Deutet diese verschiedene Beschaffenheit des gastrischen Safts bey den Thieren der höhern und niedern Classen auf eine Verschiedenheit in der Ernährungsweise derselben hin? Und steht diese Verschiedenheit mit der abweichenden Mischung des Bluts der rothblütigen Thiere und der Mol- lusken, Insekten u. s. w. in Beziehung? Ich glaube nicht, dass dies der Fall ist. Nach chemi- schen Gründen kann zwar das Auflösungsmittel der Speisen eben sowohl ein Alkali, als eine Säure seyn. Aetzende Alkalien lösen im Ganzen mehr thierische und vegetabilische Substanzen, als die meisten Säuren auf. Allein es ist auch möglich, dass bey den Mollusken und Insekten der reine Magensaft ebenfalls sauer und die Säure desselben blos durch den alkalischen Schleim des Nahrungs- canals verhüllt ist. Auch der Speichel ist an sich sauer; er erhält erst durch die Zumischung des Safts der Schleimdrüsen des Mundes eine alkali- sche Beschaffenheit; aber seine Säure wird da- durch nicht aufgehoben, sondern zeigt sich fort- dauernd durch seine Kraft, die Milch zum Ge- rinnen zu bringen p). Diese Vermuthung, dass die Säure des Magensafts bey den Thieren der niedern Classen blos verhüllt ist, halte ich um so mehr für wahrscheinlich, da ich, wie ich in der Folge umständlicher erzählen werde, in dem Koth der Weinbergschnecke die Galle durch den
Ver-
p)Veratti in Commentar. Bonon. T. VI. S. 269.
Deutet diese verschiedene Beschaffenheit des gastrischen Safts bey den Thieren der höhern und niedern Classen auf eine Verschiedenheit in der Ernährungsweise derselben hin? Und steht diese Verschiedenheit mit der abweichenden Mischung des Bluts der rothblütigen Thiere und der Mol- lusken, Insekten u. s. w. in Beziehung? Ich glaube nicht, daſs dies der Fall ist. Nach chemi- schen Gründen kann zwar das Auflösungsmittel der Speisen eben sowohl ein Alkali, als eine Säure seyn. Aetzende Alkalien lösen im Ganzen mehr thierische und vegetabilische Substanzen, als die meisten Säuren auf. Allein es ist auch möglich, daſs bey den Mollusken und Insekten der reine Magensaft ebenfalls sauer und die Säure desselben blos durch den alkalischen Schleim des Nahrungs- canals verhüllt ist. Auch der Speichel ist an sich sauer; er erhält erst durch die Zumischung des Safts der Schleimdrüsen des Mundes eine alkali- sche Beschaffenheit; aber seine Säure wird da- durch nicht aufgehoben, sondern zeigt sich fort- dauernd durch seine Kraft, die Milch zum Ge- rinnen zu bringen p). Diese Vermuthung, daſs die Säure des Magensafts bey den Thieren der niedern Classen blos verhüllt ist, halte ich um so mehr für wahrscheinlich, da ich, wie ich in der Folge umständlicher erzählen werde, in dem Koth der Weinbergschnecke die Galle durch den
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p)Veratti in Commentar. Bonon. T. VI. S. 269.
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Deutet diese verschiedene Beschaffenheit des
gastrischen Safts bey den Thieren der höhern und
niedern Classen auf eine Verschiedenheit in der
Ernährungsweise derselben hin? Und steht diese
Verschiedenheit mit der abweichenden Mischung
des Bluts der rothblütigen Thiere und der Mol-
lusken, Insekten u. s. w. in Beziehung? Ich
glaube nicht, daſs dies der Fall ist. Nach chemi-
schen Gründen kann zwar das Auflösungsmittel
der Speisen eben sowohl ein Alkali, als eine Säure
seyn. Aetzende Alkalien lösen im Ganzen mehr
thierische und vegetabilische Substanzen, als die
meisten Säuren auf. Allein es ist auch möglich,
daſs bey den Mollusken und Insekten der reine
Magensaft ebenfalls sauer und die Säure desselben
blos durch den alkalischen Schleim des Nahrungs-
canals verhüllt ist. Auch der Speichel ist an sich
sauer; er erhält erst durch die Zumischung des
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durch nicht aufgehoben, sondern zeigt sich fort-
dauernd durch seine Kraft, die Milch zum Ge-
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die Säure des Magensafts bey den Thieren der
niedern Classen blos verhüllt ist, halte ich um
so mehr für wahrscheinlich, da ich, wie ich in
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p) Veratti in Commentar. Bonon. T. VI. S. 269.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/372>, abgerufen am 22.11.2024.
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