ausgeleert, oder der Reitz entfernt ist. Der Darm verengert sich dabey an der gereitzten Stelle ver- mittelst seiner Queerfasern, und verkürzt sich zugleich der Länge nach bis auf eine gewisse Strecke durch Zusammenziehung seiner longitudi- nalen Fasern. Die Verengerung schreitet von Stelle zu Stelle fort; auf die Verkürzung folgt eine Aus- dehnung, und aus beyden Bewegungen entsteht eine dritte zusammengesetzte, vermöge welcher sich der Darm aufrichtet, wieder senkt, und schlangenförmig windet. Dieses Fortwälzen geht vorzüglich vom Pförtner zum After. Von Zeit zu Zeit aber wird dasselbe durch eine rückgängige Bewegung unterbrochen, die bald in diesem, bald in jenem Theile des Darmcanals eintritt, bald eine längere, bald eine kürzere Zeit mit der absteigen- den Bewegung wechselt, doch im gesunden Zu- stande immer von dieser zuletzt überwunden wird.
Es giebt keine Thierclasse, in welcher jene Bewegung nicht wahrgenommen ist s). Auch bey den Amphibien und Fischen, an deren Magen nur selten, oder noch gar nicht Zusammenziehungen
beobach-
s) Eine neuere Beobachtung der peristaltischen Bewe- gung an den Gedärmen eines lebenden Menschen s. m. in Scheidemantel's Fränkischen Beyträgen zur Arzneygelahrtheit. Dessau. 1784.
IV. Bd. G g
ausgeleert, oder der Reitz entfernt ist. Der Darm verengert sich dabey an der gereitzten Stelle ver- mittelst seiner Queerfasern, und verkürzt sich zugleich der Länge nach bis auf eine gewisse Strecke durch Zusammenziehung seiner longitudi- nalen Fasern. Die Verengerung schreitet von Stelle zu Stelle fort; auf die Verkürzung folgt eine Aus- dehnung, und aus beyden Bewegungen entsteht eine dritte zusammengesetzte, vermöge welcher sich der Darm aufrichtet, wieder senkt, und schlangenförmig windet. Dieses Fortwälzen geht vorzüglich vom Pförtner zum After. Von Zeit zu Zeit aber wird dasselbe durch eine rückgängige Bewegung unterbrochen, die bald in diesem, bald in jenem Theile des Darmcanals eintritt, bald eine längere, bald eine kürzere Zeit mit der absteigen- den Bewegung wechselt, doch im gesunden Zu- stande immer von dieser zuletzt überwunden wird.
Es giebt keine Thierclasse, in welcher jene Bewegung nicht wahrgenommen ist s). Auch bey den Amphibien und Fischen, an deren Magen nur selten, oder noch gar nicht Zusammenziehungen
beobach-
s) Eine neuere Beobachtung der peristaltischen Bewe- gung an den Gedärmen eines lebenden Menschen s. m. in Scheidemantel’s Fränkischen Beyträgen zur Arzneygelahrtheit. Dessau. 1784.
IV. Bd. G g
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ausgeleert, oder der Reitz entfernt ist. Der Darm
verengert sich dabey an der gereitzten Stelle ver-
mittelst seiner Queerfasern, und verkürzt sich
zugleich der Länge nach bis auf eine gewisse
Strecke durch Zusammenziehung seiner longitudi-
nalen Fasern. Die Verengerung schreitet von Stelle
zu Stelle fort; auf die Verkürzung folgt eine Aus-
dehnung, und aus beyden Bewegungen entsteht
eine dritte zusammengesetzte, vermöge welcher
sich der Darm aufrichtet, wieder senkt, und
schlangenförmig windet. Dieses Fortwälzen geht
vorzüglich vom Pförtner zum After. Von Zeit zu
Zeit aber wird dasselbe durch eine rückgängige
Bewegung unterbrochen, die bald in diesem, bald
in jenem Theile des Darmcanals eintritt, bald eine
längere, bald eine kürzere Zeit mit der absteigen-
den Bewegung wechselt, doch im gesunden Zu-
stande immer von dieser zuletzt überwunden
wird.
Es giebt keine Thierclasse, in welcher jene
Bewegung nicht wahrgenommen ist s). Auch bey
den Amphibien und Fischen, an deren Magen nur
selten, oder noch gar nicht Zusammenziehungen
beobach-
s) Eine neuere Beobachtung der peristaltischen Bewe-
gung an den Gedärmen eines lebenden Menschen s.
m. in Scheidemantel’s Fränkischen Beyträgen zur
Arzneygelahrtheit. Dessau. 1784.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/481>, abgerufen am 22.11.2024.
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