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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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mache ich zuvörderst auf eine Erfahrung aufmerk-
sam, die sich schwerlich erklären lässt, wenn
man nicht eine organische Verbindung zwischen
den Blutgefässen und den Höhlungen des Zell-
gewebes annimmt. Schon Stahl y) fand es merk-
würdig, dass man bey jüngern Thieren das Mark
der Knochen überhaupt, und bey ältern dasjenige,
welches in den Zellen der Knochenfortsätze ent-
halten ist, mit Blut vermischt findet z), und
Sömmering a) bemerkt, dass der Zellstoff zwi-
schen den beyden Blättern des grössern Netzes
bey sehr magern Leuten zuweilen ein röthliches
Blutwasser enthält. Diese Erfahrungen zeigen,
dass die Blutgefässe sich in die Höhlungen des
Zellgewebes, worin das Fett eingeschlossen ist,
öffnen. Gerade das Fett ist es aber, welches,
wenn eine Einsaugung durch die Venen statt fin-
det, durch sie gewiss absorbirt wird.

Jene halbflüssige, sowohl den Pflanzen, als
den Thieren eigene Substanz ist in beyden Rei-
chen die erste Nahrung des entstehenden Organis-
mus. Sie bildet einen Hauptbestandtheil der Co-
tyledonen, woraus die keimende Pflanze ihren
ersten Unterhalt empfängt; sie macht den grössten

Theil
y) Theoria med. vera. p. 376.
z) M. vergl. Glissonii Tractat. de ventriculo et in-
testinis. Cap. XI. §. 5.
a) Eingeweidelehre S. 142.

mache ich zuvörderst auf eine Erfahrung aufmerk-
sam, die sich schwerlich erklären läſst, wenn
man nicht eine organische Verbindung zwischen
den Blutgefäſsen und den Höhlungen des Zell-
gewebes annimmt. Schon Stahl y) fand es merk-
würdig, daſs man bey jüngern Thieren das Mark
der Knochen überhaupt, und bey ältern dasjenige,
welches in den Zellen der Knochenfortsätze ent-
halten ist, mit Blut vermischt findet z), und
Sömmering a) bemerkt, daſs der Zellstoff zwi-
schen den beyden Blättern des gröſsern Netzes
bey sehr magern Leuten zuweilen ein röthliches
Blutwasser enthält. Diese Erfahrungen zeigen,
daſs die Blutgefäſse sich in die Höhlungen des
Zellgewebes, worin das Fett eingeschlossen ist,
öffnen. Gerade das Fett ist es aber, welches,
wenn eine Einsaugung durch die Venen statt fin-
det, durch sie gewiſs absorbirt wird.

Jene halbflüssige, sowohl den Pflanzen, als
den Thieren eigene Substanz ist in beyden Rei-
chen die erste Nahrung des entstehenden Organis-
mus. Sie bildet einen Hauptbestandtheil der Co-
tyledonen, woraus die keimende Pflanze ihren
ersten Unterhalt empfängt; sie macht den gröſsten

Theil
y) Theoria med. vera. p. 376.
z) M. vergl. Glissonii Tractat. de ventriculo et in-
testinis. Cap. XI. §. 5.
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[502/0518] mache ich zuvörderst auf eine Erfahrung aufmerk- sam, die sich schwerlich erklären läſst, wenn man nicht eine organische Verbindung zwischen den Blutgefäſsen und den Höhlungen des Zell- gewebes annimmt. Schon Stahl y) fand es merk- würdig, daſs man bey jüngern Thieren das Mark der Knochen überhaupt, und bey ältern dasjenige, welches in den Zellen der Knochenfortsätze ent- halten ist, mit Blut vermischt findet z), und Sömmering a) bemerkt, daſs der Zellstoff zwi- schen den beyden Blättern des gröſsern Netzes bey sehr magern Leuten zuweilen ein röthliches Blutwasser enthält. Diese Erfahrungen zeigen, daſs die Blutgefäſse sich in die Höhlungen des Zellgewebes, worin das Fett eingeschlossen ist, öffnen. Gerade das Fett ist es aber, welches, wenn eine Einsaugung durch die Venen statt fin- det, durch sie gewiſs absorbirt wird. Jene halbflüssige, sowohl den Pflanzen, als den Thieren eigene Substanz ist in beyden Rei- chen die erste Nahrung des entstehenden Organis- mus. Sie bildet einen Hauptbestandtheil der Co- tyledonen, woraus die keimende Pflanze ihren ersten Unterhalt empfängt; sie macht den gröſsten Theil y) Theoria med. vera. p. 376. z) M. vergl. Glissonii Tractat. de ventriculo et in- testinis. Cap. XI. §. 5. a) Eingeweidelehre S. 142.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/518>, abgerufen am 20.05.2024.