selerde, Kalkerde und Bittererde, im lebenden Körper blos aus Wasser und athmosphärischer Luft erzeugt werden. Wir müssen uns ferner erin- nern, dass eben diese Stoffe in den Urgebirgen enthalten sind, und also früher vorhanden gewe- sen seyn müssen, als Thiere, Zoophyten und Pflanzen waren. Wir müssen endlich annehmen, dass der Kohlenstoff, die Metalle und Erden, die sich in den Urgebirgen befinden, nicht von jeher als solche vorhanden gewesen sind, sondern aus einfachern Grundstoffen zusammengesetzt wor- den, indem die entgegengesetzte Voraussetzung auf die Hypothese eines allgemeinen Auflösungs- mittels, worin alle Bestandtheile der Gebirgsarten vor ihrer Präcipitation zu gleicher Zeit enthalten waren, also auf eine, mit chemischen Gesetzen ganz unvereinbare Meinung führt. Aus diesen Sätzen folgt nun, dass die Erde in ihrem ur- sprünglichen Zustande gleiche Produkte hervor- brachte, wie in spätern Zeiten, als sich lebende Körper auf ihr erzeugten, von diesen gebildet wurden. Aber gleiche Wirkungen setzen gleiche Ursachen voraus. Da wir also keine andere Kraft kennen, welche Kohlenstoff, Metalle und Erden aus einfachern Stoffen zusammenzusetzen vermag, als die Lebenskraft, so ist es wahr- scheinlich, dass diese es auch war, welche den Grundstoffen der Urgebirge ihr Entstehen gab.
So
selerde, Kalkerde und Bittererde, im lebenden Körper blos aus Wasser und athmosphärischer Luft erzeugt werden. Wir müssen uns ferner erin- nern, daſs eben diese Stoffe in den Urgebirgen enthalten sind, und also früher vorhanden gewe- sen seyn müssen, als Thiere, Zoophyten und Pflanzen waren. Wir müssen endlich annehmen, daſs der Kohlenstoff, die Metalle und Erden, die sich in den Urgebirgen befinden, nicht von jeher als solche vorhanden gewesen sind, sondern aus einfachern Grundstoffen zusammengesetzt wor- den, indem die entgegengesetzte Voraussetzung auf die Hypothese eines allgemeinen Auflösungs- mittels, worin alle Bestandtheile der Gebirgsarten vor ihrer Präcipitation zu gleicher Zeit enthalten waren, also auf eine, mit chemischen Gesetzen ganz unvereinbare Meinung führt. Aus diesen Sätzen folgt nun, daſs die Erde in ihrem ur- sprünglichen Zustande gleiche Produkte hervor- brachte, wie in spätern Zeiten, als sich lebende Körper auf ihr erzeugten, von diesen gebildet wurden. Aber gleiche Wirkungen setzen gleiche Ursachen voraus. Da wir also keine andere Kraft kennen, welche Kohlenstoff, Metalle und Erden aus einfachern Stoffen zusammenzusetzen vermag, als die Lebenskraft, so ist es wahr- scheinlich, daſs diese es auch war, welche den Grundstoffen der Urgebirge ihr Entstehen gab.
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selerde, Kalkerde und Bittererde, im lebenden
Körper blos aus Wasser und athmosphärischer Luft
erzeugt werden. Wir müssen uns ferner erin-
nern, daſs eben diese Stoffe in den Urgebirgen
enthalten sind, und also früher vorhanden gewe-
sen seyn müssen, als Thiere, Zoophyten und
Pflanzen waren. Wir müssen endlich annehmen,
daſs der Kohlenstoff, die Metalle und Erden,
die sich in den Urgebirgen befinden, nicht von
jeher als solche vorhanden gewesen sind, sondern
aus einfachern Grundstoffen zusammengesetzt wor-
den, indem die entgegengesetzte Voraussetzung
auf die Hypothese eines allgemeinen Auflösungs-
mittels, worin alle Bestandtheile der Gebirgsarten
vor ihrer Präcipitation zu gleicher Zeit enthalten
waren, also auf eine, mit chemischen Gesetzen
ganz unvereinbare Meinung führt. Aus diesen
Sätzen folgt nun, daſs die Erde in ihrem ur-
sprünglichen Zustande gleiche Produkte hervor-
brachte, wie in spätern Zeiten, als sich lebende
Körper auf ihr erzeugten, von diesen gebildet
wurden. Aber gleiche Wirkungen setzen gleiche
Ursachen voraus. Da wir also keine andere
Kraft kennen, welche Kohlenstoff, Metalle und
Erden aus einfachern Stoffen zusammenzusetzen
vermag, als die Lebenskraft, so ist es wahr-
scheinlich, daſs diese es auch war, welche den
Grundstoffen der Urgebirge ihr Entstehen gab.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/48>, abgerufen am 24.11.2024.
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