Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

noch an Untersuchungen. Bey den Bienen, Schmet-
terlingen und mehrern Käfern, deren Tracheen
in häutige Luftsäcke übergehen, lässt sich das
Ein- und Ausathmen aus einem Wechsel von
Ausdehnung und Zusammenziehung dieser Behäl-
ter erklären. Ich muss zwar gestehen, dass ich
an den Tracheen eines lebendig geöffneten Nas-
hornkäfers keine Bewegungen habe wahrnehmen
können. Allein die Stigmate waren bey diesem
Thier ebenfalls in Ruhe, und das Athemholen
schien also aufgehoben zu seyn. Comparetti x)
versichert dagegen, an den entblössten Luftröhren
lebender Heuschrecken Zusammenziehungen und
Erweiterungen beobachtet zu haben. Mir ist es
auch um so wahrscheinlicher, dass solche Bewe-
gungen in den Tracheen statt finden, da manche
Insekten das Vermögen besitzen, Theile ihres Kör-
pers durch eine grössere Menge eingeathmeter
Luft anschwellend zu machen. So treten die Ge-
schlechtstheile der Biene gegen die Zeit der Be-
gattung umgestreift und turgescirend aus dem Kör-
per hervor y). Wenn man aber erwägt, dass
bey den Raupen die Luftröhren einen knorpelar-
tigen, spiralförmigen Drath enthalten, der keine
beträchtliche Ausdehnung und Zusammenziehung

gestatten
x) Obs. anat. de aure interna comp. p. 290.
y) Reaumur Mem. pour servir a l'hist, des ins. T. V.
Mem. 2. p. 145. der 8. Ausg.
IV. Bd. L

noch an Untersuchungen. Bey den Bienen, Schmet-
terlingen und mehrern Käfern, deren Tracheen
in häutige Luftsäcke übergehen, läſst sich das
Ein- und Ausathmen aus einem Wechsel von
Ausdehnung und Zusammenziehung dieser Behäl-
ter erklären. Ich muſs zwar gestehen, daſs ich
an den Tracheen eines lebendig geöffneten Nas-
hornkäfers keine Bewegungen habe wahrnehmen
können. Allein die Stigmate waren bey diesem
Thier ebenfalls in Ruhe, und das Athemholen
schien also aufgehoben zu seyn. Comparetti x)
versichert dagegen, an den entblöſsten Luftröhren
lebender Heuschrecken Zusammenziehungen und
Erweiterungen beobachtet zu haben. Mir ist es
auch um so wahrscheinlicher, daſs solche Bewe-
gungen in den Tracheen statt finden, da manche
Insekten das Vermögen besitzen, Theile ihres Kör-
pers durch eine gröſsere Menge eingeathmeter
Luft anschwellend zu machen. So treten die Ge-
schlechtstheile der Biene gegen die Zeit der Be-
gattung umgestreift und turgescirend aus dem Kör-
per hervor y). Wenn man aber erwägt, daſs
bey den Raupen die Luftröhren einen knorpelar-
tigen, spiralförmigen Drath enthalten, der keine
beträchtliche Ausdehnung und Zusammenziehung

gestatten
x) Obs. anat. de aure interna comp. p. 290.
y) Reaumur Mém. pour servir à l’hist, des ins. T. V.
Mém. 2. p. 145. der 8. Ausg.
IV. Bd. L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0177" n="161"/>
noch an Untersuchungen. Bey den Bienen, Schmet-<lb/>
terlingen und mehrern Käfern, deren Tracheen<lb/>
in häutige Luftsäcke übergehen, lä&#x017F;st sich das<lb/>
Ein- und Ausathmen aus einem Wechsel von<lb/>
Ausdehnung und Zusammenziehung dieser Behäl-<lb/>
ter erklären. Ich mu&#x017F;s zwar gestehen, da&#x017F;s ich<lb/>
an den Tracheen eines lebendig geöffneten Nas-<lb/>
hornkäfers keine Bewegungen habe wahrnehmen<lb/>
können. Allein die Stigmate waren bey diesem<lb/>
Thier ebenfalls in Ruhe, und das Athemholen<lb/>
schien also aufgehoben zu seyn. <hi rendition="#k">Comparetti</hi> <note place="foot" n="x)">Obs. anat. de aure interna comp. p. 290.</note><lb/>
versichert dagegen, an den entblö&#x017F;sten Luftröhren<lb/>
lebender Heuschrecken Zusammenziehungen und<lb/>
Erweiterungen beobachtet zu haben. Mir ist es<lb/>
auch um so wahrscheinlicher, da&#x017F;s solche Bewe-<lb/>
gungen in den Tracheen statt finden, da manche<lb/>
Insekten das Vermögen besitzen, Theile ihres Kör-<lb/>
pers durch eine grö&#x017F;sere Menge eingeathmeter<lb/>
Luft anschwellend zu machen. So treten die Ge-<lb/>
schlechtstheile der Biene gegen die Zeit der Be-<lb/>
gattung umgestreift und turgescirend aus dem Kör-<lb/>
per hervor <note place="foot" n="y)"><hi rendition="#k">Reaumur</hi> Mém. pour servir à l&#x2019;hist, des ins. T. V.<lb/>
Mém. 2. p. 145. der 8. Ausg.</note>. Wenn man aber erwägt, da&#x017F;s<lb/>
bey den Raupen die Luftröhren einen knorpelar-<lb/>
tigen, spiralförmigen Drath enthalten, der keine<lb/>
beträchtliche Ausdehnung und Zusammenziehung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gestatten</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">IV. Bd.</hi> L</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0177] noch an Untersuchungen. Bey den Bienen, Schmet- terlingen und mehrern Käfern, deren Tracheen in häutige Luftsäcke übergehen, läſst sich das Ein- und Ausathmen aus einem Wechsel von Ausdehnung und Zusammenziehung dieser Behäl- ter erklären. Ich muſs zwar gestehen, daſs ich an den Tracheen eines lebendig geöffneten Nas- hornkäfers keine Bewegungen habe wahrnehmen können. Allein die Stigmate waren bey diesem Thier ebenfalls in Ruhe, und das Athemholen schien also aufgehoben zu seyn. Comparetti x) versichert dagegen, an den entblöſsten Luftröhren lebender Heuschrecken Zusammenziehungen und Erweiterungen beobachtet zu haben. Mir ist es auch um so wahrscheinlicher, daſs solche Bewe- gungen in den Tracheen statt finden, da manche Insekten das Vermögen besitzen, Theile ihres Kör- pers durch eine gröſsere Menge eingeathmeter Luft anschwellend zu machen. So treten die Ge- schlechtstheile der Biene gegen die Zeit der Be- gattung umgestreift und turgescirend aus dem Kör- per hervor y). Wenn man aber erwägt, daſs bey den Raupen die Luftröhren einen knorpelar- tigen, spiralförmigen Drath enthalten, der keine beträchtliche Ausdehnung und Zusammenziehung gestatten x) Obs. anat. de aure interna comp. p. 290. y) Reaumur Mém. pour servir à l’hist, des ins. T. V. Mém. 2. p. 145. der 8. Ausg. IV. Bd. L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/177
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/177>, abgerufen am 24.11.2024.