Eine solche einseitige Ansicht führt auf sehr dürf- tige Resultate. Ich glaube vielmehr, dass wenn durch den Einfluss von Säuren und Alkalien der Gehalt der thierischen Grundtheile an Sauerstoff zwar vermehrt oder vermindert wird, doch zu- gleich andere Mischungsveränderungen eintreten, die wichtiger als jene Vermehrung oder Vermin- derung sind. Dies lehren auch Hatchett's und Fourcroy's Versuche, nach welchen Gallerte, Ey- weiss und Faserstoff sich nicht sowohl in dem Grade der Säurung, als in der verschiedenen Menge ihrer salzigen und erdigen Rückstände, und in dem Verhältniss ihres Kohlenstoffs und Stickstoffs un- terschieden f).
Ich glaube ferner, dass bey der Einwirkung von Säuren auf den Eyweissstoff nicht nur die Stärke der Säure, die Dauer ihres Einflusses, und die dabey statt findende Temperatur eine Verschie- denheit in den Produkten hervorbringt, sondern dass diese auch von der Beschaffenheit der Basis jener Säure abhängt. Dies ist vorzüglich deutlich bey der Wirkung der Metalloxyde auf belebte
thieri-
f) Am wenigsten Kohlenstoff enthält die trockne Hau- senblase, mehr das trockne Eyweiss, und am meisten die Muskelfaser. (Hatchett a. a. O.). Dasselbe Verhältniss findet in Betreff des Stickstoffs statt, wel- cher durch Salpetersäure aus diesen Substanzen ent- wickelt wird. (Fourcroy, Mem. de la Soc. d[e] Medec. A. 1786. p. 246.).
Eine solche einseitige Ansicht führt auf sehr dürf- tige Resultate. Ich glaube vielmehr, daſs wenn durch den Einfluſs von Säuren und Alkalien der Gehalt der thierischen Grundtheile an Sauerstoff zwar vermehrt oder vermindert wird, doch zu- gleich andere Mischungsveränderungen eintreten, die wichtiger als jene Vermehrung oder Vermin- derung sind. Dies lehren auch Hatchett’s und Fourcroy’s Versuche, nach welchen Gallerte, Ey- weiſs und Faserstoff sich nicht sowohl in dem Grade der Säurung, als in der verschiedenen Menge ihrer salzigen und erdigen Rückstände, und in dem Verhältniſs ihres Kohlenstoffs und Stickstoffs un- terschieden f).
Ich glaube ferner, daſs bey der Einwirkung von Säuren auf den Eyweiſsstoff nicht nur die Stärke der Säure, die Dauer ihres Einflusses, und die dabey statt findende Temperatur eine Verschie- denheit in den Produkten hervorbringt, sondern daſs diese auch von der Beschaffenheit der Basis jener Säure abhängt. Dies ist vorzüglich deutlich bey der Wirkung der Metalloxyde auf belebte
thieri-
f) Am wenigsten Kohlenstoff enthält die trockne Hau- senblase, mehr das trockne Eyweiſs, und am meisten die Muskelfaser. (Hatchett a. a. O.). Dasselbe Verhältniſs findet in Betreff des Stickstoffs statt, wel- cher durch Salpetersäure aus diesen Substanzen ent- wickelt wird. (Fourcroy, Mém. de la Soc. d[e] Médéc. A. 1786. p. 246.).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0591"n="575"/>
Eine solche einseitige Ansicht führt auf sehr dürf-<lb/>
tige Resultate. Ich glaube vielmehr, daſs wenn<lb/>
durch den Einfluſs von Säuren und Alkalien der<lb/>
Gehalt der thierischen Grundtheile an Sauerstoff<lb/>
zwar vermehrt oder vermindert wird, doch zu-<lb/>
gleich andere Mischungsveränderungen eintreten,<lb/>
die wichtiger als jene Vermehrung oder Vermin-<lb/>
derung sind. Dies lehren auch <hirendition="#k">Hatchett</hi>’s und<lb/><hirendition="#k">Fourcroy</hi>’s Versuche, nach welchen Gallerte, Ey-<lb/>
weiſs und Faserstoff sich nicht sowohl in dem<lb/>
Grade der Säurung, als in der verschiedenen Menge<lb/>
ihrer salzigen und erdigen Rückstände, und in dem<lb/>
Verhältniſs ihres Kohlenstoffs und Stickstoffs un-<lb/>
terschieden <noteplace="foot"n="f)">Am wenigsten Kohlenstoff enthält die trockne Hau-<lb/>
senblase, mehr das trockne Eyweiſs, und am meisten<lb/>
die Muskelfaser. (<hirendition="#k">Hatchett</hi> a. a. O.). Dasselbe<lb/>
Verhältniſs findet in Betreff des Stickstoffs statt, wel-<lb/>
cher durch Salpetersäure aus diesen Substanzen ent-<lb/>
wickelt wird. (<hirendition="#k">Fourcroy</hi>, Mém. de la Soc. d<supplied>e</supplied><lb/>
Médéc. A. 1786. p. 246.).</note>.</p><lb/><p>Ich glaube ferner, daſs bey der Einwirkung<lb/>
von Säuren auf den Eyweiſsstoff nicht nur die<lb/>
Stärke der Säure, die Dauer ihres Einflusses, und<lb/>
die dabey statt findende Temperatur eine Verschie-<lb/>
denheit in den Produkten hervorbringt, sondern<lb/>
daſs diese auch von der Beschaffenheit der Basis<lb/>
jener Säure abhängt. Dies ist vorzüglich deutlich<lb/>
bey der Wirkung der Metalloxyde auf belebte<lb/><fwplace="bottom"type="catch">thieri-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[575/0591]
Eine solche einseitige Ansicht führt auf sehr dürf-
tige Resultate. Ich glaube vielmehr, daſs wenn
durch den Einfluſs von Säuren und Alkalien der
Gehalt der thierischen Grundtheile an Sauerstoff
zwar vermehrt oder vermindert wird, doch zu-
gleich andere Mischungsveränderungen eintreten,
die wichtiger als jene Vermehrung oder Vermin-
derung sind. Dies lehren auch Hatchett’s und
Fourcroy’s Versuche, nach welchen Gallerte, Ey-
weiſs und Faserstoff sich nicht sowohl in dem
Grade der Säurung, als in der verschiedenen Menge
ihrer salzigen und erdigen Rückstände, und in dem
Verhältniſs ihres Kohlenstoffs und Stickstoffs un-
terschieden f).
Ich glaube ferner, daſs bey der Einwirkung
von Säuren auf den Eyweiſsstoff nicht nur die
Stärke der Säure, die Dauer ihres Einflusses, und
die dabey statt findende Temperatur eine Verschie-
denheit in den Produkten hervorbringt, sondern
daſs diese auch von der Beschaffenheit der Basis
jener Säure abhängt. Dies ist vorzüglich deutlich
bey der Wirkung der Metalloxyde auf belebte
thieri-
f) Am wenigsten Kohlenstoff enthält die trockne Hau-
senblase, mehr das trockne Eyweiſs, und am meisten
die Muskelfaser. (Hatchett a. a. O.). Dasselbe
Verhältniſs findet in Betreff des Stickstoffs statt, wel-
cher durch Salpetersäure aus diesen Substanzen ent-
wickelt wird. (Fourcroy, Mém. de la Soc. de
Médéc. A. 1786. p. 246.).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/591>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.