zum Theil ausserhalb seinem Körper. Dieses geht theils aus der Aorta durch die Nabelarterie bey den Säugthieren zum Mutterkuchen, bey den Vögeln zum Chorion, und kehrt durch die Na- belvene zur Hohlader zurück; theils fliesst es durch die Gekrösearterie zum Nabelbläschen der Säugthiere, oder zur Dotterhaut der Vögel, und nimmt durch die Dottervene den Rückweg zur Pfortader. Das aus diesen Venen und den Blut- adern des Körpers sich in dem gemeinschaftlichen Stamm der Hohlader sammelnde Blut geht jetzt einen weit einfachern Weg, als bey dem ausge- bildeten Thier. Es giebt in jener frühern Lebens- periode nur Eine Vorkammer des Herzens, die alles Blut aus der Hohlvene empfängt, und Einen Ventrikel, welcher dieses blos durch die Aorta wieder aussendet. Zusammengesetzter wird das Herz in der spätern Entwickelungsperiode des Foetus, wo bey den Säugthieren das Nabelbläs- chen zu schwinden, und bey den Vögeln sich der Dotter in den Unterleib zurückzuziehen anfängt. Jetzt bilden sich Scheidewände in den beyden Höh- lungen des Herzens, und mit denselben die An- lage zu der künftigen vierfachen Cavität dieses Organs. Aber die Scheidewand der Vorkammer ist noch unvollkommen; es bleibt in ihr bis zur Geburt das eyförmige Loch, welches dem in die rechte Nebenkammer aus der Hohlvene kommen- den Blut den Eintritt in die linke Nebenkammer
erlaubt,
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zum Theil ausserhalb seinem Körper. Dieses geht theils aus der Aorta durch die Nabelarterie bey den Säugthieren zum Mutterkuchen, bey den Vögeln zum Chorion, und kehrt durch die Na- belvene zur Hohlader zurück; theils flieſst es durch die Gekrösearterie zum Nabelbläschen der Säugthiere, oder zur Dotterhaut der Vögel, und nimmt durch die Dottervene den Rückweg zur Pfortader. Das aus diesen Venen und den Blut- adern des Körpers sich in dem gemeinschaftlichen Stamm der Hohlader sammelnde Blut geht jetzt einen weit einfachern Weg, als bey dem ausge- bildeten Thier. Es giebt in jener frühern Lebens- periode nur Eine Vorkammer des Herzens, die alles Blut aus der Hohlvene empfängt, und Einen Ventrikel, welcher dieses blos durch die Aorta wieder aussendet. Zusammengesetzter wird das Herz in der spätern Entwickelungsperiode des Foetus, wo bey den Säugthieren das Nabelbläs- chen zu schwinden, und bey den Vögeln sich der Dotter in den Unterleib zurückzuziehen anfängt. Jetzt bilden sich Scheidewände in den beyden Höh- lungen des Herzens, und mit denselben die An- lage zu der künftigen vierfachen Cavität dieses Organs. Aber die Scheidewand der Vorkammer ist noch unvollkommen; es bleibt in ihr bis zur Geburt das eyförmige Loch, welches dem in die rechte Nebenkammer aus der Hohlvene kommen- den Blut den Eintritt in die linke Nebenkammer
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zum Theil ausserhalb seinem Körper. Dieses
geht theils aus der Aorta durch die Nabelarterie
bey den Säugthieren zum Mutterkuchen, bey den
Vögeln zum Chorion, und kehrt durch die Na-
belvene zur Hohlader zurück; theils flieſst es
durch die Gekrösearterie zum Nabelbläschen der
Säugthiere, oder zur Dotterhaut der Vögel, und
nimmt durch die Dottervene den Rückweg zur
Pfortader. Das aus diesen Venen und den Blut-
adern des Körpers sich in dem gemeinschaftlichen
Stamm der Hohlader sammelnde Blut geht jetzt
einen weit einfachern Weg, als bey dem ausge-
bildeten Thier. Es giebt in jener frühern Lebens-
periode nur Eine Vorkammer des Herzens, die
alles Blut aus der Hohlvene empfängt, und Einen
Ventrikel, welcher dieses blos durch die Aorta
wieder aussendet. Zusammengesetzter wird das
Herz in der spätern Entwickelungsperiode des
Foetus, wo bey den Säugthieren das Nabelbläs-
chen zu schwinden, und bey den Vögeln sich der
Dotter in den Unterleib zurückzuziehen anfängt.
Jetzt bilden sich Scheidewände in den beyden Höh-
lungen des Herzens, und mit denselben die An-
lage zu der künftigen vierfachen Cavität dieses
Organs. Aber die Scheidewand der Vorkammer
ist noch unvollkommen; es bleibt in ihr bis zur
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/249>, abgerufen am 22.11.2024.
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