Wärme gerann, so muss man voraussetzen, dass der Speisebrey bey diesen Erfahrungen noch un- zersetzten Gallenstoff enthält; wenigstens ist es unwahrscheinlich, dass die Bildung des Eyweiss- stoffs früher als in den Milchgefässen eintritt.
Diese Bemerkungen sind zum Theil Resultate meiner eigenen Erfahrungen. Im 8ten §. dieses Kapitels habe ich erzählt, dass ich bey Hühnern, die mit Fleischbrühe, Milch, Graupen und Ger- stenkörnern gefüttert waren, im Anfange des dünnen Darms an unaufgelösten Substanzen ge- ronnene Milch, an aufgelösten Stärkemehl und thierischen Schleim fand. In dem folgenden Theil des Darms dieser Thiere, von der Insertion der Gallengänge an, fand ich einen grauen Brey, der sich bis zum Anfang des Colon erstreckte, und an der Stelle, wo sich die Galle mit ihm ver- mischt hatte, gelb gefärbt war. Ich sammelte denselben von einem der Hühner, und infundirte ihn mit kaltem Wasser. Dieses färbte sich gelb- lich, und liess eine flockenartige Materie unauf- gelöst zurück. Die letztere löste sich in ätzen- dem Kali vollständig auf, und schied sich, mit Alcohol vermischt und bis zum Kochen erhitzt, nicht wieder davon ab. Sie war also nicht Ey- weissstoff, welcher, in Laugensalz aufgelöst, durch Alcohol und durch die Siedehitze wieder nieder- geschlagen wird. Von der Gallerte hatte er gar
keine
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Wärme gerann, so muſs man voraussetzen, daſs der Speisebrey bey diesen Erfahrungen noch un- zersetzten Gallenstoff enthält; wenigstens ist es unwahrscheinlich, daſs die Bildung des Eyweiſs- stoffs früher als in den Milchgefäſsen eintritt.
Diese Bemerkungen sind zum Theil Resultate meiner eigenen Erfahrungen. Im 8ten §. dieses Kapitels habe ich erzählt, daſs ich bey Hühnern, die mit Fleischbrühe, Milch, Graupen und Ger- stenkörnern gefüttert waren, im Anfange des dünnen Darms an unaufgelösten Substanzen ge- ronnene Milch, an aufgelösten Stärkemehl und thierischen Schleim fand. In dem folgenden Theil des Darms dieser Thiere, von der Insertion der Gallengänge an, fand ich einen grauen Brey, der sich bis zum Anfang des Colon erstreckte, und an der Stelle, wo sich die Galle mit ihm ver- mischt hatte, gelb gefärbt war. Ich sammelte denselben von einem der Hühner, und infundirte ihn mit kaltem Wasser. Dieses färbte sich gelb- lich, und lieſs eine flockenartige Materie unauf- gelöst zurück. Die letztere löste sich in ätzen- dem Kali vollständig auf, und schied sich, mit Alcohol vermischt und bis zum Kochen erhitzt, nicht wieder davon ab. Sie war also nicht Ey- weiſsstoff, welcher, in Laugensalz aufgelöst, durch Alcohol und durch die Siedehitze wieder nieder- geschlagen wird. Von der Gallerte hatte er gar
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Wärme gerann, so muſs man voraussetzen, daſs
der Speisebrey bey diesen Erfahrungen noch un-
zersetzten Gallenstoff enthält; wenigstens ist es
unwahrscheinlich, daſs die Bildung des Eyweiſs-
stoffs früher als in den Milchgefäſsen eintritt.
Diese Bemerkungen sind zum Theil Resultate
meiner eigenen Erfahrungen. Im 8ten §. dieses
Kapitels habe ich erzählt, daſs ich bey Hühnern,
die mit Fleischbrühe, Milch, Graupen und Ger-
stenkörnern gefüttert waren, im Anfange des
dünnen Darms an unaufgelösten Substanzen ge-
ronnene Milch, an aufgelösten Stärkemehl und
thierischen Schleim fand. In dem folgenden Theil
des Darms dieser Thiere, von der Insertion der
Gallengänge an, fand ich einen grauen Brey, der
sich bis zum Anfang des Colon erstreckte, und
an der Stelle, wo sich die Galle mit ihm ver-
mischt hatte, gelb gefärbt war. Ich sammelte
denselben von einem der Hühner, und infundirte
ihn mit kaltem Wasser. Dieses färbte sich gelb-
lich, und lieſs eine flockenartige Materie unauf-
gelöst zurück. Die letztere löste sich in ätzen-
dem Kali vollständig auf, und schied sich, mit
Alcohol vermischt und bis zum Kochen erhitzt,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/489>, abgerufen am 22.11.2024.
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