Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Allein das Pferd ist ebenfalls grasfressend, und
hat doch einen sehr einfachen Magen. Die Wall-
fische hingegen, fleischfressende Thiere, haben ei-
nen sehr zusammengesetzten Magen. Aehnliche
Ausnahmen von der obigen Regel kommen vor-
züglich bey den Insekten vor, wie schon Ram-
dohr
m) bemerkt hat. Hier hat die Bildung so-
wohl des Magens, als des Nahrungscanals über-
haupt, auf die Beschaffenheit der Nahrungsmittel
sehr wenig Beziehung.

Die Nahrungsweise ist es daher keinesweges
allein, welche die Bildung des Magens bestimmt.
Die ganze übrige Organisation hat auf diese Ein-
fluss. In einiger Beziehung steht dieselbe mit der
Beschaffenheit der Zähne. So haben alle wieder-
käuende Thiere mit Hörnern einerley Struktur des
Magens, so wie alle mit Hauzähnen versehene
Säugthiere. Doch giebt es auch hiervon Ausnah-
men. Das Faulthier hat einen ähnlichen Magen,
aber ein ganz anderes Gebiss, wie die Wieder-
käuer n). Mehr Beziehung als mit irgend einem
andern Organ scheint mir der Magen mit den Or-
ganen der willkührlichen Bewegung zu haben.
Unter den Säugthieren haben alle, die mit Hän-
den versehen sind, einerley Magen; ferner alle,
deren Huf gespalten ist, und auch alle einhufige

Arten.
m) A. a. O. S. 41.
n) Home a. a. O. p. 169.

Allein das Pferd ist ebenfalls grasfressend, und
hat doch einen sehr einfachen Magen. Die Wall-
fische hingegen, fleischfressende Thiere, haben ei-
nen sehr zusammengesetzten Magen. Aehnliche
Ausnahmen von der obigen Regel kommen vor-
züglich bey den Insekten vor, wie schon Ram-
dohr
m) bemerkt hat. Hier hat die Bildung so-
wohl des Magens, als des Nahrungscanals über-
haupt, auf die Beschaffenheit der Nahrungsmittel
sehr wenig Beziehung.

Die Nahrungsweise ist es daher keinesweges
allein, welche die Bildung des Magens bestimmt.
Die ganze übrige Organisation hat auf diese Ein-
fluſs. In einiger Beziehung steht dieselbe mit der
Beschaffenheit der Zähne. So haben alle wieder-
käuende Thiere mit Hörnern einerley Struktur des
Magens, so wie alle mit Hauzähnen versehene
Säugthiere. Doch giebt es auch hiervon Ausnah-
men. Das Faulthier hat einen ähnlichen Magen,
aber ein ganz anderes Gebiſs, wie die Wieder-
käuer n). Mehr Beziehung als mit irgend einem
andern Organ scheint mir der Magen mit den Or-
ganen der willkührlichen Bewegung zu haben.
Unter den Säugthieren haben alle, die mit Hän-
den versehen sind, einerley Magen; ferner alle,
deren Huf gespalten ist, und auch alle einhufige

Arten.
m) A. a. O. S. 41.
n) Home a. a. O. p. 169.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0410" n="394"/>
                <p>Allein das Pferd ist ebenfalls grasfressend, und<lb/>
hat doch einen sehr einfachen Magen. Die Wall-<lb/>
fische hingegen, fleischfressende Thiere, haben ei-<lb/>
nen sehr zusammengesetzten Magen. Aehnliche<lb/>
Ausnahmen von der obigen Regel kommen vor-<lb/>
züglich bey den Insekten vor, wie schon <hi rendition="#k">Ram-<lb/>
dohr</hi> <note place="foot" n="m)">A. a. O. S. 41.</note> bemerkt hat. Hier hat die Bildung so-<lb/>
wohl des Magens, als des Nahrungscanals über-<lb/>
haupt, auf die Beschaffenheit der Nahrungsmittel<lb/>
sehr wenig Beziehung.</p><lb/>
                <p>Die Nahrungsweise ist es daher keinesweges<lb/>
allein, welche die Bildung des Magens bestimmt.<lb/>
Die ganze übrige Organisation hat auf diese Ein-<lb/>
flu&#x017F;s. In einiger Beziehung steht dieselbe mit der<lb/>
Beschaffenheit der Zähne. So haben alle wieder-<lb/>
käuende Thiere mit Hörnern einerley Struktur des<lb/>
Magens, so wie alle mit Hauzähnen versehene<lb/>
Säugthiere. Doch giebt es auch hiervon Ausnah-<lb/>
men. Das Faulthier hat einen ähnlichen Magen,<lb/>
aber ein ganz anderes Gebi&#x017F;s, wie die Wieder-<lb/>
käuer <note place="foot" n="n)"><hi rendition="#k">Home</hi> a. a. O. p. 169.</note>. Mehr Beziehung als mit irgend einem<lb/>
andern Organ scheint mir der Magen mit den Or-<lb/>
ganen der willkührlichen Bewegung zu haben.<lb/>
Unter den Säugthieren haben alle, die mit Hän-<lb/>
den versehen sind, einerley Magen; ferner alle,<lb/>
deren Huf gespalten ist, und auch alle einhufige<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Arten.</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0410] Allein das Pferd ist ebenfalls grasfressend, und hat doch einen sehr einfachen Magen. Die Wall- fische hingegen, fleischfressende Thiere, haben ei- nen sehr zusammengesetzten Magen. Aehnliche Ausnahmen von der obigen Regel kommen vor- züglich bey den Insekten vor, wie schon Ram- dohr m) bemerkt hat. Hier hat die Bildung so- wohl des Magens, als des Nahrungscanals über- haupt, auf die Beschaffenheit der Nahrungsmittel sehr wenig Beziehung. Die Nahrungsweise ist es daher keinesweges allein, welche die Bildung des Magens bestimmt. Die ganze übrige Organisation hat auf diese Ein- fluſs. In einiger Beziehung steht dieselbe mit der Beschaffenheit der Zähne. So haben alle wieder- käuende Thiere mit Hörnern einerley Struktur des Magens, so wie alle mit Hauzähnen versehene Säugthiere. Doch giebt es auch hiervon Ausnah- men. Das Faulthier hat einen ähnlichen Magen, aber ein ganz anderes Gebiſs, wie die Wieder- käuer n). Mehr Beziehung als mit irgend einem andern Organ scheint mir der Magen mit den Or- ganen der willkührlichen Bewegung zu haben. Unter den Säugthieren haben alle, die mit Hän- den versehen sind, einerley Magen; ferner alle, deren Huf gespalten ist, und auch alle einhufige Arten. m) A. a. O. S. 41. n) Home a. a. O. p. 169.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/410
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/410>, abgerufen am 22.11.2024.