermischung des männlichen und
weiblichen Saamens auch bey denjenigen Thie-
ren, wo die Befruchtung innerhalb dem Körper
der Mutter geschieht, zur Erzeugung nothwen-
dig ist, diese erst entweder in den Muttertrom-
peten, oder in der Gebährmutter vorgehen kann.
Es frägt sich also: Ob der männliche Saamen
bey der Begattung in die Muttertrompeten, oder
wenigstens in den Uterus gelanget? Harvey’s (e)
Beobachtungen sprechen nicht dafür. Nie traf
er bey einer Menge weiblicher Thiere, die er
gleich nach der Begattung öffnete, einen Trop-
fen männlichen Saamens in dem Uterus an.
Eben so wenig fand ihn Regnier de Graaf (f).
Haller (g) fand ihn ein einziges mal 45 Minu-
ten nach der Begattung in der Gebährmutter;
in mehrern andern Fällen fand er ihn ebenfalls
nicht. Hingegen sahe ihn Verheyen (h) in dem
Uterus einer Kuh, Leeuwenhoek (i) in dem
Uterus und dessen Hörnern bey Kaninchen, und
Ruysch (k) in dem Uterus und zugleich in den
Muttertrompeten zweyer Weiber.
Hier
(e) Exerc. de gen. anim. 48. 66. 67.
(f) Opp. omn. p. 305.
(g) El. phys. T. VIII. L. XXIX. S. I. §. 11. p. 19. 22.
(h) Corp. human. Anat. P. II. p. 314.
(i) Anat. p. 166. 170. 171.
(k) Thes, anat. VI. p. 13. n. 21. Advers. I. n. 1. T. 2. f. 3.
B b 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/403>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.