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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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andern Ursprung? Dies sind Fragen, die eine
vollständige Theorie der Vegetation genügend zu
beantworten haben würde. Ich gestehe, dass ich
diese nicht zu liefern vermag. Was ich geben
kann, sind nur einzelne, aus Erfahrungen ge-
folgerte Sätze.

Es giebt einen dreyfachen Erfahrungsweg zur
Entdeckung des Bildungsprocesses der verschie-
denen Pflanzentheile. Auf dem einen untersuchen
wir zuerst die in dem Zellgewebe der Blätter
und der grünen Rinde befindlichen Säfte, die den
Stoff zur Bildung aller übrigen Theile liefern;
auf dem zweyten verfolgen wir die Veränderun-
gen, welche die Bestandtheile der Saamen und
Knollen beym Keimen erleiden; der dritte fängt
mit der Zerlegung des im Frühjahre aufsteigen-
den rohen Pflanzensafts, dem ersten Produkt der
erwachenden Vegetation, an. Wir wollen zuvör-
derst den ersten dieser Wege einschlagen.

In allen Pflanzentheilen, worauf das Licht
Einfluss hat, enthalten die Zellen der Blätter und
der jüngern Rinde grüne Körner, die in dem
ausgepressten Saft mancher, besonders saftiger
Gewächse zu Boden sinken, so dass man sie
durch Filtriren von der übrigen Flüssigkeit ab-
sondern kann. Diese Körner sind den Blutkü-
gelchen der Thiere analog. Wie in den letztern
die Farbe des Bluts, so hat in ihnen die Farbe

der

andern Ursprung? Dies sind Fragen, die eine
vollständige Theorie der Vegetation genügend zu
beantworten haben würde. Ich gestehe, daſs ich
diese nicht zu liefern vermag. Was ich geben
kann, sind nur einzelne, aus Erfahrungen ge-
folgerte Sätze.

Es giebt einen dreyfachen Erfahrungsweg zur
Entdeckung des Bildungsprocesses der verschie-
denen Pflanzentheile. Auf dem einen untersuchen
wir zuerst die in dem Zellgewebe der Blätter
und der grünen Rinde befindlichen Säfte, die den
Stoff zur Bildung aller übrigen Theile liefern;
auf dem zweyten verfolgen wir die Veränderun-
gen, welche die Bestandtheile der Saamen und
Knollen beym Keimen erleiden; der dritte fängt
mit der Zerlegung des im Frühjahre aufsteigen-
den rohen Pflanzensafts, dem ersten Produkt der
erwachenden Vegetation, an. Wir wollen zuvör-
derst den ersten dieser Wege einschlagen.

In allen Pflanzentheilen, worauf das Licht
Einfluſs hat, enthalten die Zellen der Blätter und
der jüngern Rinde grüne Körner, die in dem
ausgepreſsten Saft mancher, besonders saftiger
Gewächse zu Boden sinken, so daſs man sie
durch Filtriren von der übrigen Flüssigkeit ab-
sondern kann. Diese Körner sind den Blutkü-
gelchen der Thiere analog. Wie in den letztern
die Farbe des Bluts, so hat in ihnen die Farbe

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[94/0110] andern Ursprung? Dies sind Fragen, die eine vollständige Theorie der Vegetation genügend zu beantworten haben würde. Ich gestehe, daſs ich diese nicht zu liefern vermag. Was ich geben kann, sind nur einzelne, aus Erfahrungen ge- folgerte Sätze. Es giebt einen dreyfachen Erfahrungsweg zur Entdeckung des Bildungsprocesses der verschie- denen Pflanzentheile. Auf dem einen untersuchen wir zuerst die in dem Zellgewebe der Blätter und der grünen Rinde befindlichen Säfte, die den Stoff zur Bildung aller übrigen Theile liefern; auf dem zweyten verfolgen wir die Veränderun- gen, welche die Bestandtheile der Saamen und Knollen beym Keimen erleiden; der dritte fängt mit der Zerlegung des im Frühjahre aufsteigen- den rohen Pflanzensafts, dem ersten Produkt der erwachenden Vegetation, an. Wir wollen zuvör- derst den ersten dieser Wege einschlagen. In allen Pflanzentheilen, worauf das Licht Einfluſs hat, enthalten die Zellen der Blätter und der jüngern Rinde grüne Körner, die in dem ausgepreſsten Saft mancher, besonders saftiger Gewächse zu Boden sinken, so daſs man sie durch Filtriren von der übrigen Flüssigkeit ab- sondern kann. Diese Körner sind den Blutkü- gelchen der Thiere analog. Wie in den letztern die Farbe des Bluts, so hat in ihnen die Farbe der

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/110>, abgerufen am 23.11.2024.