Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Bey den Insekten scheinen die Gefässe, die
ich im ersten Bande der Biologie (S. 365.) unter
dem Namen der Gallengefässe beschrieben habe,
die Stelle der Leber zu vertreten. Lyonnet er-
klärte diese zwar für Organe, durch welche eine
Flüssigkeit aus dem Darmcanal aufgenommen
würde; er führte aber keine erhebliche Gründe
für seine Meinung an. Ramdohr s) glaubt, einen
Beweis für die letztere in seiner Beobachtung ge-
funden zu haben, dass die Gallengefässe sich nicht
in die Höhlung des Darmcanals, sondern allein in
den Zwischenraum zwischen den beyden Häuten
desselben öffnen. Bey manchen Insekten, wo die
innere Darmhaut viel enger als die äussere ist,
hat diese Beobachtung wohl ihre Richtigkeit. Al-
lein bey andern, wo diese Häute genauer mit ein-
ander verbunden sind, hält es schwer, die Mün-
dungen der Gallengefässe mit Bestimmtheit anzu-
geben. Indess dringt bey allen Insekten der Chy-
mus durch die innere Darmhaut in den zwischen
dieser und der äussern befindlichen Zwischenraum.
Es ist also nicht einzusehen, warum nicht auch
umgekehrt die Galle durch jene innere Haut des
Darmcanals in die Höhlung desselben sollte über-
gehen können. Ramdohr's Beobachtung ist also
noch kein hinreichender Beweis für Lyonnet's
Hypothese, und kein Einwurf gegen die Meinung,
dass die erwähnten Gefässe gallenabsondernde Or-

gane
s) A. a. O. S. 45.

Bey den Insekten scheinen die Gefäſse, die
ich im ersten Bande der Biologie (S. 365.) unter
dem Namen der Gallengefäſse beschrieben habe,
die Stelle der Leber zu vertreten. Lyonnet er-
klärte diese zwar für Organe, durch welche eine
Flüssigkeit aus dem Darmcanal aufgenommen
würde; er führte aber keine erhebliche Gründe
für seine Meinung an. Ramdohr s) glaubt, einen
Beweis für die letztere in seiner Beobachtung ge-
funden zu haben, daſs die Gallengefäſse sich nicht
in die Höhlung des Darmcanals, sondern allein in
den Zwischenraum zwischen den beyden Häuten
desselben öffnen. Bey manchen Insekten, wo die
innere Darmhaut viel enger als die äussere ist,
hat diese Beobachtung wohl ihre Richtigkeit. Al-
lein bey andern, wo diese Häute genauer mit ein-
ander verbunden sind, hält es schwer, die Mün-
dungen der Gallengefäſse mit Bestimmtheit anzu-
geben. Indeſs dringt bey allen Insekten der Chy-
mus durch die innere Darmhaut in den zwischen
dieser und der äussern befindlichen Zwischenraum.
Es ist also nicht einzusehen, warum nicht auch
umgekehrt die Galle durch jene innere Haut des
Darmcanals in die Höhlung desselben sollte über-
gehen können. Ramdohr’s Beobachtung ist also
noch kein hinreichender Beweis für Lyonnet’s
Hypothese, und kein Einwurf gegen die Meinung,
daſs die erwähnten Gefäſse gallenabsondernde Or-

gane
s) A. a. O. S. 45.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0432" n="416"/>
                <p>Bey den Insekten scheinen die Gefä&#x017F;se, die<lb/>
ich im ersten Bande der Biologie (S. 365.) unter<lb/>
dem Namen der Gallengefä&#x017F;se beschrieben habe,<lb/>
die Stelle der Leber zu vertreten. <hi rendition="#k">Lyonnet</hi> er-<lb/>
klärte diese zwar für Organe, durch welche eine<lb/>
Flüssigkeit aus dem Darmcanal aufgenommen<lb/>
würde; er führte aber keine erhebliche Gründe<lb/>
für seine Meinung an. <hi rendition="#k">Ramdohr</hi> <note place="foot" n="s)">A. a. O. S. 45.</note> glaubt, einen<lb/>
Beweis für die letztere in seiner Beobachtung ge-<lb/>
funden zu haben, da&#x017F;s die Gallengefä&#x017F;se sich nicht<lb/>
in die Höhlung des Darmcanals, sondern allein in<lb/>
den Zwischenraum zwischen den beyden Häuten<lb/>
desselben öffnen. Bey manchen Insekten, wo die<lb/>
innere Darmhaut viel enger als die äussere ist,<lb/>
hat diese Beobachtung wohl ihre Richtigkeit. Al-<lb/>
lein bey andern, wo diese Häute genauer mit ein-<lb/>
ander verbunden sind, hält es schwer, die Mün-<lb/>
dungen der Gallengefä&#x017F;se mit Bestimmtheit anzu-<lb/>
geben. Inde&#x017F;s dringt bey allen Insekten der Chy-<lb/>
mus durch die innere Darmhaut in den zwischen<lb/>
dieser und der äussern befindlichen Zwischenraum.<lb/>
Es ist also nicht einzusehen, warum nicht auch<lb/>
umgekehrt die Galle durch jene innere Haut des<lb/>
Darmcanals in die Höhlung desselben sollte über-<lb/>
gehen können. <hi rendition="#k">Ramdohr</hi>&#x2019;s Beobachtung ist also<lb/>
noch kein hinreichender Beweis für <hi rendition="#k">Lyonnet</hi>&#x2019;s<lb/>
Hypothese, und kein Einwurf gegen die Meinung,<lb/>
da&#x017F;s die erwähnten Gefä&#x017F;se gallenabsondernde Or-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gane</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416/0432] Bey den Insekten scheinen die Gefäſse, die ich im ersten Bande der Biologie (S. 365.) unter dem Namen der Gallengefäſse beschrieben habe, die Stelle der Leber zu vertreten. Lyonnet er- klärte diese zwar für Organe, durch welche eine Flüssigkeit aus dem Darmcanal aufgenommen würde; er führte aber keine erhebliche Gründe für seine Meinung an. Ramdohr s) glaubt, einen Beweis für die letztere in seiner Beobachtung ge- funden zu haben, daſs die Gallengefäſse sich nicht in die Höhlung des Darmcanals, sondern allein in den Zwischenraum zwischen den beyden Häuten desselben öffnen. Bey manchen Insekten, wo die innere Darmhaut viel enger als die äussere ist, hat diese Beobachtung wohl ihre Richtigkeit. Al- lein bey andern, wo diese Häute genauer mit ein- ander verbunden sind, hält es schwer, die Mün- dungen der Gallengefäſse mit Bestimmtheit anzu- geben. Indeſs dringt bey allen Insekten der Chy- mus durch die innere Darmhaut in den zwischen dieser und der äussern befindlichen Zwischenraum. Es ist also nicht einzusehen, warum nicht auch umgekehrt die Galle durch jene innere Haut des Darmcanals in die Höhlung desselben sollte über- gehen können. Ramdohr’s Beobachtung ist also noch kein hinreichender Beweis für Lyonnet’s Hypothese, und kein Einwurf gegen die Meinung, daſs die erwähnten Gefäſse gallenabsondernde Or- gane s) A. a. O. S. 45.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/432
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/432>, abgerufen am 22.11.2024.