dern sogar ohne merklichen Einfluss auf die Ge- sundheit ausgeschnitten worden d). Nach dieser Operation haben mehrere Beobachter in verschie- denen Versuchen häufigeres und stärkeres Har- nen beobachtet e).
Dies ist das Wichtigste, was wir bis jetzt von der Milz wissen. So viel ist augenscheinlich, dass in der Milz irgend eine Flüssigkeit dem Venen- blute zugemischt wird. Dafür spricht die beträcht- liche Weite der Milzvene, ihre grosse Dehnbar- keit, die wässrige Beschaffenheit ihres Bluts, und der Mangel an Gerinnbarkeit desselben. Aber wo- her jene Flüssigkeit? Wird sie aus der Milzarte- rie abgesondert, oder auf einem andern Wege der Milz zugeführt? Der erstern Voraussetzung wi- derspricht der Umstand, dass die Milzarterie weit enger als die Milzvene ist. Nur aus dem Magen kann jener Saft herrühren. Dies erhellet aus Ho- me's Versuchen, nach welchen die Zellen der Milz nur nach genommenem Getränk mit Flüssigkeit angefüllt sind, und vorzüglich auch aus dem Um- stande, dass dieser Saft eine beträchtliche Menge Rhabarber enthielt, wenn das Getränk in Rhabar- bertinktur bestand. Sind es die lymphatischen
Gefä-
d)Haller l. c. S. 2. §. 5. p. 421.
e)Brunner Exper. nov. circa pancreas. In praefat. -- Malpighi de liens.
IV. Bd. L l
dern sogar ohne merklichen Einfluſs auf die Ge- sundheit ausgeschnitten worden d). Nach dieser Operation haben mehrere Beobachter in verschie- denen Versuchen häufigeres und stärkeres Har- nen beobachtet e).
Dies ist das Wichtigste, was wir bis jetzt von der Milz wissen. So viel ist augenscheinlich, daſs in der Milz irgend eine Flüssigkeit dem Venen- blute zugemischt wird. Dafür spricht die beträcht- liche Weite der Milzvene, ihre groſse Dehnbar- keit, die wässrige Beschaffenheit ihres Bluts, und der Mangel an Gerinnbarkeit desselben. Aber wo- her jene Flüssigkeit? Wird sie aus der Milzarte- rie abgesondert, oder auf einem andern Wege der Milz zugeführt? Der erstern Voraussetzung wi- derspricht der Umstand, daſs die Milzarterie weit enger als die Milzvene ist. Nur aus dem Magen kann jener Saft herrühren. Dies erhellet aus Ho- me’s Versuchen, nach welchen die Zellen der Milz nur nach genommenem Getränk mit Flüssigkeit angefüllt sind, und vorzüglich auch aus dem Um- stande, daſs dieser Saft eine beträchtliche Menge Rhabarber enthielt, wenn das Getränk in Rhabar- bertinktur bestand. Sind es die lymphatischen
Gefä-
d)Haller l. c. S. 2. §. 5. p. 421.
e)Brunner Exper. nov. circa pancreas. In praefat. — Malpighi de liens.
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dern sogar ohne merklichen Einfluſs auf die Ge-
sundheit ausgeschnitten worden d). Nach dieser
Operation haben mehrere Beobachter in verschie-
denen Versuchen häufigeres und stärkeres Har-
nen beobachtet e).
Dies ist das Wichtigste, was wir bis jetzt von
der Milz wissen. So viel ist augenscheinlich, daſs
in der Milz irgend eine Flüssigkeit dem Venen-
blute zugemischt wird. Dafür spricht die beträcht-
liche Weite der Milzvene, ihre groſse Dehnbar-
keit, die wässrige Beschaffenheit ihres Bluts, und
der Mangel an Gerinnbarkeit desselben. Aber wo-
her jene Flüssigkeit? Wird sie aus der Milzarte-
rie abgesondert, oder auf einem andern Wege der
Milz zugeführt? Der erstern Voraussetzung wi-
derspricht der Umstand, daſs die Milzarterie weit
enger als die Milzvene ist. Nur aus dem Magen
kann jener Saft herrühren. Dies erhellet aus Ho-
me’s Versuchen, nach welchen die Zellen der Milz
nur nach genommenem Getränk mit Flüssigkeit
angefüllt sind, und vorzüglich auch aus dem Um-
stande, daſs dieser Saft eine beträchtliche Menge
Rhabarber enthielt, wenn das Getränk in Rhabar-
bertinktur bestand. Sind es die lymphatischen
Gefä-
d) Haller l. c. S. 2. §. 5. p. 421.
e) Brunner Exper. nov. circa pancreas. In praefat. —
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/545>, abgerufen am 22.11.2024.
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