Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

rungen wurden von Bostock Zweifel erhoben f).
Mit Recht erinnert dieser, dass weder Fourcroy
und Vauquelin, noch Parmentier und Deyeux
Eigenschaften der von ihnen für Gallerte ange-
nommenen Materie angegeben haben, welche diese
als wahre Gallerte charakterisiren. Die erstern
schlossen auf das Daseyn des Leims im Blutwas-
ser, blos weil in diesem, nachdem es mit Was-
ser vermischt und der Eyweissstoff zum Gerinnen
gebracht war, eine Substanz zurückblieb, die
beym Erkalten nach und nach starr wurde. Sie
bemerken aber nicht, was sie hätten bemerken
müssen, um die gallertartige Natur dieser Substanz
wirklich zu beweisen, dass sie sich in der Hitze
wieder aufgelöst hätte. Parmentier und Deyeux
gestehen auch, dass sie bey Wiederholung jenes
Versuchs keine befriedigende Resultate erhalten
hätten. Diese glaubten aber wahre Gallerte er-
halten zu haben, als sie reines Serum eine halbe
Stunde im Marienbade hatten digeriren lassen,
wobey sich ausser dem geronnenen Eyweissstoff
noch eine Materie erzeugte, die ganz das Ansehn
der Gallerte hatte, und sich in Wasser auflöste.

Ich habe diese Versuche auf verschiedene Art
wiederholt und gefunden, dass, wenn Serum nur
mit einer geringen Quantität Wasser gekocht wird,

aus
f) Medico-chirurg. Transact. published by the med.
and chriurg. Society of London. Vol. 1. p. 47.

rungen wurden von Bostock Zweifel erhoben f).
Mit Recht erinnert dieser, daſs weder Fourcroy
und Vauquelin, noch Parmentier und Deyeux
Eigenschaften der von ihnen für Gallerte ange-
nommenen Materie angegeben haben, welche diese
als wahre Gallerte charakterisiren. Die erstern
schlossen auf das Daseyn des Leims im Blutwas-
ser, blos weil in diesem, nachdem es mit Was-
ser vermischt und der Eyweiſsstoff zum Gerinnen
gebracht war, eine Substanz zurückblieb, die
beym Erkalten nach und nach starr wurde. Sie
bemerken aber nicht, was sie hätten bemerken
müssen, um die gallertartige Natur dieser Substanz
wirklich zu beweisen, daſs sie sich in der Hitze
wieder aufgelöst hätte. Parmentier und Deyeux
gestehen auch, daſs sie bey Wiederholung jenes
Versuchs keine befriedigende Resultate erhalten
hätten. Diese glaubten aber wahre Gallerte er-
halten zu haben, als sie reines Serum eine halbe
Stunde im Marienbade hatten digeriren lassen,
wobey sich ausser dem geronnenen Eyweiſsstoff
noch eine Materie erzeugte, die ganz das Ansehn
der Gallerte hatte, und sich in Wasser auflöste.

Ich habe diese Versuche auf verschiedene Art
wiederholt und gefunden, daſs, wenn Serum nur
mit einer geringen Quantität Wasser gekocht wird,

aus
f) Medico-chirurg. Transact. published by the med.
and chriurg. Society of London. Vol. 1. p. 47.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0568" n="552"/>
rungen wurden von <hi rendition="#k">Bostock</hi> Zweifel erhoben <note place="foot" n="f)">Medico-chirurg. Transact. published by the med.<lb/>
and chriurg. Society of London. Vol. 1. p. 47.</note>.<lb/>
Mit Recht erinnert dieser, da&#x017F;s weder <hi rendition="#k">Fourcroy</hi><lb/>
und <hi rendition="#k">Vauquelin</hi>, noch <hi rendition="#k">Parmentier</hi> und <hi rendition="#k">Deyeux</hi><lb/>
Eigenschaften der von ihnen für Gallerte ange-<lb/>
nommenen Materie angegeben haben, welche diese<lb/>
als wahre Gallerte charakterisiren. Die erstern<lb/>
schlossen auf das Daseyn des Leims im Blutwas-<lb/>
ser, blos weil in diesem, nachdem es mit Was-<lb/>
ser vermischt und der Eywei&#x017F;sstoff zum Gerinnen<lb/>
gebracht war, eine Substanz zurückblieb, die<lb/>
beym Erkalten nach und nach starr wurde. Sie<lb/>
bemerken aber nicht, was sie hätten bemerken<lb/>
müssen, um die gallertartige Natur dieser Substanz<lb/>
wirklich zu beweisen, da&#x017F;s sie sich in der Hitze<lb/>
wieder aufgelöst hätte. <hi rendition="#k">Parmentier</hi> und <hi rendition="#k">Deyeux</hi><lb/>
gestehen auch, da&#x017F;s sie bey Wiederholung jenes<lb/>
Versuchs keine befriedigende Resultate erhalten<lb/>
hätten. Diese glaubten aber wahre Gallerte er-<lb/>
halten zu haben, als sie reines Serum eine halbe<lb/>
Stunde im Marienbade hatten digeriren lassen,<lb/>
wobey sich ausser dem geronnenen Eywei&#x017F;sstoff<lb/>
noch eine Materie erzeugte, die ganz das Ansehn<lb/>
der Gallerte hatte, und sich in Wasser auflöste.</p><lb/>
                <p>Ich habe diese Versuche auf verschiedene Art<lb/>
wiederholt und gefunden, da&#x017F;s, wenn Serum nur<lb/>
mit einer geringen Quantität Wasser gekocht wird,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aus</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[552/0568] rungen wurden von Bostock Zweifel erhoben f). Mit Recht erinnert dieser, daſs weder Fourcroy und Vauquelin, noch Parmentier und Deyeux Eigenschaften der von ihnen für Gallerte ange- nommenen Materie angegeben haben, welche diese als wahre Gallerte charakterisiren. Die erstern schlossen auf das Daseyn des Leims im Blutwas- ser, blos weil in diesem, nachdem es mit Was- ser vermischt und der Eyweiſsstoff zum Gerinnen gebracht war, eine Substanz zurückblieb, die beym Erkalten nach und nach starr wurde. Sie bemerken aber nicht, was sie hätten bemerken müssen, um die gallertartige Natur dieser Substanz wirklich zu beweisen, daſs sie sich in der Hitze wieder aufgelöst hätte. Parmentier und Deyeux gestehen auch, daſs sie bey Wiederholung jenes Versuchs keine befriedigende Resultate erhalten hätten. Diese glaubten aber wahre Gallerte er- halten zu haben, als sie reines Serum eine halbe Stunde im Marienbade hatten digeriren lassen, wobey sich ausser dem geronnenen Eyweiſsstoff noch eine Materie erzeugte, die ganz das Ansehn der Gallerte hatte, und sich in Wasser auflöste. Ich habe diese Versuche auf verschiedene Art wiederholt und gefunden, daſs, wenn Serum nur mit einer geringen Quantität Wasser gekocht wird, aus f) Medico-chirurg. Transact. published by the med. and chriurg. Society of London. Vol. 1. p. 47.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/568
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/568>, abgerufen am 20.05.2024.