hoben wird. Diese Thatsache würde sich durch folgende Voraussetzung erklären lassen: Gesetzt A und B wären zwey absolut äussere Reitze, und z. B. A eine oxydirende, B eine desoxydi- rende Potenz, so wie a und b zwey Systeme von Organen, deren Lebensthätigkeiten wechsel- seitig auf einander als relativ äussere antagoni- stische Reitze wirkten; gesetzt ferner, das Sy- stem a besässe blos Empfänglichkeit für den Reitz der desoxydirenden Potenz B, und das andere b blos für den Reitz der oxydirenden Potenz A, doch wirkte ausser B auch die Lebensthätigkeit von b mittelbar als erregende Potenz auf a, so wie umgekehrt auf b ausser A auch die Le- bensthätigkeit von a; gesetzt endlich, die Lebens- thätigkeit von a brächte ähnliche Veränderungen in b, wie der absolut äussere Reitz A, und die Lebensthätigkeit von b analoge Veränderungen in a, wie der Reitz B, hervor, jene wirkte also ebenfalls oxydirend und diese desoxydirend; so ist leicht einzusehen, wie in Ermangelung von A die Lebensthätigkeit der Organe a, und in Ermangelung von B die Lebensthätigkeit von b die Stelle jener absolut äussern Potenzen bis auf einen gewissen Grad ersetzen könnte. Der le- bende Körper würde also im Stande seyn, sich die Bedingungen seines Lebens einigermaassen selber zu schaffen.
Hat
hoben wird. Diese Thatsache würde sich durch folgende Voraussetzung erklären lassen: Gesetzt A und B wären zwey absolut äussere Reitze, und z. B. A eine oxydirende, B eine desoxydi- rende Potenz, so wie α und β zwey Systeme von Organen, deren Lebensthätigkeiten wechsel- seitig auf einander als relativ äussere antagoni- stische Reitze wirkten; gesetzt ferner, das Sy- stem α besäſse blos Empfänglichkeit für den Reitz der desoxydirenden Potenz B, und das andere β blos für den Reitz der oxydirenden Potenz A, doch wirkte ausser B auch die Lebensthätigkeit von β mittelbar als erregende Potenz auf α, so wie umgekehrt auf β ausser A auch die Le- bensthätigkeit von α; gesetzt endlich, die Lebens- thätigkeit von α brächte ähnliche Veränderungen in β, wie der absolut äussere Reitz A, und die Lebensthätigkeit von β analoge Veränderungen in α, wie der Reitz B, hervor, jene wirkte also ebenfalls oxydirend und diese desoxydirend; so ist leicht einzusehen, wie in Ermangelung von A die Lebensthätigkeit der Organe α, und in Ermangelung von B die Lebensthätigkeit von β die Stelle jener absolut äussern Potenzen bis auf einen gewissen Grad ersetzen könnte. Der le- bende Körper würde also im Stande seyn, sich die Bedingungen seines Lebens einigermaaſsen selber zu schaffen.
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hoben wird. Diese Thatsache würde sich durch
folgende Voraussetzung erklären lassen: Gesetzt
A und B wären zwey absolut äussere Reitze,
und z. B. A eine oxydirende, B eine desoxydi-
rende Potenz, so wie α und β zwey Systeme
von Organen, deren Lebensthätigkeiten wechsel-
seitig auf einander als relativ äussere antagoni-
stische Reitze wirkten; gesetzt ferner, das Sy-
stem α besäſse blos Empfänglichkeit für den Reitz
der desoxydirenden Potenz B, und das andere β
blos für den Reitz der oxydirenden Potenz A,
doch wirkte ausser B auch die Lebensthätigkeit
von β mittelbar als erregende Potenz auf α,
so wie umgekehrt auf β ausser A auch die Le-
bensthätigkeit von α; gesetzt endlich, die Lebens-
thätigkeit von α brächte ähnliche Veränderungen
in β, wie der absolut äussere Reitz A, und die
Lebensthätigkeit von β analoge Veränderungen in
α, wie der Reitz B, hervor, jene wirkte also
ebenfalls oxydirend und diese desoxydirend; so
ist leicht einzusehen, wie in Ermangelung von
A die Lebensthätigkeit der Organe α, und in
Ermangelung von B die Lebensthätigkeit von β
die Stelle jener absolut äussern Potenzen bis auf
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/600>, abgerufen am 22.11.2024.
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