venöse Blut auch mehr von der Basis des koh- lensauren Gas, mehr Kohlenstoff, als das arterielle enthält. Dies würde nur dann der Fall seyn, wenn das bey der Respiration und Transpiration entweichende kohlensaure Gas nicht im Blute präexistirend wäre, sondern erst bey der Einwir- kung der Atmosphäre mit dem Sauerstoff dersel- ben gebildet würde. In der That hat auch Abil- gaard Versuche bekannt gemacht, welche bewei- sen, dass im arteriellen Blut mehr Kohlenstoff als im venösen befindlich ist. Dieser liess gleiche Theile von getrocknetem Venen- und Arterien- blut mit Salpeter verpuffen, und fand, dass das letztere weit mehr Salpeter zum Alkalisiren be- darf, mithin mehr Kohlenstoff enthält, als das erstere c).
Dieses Resultat widerspricht zwar sehr den gangbaren Meinungen. Doch für mich ist nichts desto weniger der grössere Reichthum des Arte- rienbluts an Kohlenstoff sehr wahrscheinlich. Alle chemische Vegetationsprocesse liessen uns eine Er- zeugung des Kohlenstoffs im Pflanzenkörper ver- muthen d). Wir haben um so mehr Grund, eine Entstehung dieses Stoffs auch im thierischen Kör-
per
c)Pfaff's u. Scheel's Nordisches Archiv für Natur- und Arzneywissensch. B. 1. S. 493.
d) Abschn. 2. §. 4. des gegenwärtigen Buchs.
O 2
venöse Blut auch mehr von der Basis des koh- lensauren Gas, mehr Kohlenstoff, als das arterielle enthält. Dies würde nur dann der Fall seyn, wenn das bey der Respiration und Transpiration entweichende kohlensaure Gas nicht im Blute präexistirend wäre, sondern erst bey der Einwir- kung der Atmosphäre mit dem Sauerstoff dersel- ben gebildet würde. In der That hat auch Abil- gaard Versuche bekannt gemacht, welche bewei- sen, daſs im arteriellen Blut mehr Kohlenstoff als im venösen befindlich ist. Dieser lieſs gleiche Theile von getrocknetem Venen- und Arterien- blut mit Salpeter verpuffen, und fand, daſs das letztere weit mehr Salpeter zum Alkalisiren be- darf, mithin mehr Kohlenstoff enthält, als das erstere c).
Dieses Resultat widerspricht zwar sehr den gangbaren Meinungen. Doch für mich ist nichts desto weniger der gröſsere Reichthum des Arte- rienbluts an Kohlenstoff sehr wahrscheinlich. Alle chemische Vegetationsprocesse lieſsen uns eine Er- zeugung des Kohlenstoffs im Pflanzenkörper ver- muthen d). Wir haben um so mehr Grund, eine Entstehung dieses Stoffs auch im thierischen Kör-
per
c)Pfaff’s u. Scheel’s Nordisches Archiv für Natur- und Arzneywissensch. B. 1. S. 493.
d) Abschn. 2. §. 4. des gegenwärtigen Buchs.
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[211/0227]
venöse Blut auch mehr von der Basis des koh-
lensauren Gas, mehr Kohlenstoff, als das arterielle
enthält. Dies würde nur dann der Fall seyn,
wenn das bey der Respiration und Transpiration
entweichende kohlensaure Gas nicht im Blute
präexistirend wäre, sondern erst bey der Einwir-
kung der Atmosphäre mit dem Sauerstoff dersel-
ben gebildet würde. In der That hat auch Abil-
gaard Versuche bekannt gemacht, welche bewei-
sen, daſs im arteriellen Blut mehr Kohlenstoff als
im venösen befindlich ist. Dieser lieſs gleiche
Theile von getrocknetem Venen- und Arterien-
blut mit Salpeter verpuffen, und fand, daſs das
letztere weit mehr Salpeter zum Alkalisiren be-
darf, mithin mehr Kohlenstoff enthält, als das
erstere c).
Dieses Resultat widerspricht zwar sehr den
gangbaren Meinungen. Doch für mich ist nichts
desto weniger der gröſsere Reichthum des Arte-
rienbluts an Kohlenstoff sehr wahrscheinlich. Alle
chemische Vegetationsprocesse lieſsen uns eine Er-
zeugung des Kohlenstoffs im Pflanzenkörper ver-
muthen d). Wir haben um so mehr Grund, eine
Entstehung dieses Stoffs auch im thierischen Kör-
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c) Pfaff’s u. Scheel’s Nordisches Archiv für Natur-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/227>, abgerufen am 24.11.2024.
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