stoffgas zu seyn, was sich mit dem Blute ver- einigte, indem sich das von dem Wasser aufge- nommene Sauerstoffgas durch blosses Kochen wie- der davon absondern lässt. Doch ist es auf der andern Seite auch gewiss, dass die Verbindung der Luft mit dem Wasser nicht auf eine blos mechanische Art, sondern durch eine chemische Verwandtschaft geschieht, welches sich schwerlich erklären lässt, wenn man nicht eine gewisse Zer- setzung der von dem Wasser absorbirten Luft annimmt e). Giebt es also vielleicht, wie Acker- mannf) vermuthet hat, einen mittlern Zustand der Luftarten zwischen der Gasform und dem gänzlichen Mangel der Elasticität? Hier ist noch völlige Dunkelheit. Bis diese aufgehellt ist, wird in unserer Kenntniss des Athemholens noch eine beträchtliche Lücke seyn.
Solcher Lücken giebt es aber noch mehr. So weiss man, dass der Phosphor in Luft, die voll- kommen mit Feuchtigkeit gesättigt ist, viermal schneller als in vollkommen trockner Luft ver- brennt g). Zwischen dem Verbrennen des Phos- phors und dem Athemholen findet aber eine all-
gemein
e)Von Humboldt u. Gay-Lussac, Journ. de Phys. T. 60. p. 129.
f) Versuch über die Lebenskräfte.
g)Parrot in Gilbert's Annalen der Physik. B. 10. S. 168.
O 3
stoffgas zu seyn, was sich mit dem Blute ver- einigte, indem sich das von dem Wasser aufge- nommene Sauerstoffgas durch bloſses Kochen wie- der davon absondern läſst. Doch ist es auf der andern Seite auch gewiſs, daſs die Verbindung der Luft mit dem Wasser nicht auf eine blos mechanische Art, sondern durch eine chemische Verwandtschaft geschieht, welches sich schwerlich erklären läſst, wenn man nicht eine gewisse Zer- setzung der von dem Wasser absorbirten Luft annimmt e). Giebt es also vielleicht, wie Acker- mannf) vermuthet hat, einen mittlern Zustand der Luftarten zwischen der Gasform und dem gänzlichen Mangel der Elasticität? Hier ist noch völlige Dunkelheit. Bis diese aufgehellt ist, wird in unserer Kenntniſs des Athemholens noch eine beträchtliche Lücke seyn.
Solcher Lücken giebt es aber noch mehr. So weiſs man, daſs der Phosphor in Luft, die voll- kommen mit Feuchtigkeit gesättigt ist, viermal schneller als in vollkommen trockner Luft ver- brennt g). Zwischen dem Verbrennen des Phos- phors und dem Athemholen findet aber eine all-
gemein
e)Von Humboldt u. Gay-Lussac, Journ. de Phys. T. 60. p. 129.
f) Versuch über die Lebenskräfte.
g)Parrot in Gilbert’s Annalen der Physik. B. 10. S. 168.
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stoffgas zu seyn, was sich mit dem Blute ver-
einigte, indem sich das von dem Wasser aufge-
nommene Sauerstoffgas durch bloſses Kochen wie-
der davon absondern läſst. Doch ist es auf der
andern Seite auch gewiſs, daſs die Verbindung
der Luft mit dem Wasser nicht auf eine blos
mechanische Art, sondern durch eine chemische
Verwandtschaft geschieht, welches sich schwerlich
erklären läſst, wenn man nicht eine gewisse Zer-
setzung der von dem Wasser absorbirten Luft
annimmt e). Giebt es also vielleicht, wie Acker-
mann f) vermuthet hat, einen mittlern Zustand
der Luftarten zwischen der Gasform und dem
gänzlichen Mangel der Elasticität? Hier ist noch
völlige Dunkelheit. Bis diese aufgehellt ist, wird
in unserer Kenntniſs des Athemholens noch eine
beträchtliche Lücke seyn.
Solcher Lücken giebt es aber noch mehr. So
weiſs man, daſs der Phosphor in Luft, die voll-
kommen mit Feuchtigkeit gesättigt ist, viermal
schneller als in vollkommen trockner Luft ver-
brennt g). Zwischen dem Verbrennen des Phos-
phors und dem Athemholen findet aber eine all-
gemein
e) Von Humboldt u. Gay-Lussac, Journ. de Phys.
T. 60. p. 129.
f) Versuch über die Lebenskräfte.
g) Parrot in Gilbert’s Annalen der Physik. B. 10.
S. 168.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/229>, abgerufen am 24.11.2024.
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