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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Eine solche einseitige Ansicht führt auf sehr dürf-
tige Resultate. Ich glaube vielmehr, dass wenn
durch den Einfluss von Säuren und Alkalien der
Gehalt der thierischen Grundtheile an Sauerstoff
zwar vermehrt oder vermindert wird, doch zu-
gleich andere Mischungsveränderungen eintreten,
die wichtiger als jene Vermehrung oder Vermin-
derung sind. Dies lehren auch Hatchett's und
Fourcroy's Versuche, nach welchen Gallerte, Ey-
weiss und Faserstoff sich nicht sowohl in dem
Grade der Säurung, als in der verschiedenen Menge
ihrer salzigen und erdigen Rückstände, und in dem
Verhältniss ihres Kohlenstoffs und Stickstoffs un-
terschieden f).

Ich glaube ferner, dass bey der Einwirkung
von Säuren auf den Eyweissstoff nicht nur die
Stärke der Säure, die Dauer ihres Einflusses, und
die dabey statt findende Temperatur eine Verschie-
denheit in den Produkten hervorbringt, sondern
dass diese auch von der Beschaffenheit der Basis
jener Säure abhängt. Dies ist vorzüglich deutlich
bey der Wirkung der Metalloxyde auf belebte

thieri-
f) Am wenigsten Kohlenstoff enthält die trockne Hau-
senblase, mehr das trockne Eyweiss, und am meisten
die Muskelfaser. (Hatchett a. a. O.). Dasselbe
Verhältniss findet in Betreff des Stickstoffs statt, wel-
cher durch Salpetersäure aus diesen Substanzen ent-
wickelt wird. (Fourcroy, Mem. de la Soc. d[e]
Medec. A. 1786. p. 246.).

Eine solche einseitige Ansicht führt auf sehr dürf-
tige Resultate. Ich glaube vielmehr, daſs wenn
durch den Einfluſs von Säuren und Alkalien der
Gehalt der thierischen Grundtheile an Sauerstoff
zwar vermehrt oder vermindert wird, doch zu-
gleich andere Mischungsveränderungen eintreten,
die wichtiger als jene Vermehrung oder Vermin-
derung sind. Dies lehren auch Hatchett’s und
Fourcroy’s Versuche, nach welchen Gallerte, Ey-
weiſs und Faserstoff sich nicht sowohl in dem
Grade der Säurung, als in der verschiedenen Menge
ihrer salzigen und erdigen Rückstände, und in dem
Verhältniſs ihres Kohlenstoffs und Stickstoffs un-
terschieden f).

Ich glaube ferner, daſs bey der Einwirkung
von Säuren auf den Eyweiſsstoff nicht nur die
Stärke der Säure, die Dauer ihres Einflusses, und
die dabey statt findende Temperatur eine Verschie-
denheit in den Produkten hervorbringt, sondern
daſs diese auch von der Beschaffenheit der Basis
jener Säure abhängt. Dies ist vorzüglich deutlich
bey der Wirkung der Metalloxyde auf belebte

thieri-
f) Am wenigsten Kohlenstoff enthält die trockne Hau-
senblase, mehr das trockne Eyweiſs, und am meisten
die Muskelfaser. (Hatchett a. a. O.). Dasselbe
Verhältniſs findet in Betreff des Stickstoffs statt, wel-
cher durch Salpetersäure aus diesen Substanzen ent-
wickelt wird. (Fourcroy, Mém. de la Soc. d[e]
Médéc. A. 1786. p. 246.).
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[575/0591] Eine solche einseitige Ansicht führt auf sehr dürf- tige Resultate. Ich glaube vielmehr, daſs wenn durch den Einfluſs von Säuren und Alkalien der Gehalt der thierischen Grundtheile an Sauerstoff zwar vermehrt oder vermindert wird, doch zu- gleich andere Mischungsveränderungen eintreten, die wichtiger als jene Vermehrung oder Vermin- derung sind. Dies lehren auch Hatchett’s und Fourcroy’s Versuche, nach welchen Gallerte, Ey- weiſs und Faserstoff sich nicht sowohl in dem Grade der Säurung, als in der verschiedenen Menge ihrer salzigen und erdigen Rückstände, und in dem Verhältniſs ihres Kohlenstoffs und Stickstoffs un- terschieden f). Ich glaube ferner, daſs bey der Einwirkung von Säuren auf den Eyweiſsstoff nicht nur die Stärke der Säure, die Dauer ihres Einflusses, und die dabey statt findende Temperatur eine Verschie- denheit in den Produkten hervorbringt, sondern daſs diese auch von der Beschaffenheit der Basis jener Säure abhängt. Dies ist vorzüglich deutlich bey der Wirkung der Metalloxyde auf belebte thieri- f) Am wenigsten Kohlenstoff enthält die trockne Hau- senblase, mehr das trockne Eyweiſs, und am meisten die Muskelfaser. (Hatchett a. a. O.). Dasselbe Verhältniſs findet in Betreff des Stickstoffs statt, wel- cher durch Salpetersäure aus diesen Substanzen ent- wickelt wird. (Fourcroy, Mém. de la Soc. de Médéc. A. 1786. p. 246.).

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/591>, abgerufen am 22.11.2024.