weniger Festigkeit, durch einen leichten Nebenge- schmack nach Fleischbrühe, den die erstere nicht hat, und durch eine grössere Neigung zum Krystal- lisiren; sie schmeckt wie ranziges Fett, und verbin- det sich mit kaltem Wasser zu einer Art von Emul- sion, woraus sie durch Mineralsäuren und Galläpfel- aufguss niedergeschlagen wird; das Wasser, woraus sie gefällt ist, verbreitet beym Faulen einen stin- kenden Geruch, der auf die Gegenwart einer thieri- schen Materie hindeutet; beym Verbrennen giebt sie anfangs den Geruch angezündeter thierischer Mate- rie, und nachher den des dampfenden Fetts von sich. In allen diesen Eigenschaften lässt sich eine Sub- stanz nicht verkennen, die mit dem Gallenstoff gleichartig, und von diesem nur durch die Ver- bindung mit einer andern thierischen Materie, vielleicht mit Fleischextrakt, welches ebenfalls ei- nen Bestandtheil der Hirnmasse ausmacht, ver- schieden ist.
Eben diese Gleichartigkeit zeigt sich, wenn man die Eigenschaften der von Vauquelin ent- deckten öligen Substanz des Chylus n) mit denen des Gallenstoffs vergleicht.
Das Oel der Haare, die Hautschmiere und das Ohrenschmalz kennen wir noch nicht genug von allen Seiten, um aus ihren chemischen Ei-
gen-
n) M. vergl. §. 17. dieses Kap.
weniger Festigkeit, durch einen leichten Nebenge- schmack nach Fleischbrühe, den die erstere nicht hat, und durch eine gröſsere Neigung zum Krystal- lisiren; sie schmeckt wie ranziges Fett, und verbin- det sich mit kaltem Wasser zu einer Art von Emul- sion, woraus sie durch Mineralsäuren und Galläpfel- aufguſs niedergeschlagen wird; das Wasser, woraus sie gefällt ist, verbreitet beym Faulen einen stin- kenden Geruch, der auf die Gegenwart einer thieri- schen Materie hindeutet; beym Verbrennen giebt sie anfangs den Geruch angezündeter thierischer Mate- rie, und nachher den des dampfenden Fetts von sich. In allen diesen Eigenschaften läſst sich eine Sub- stanz nicht verkennen, die mit dem Gallenstoff gleichartig, und von diesem nur durch die Ver- bindung mit einer andern thierischen Materie, vielleicht mit Fleischextrakt, welches ebenfalls ei- nen Bestandtheil der Hirnmasse ausmacht, ver- schieden ist.
Eben diese Gleichartigkeit zeigt sich, wenn man die Eigenschaften der von Vauquelin ent- deckten öligen Substanz des Chylus n) mit denen des Gallenstoffs vergleicht.
Das Oel der Haare, die Hautschmiere und das Ohrenschmalz kennen wir noch nicht genug von allen Seiten, um aus ihren chemischen Ei-
gen-
n) M. vergl. §. 17. dieses Kap.
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weniger Festigkeit, durch einen leichten Nebenge-
schmack nach Fleischbrühe, den die erstere nicht
hat, und durch eine gröſsere Neigung zum Krystal-
lisiren; sie schmeckt wie ranziges Fett, und verbin-
det sich mit kaltem Wasser zu einer Art von Emul-
sion, woraus sie durch Mineralsäuren und Galläpfel-
aufguſs niedergeschlagen wird; das Wasser, woraus
sie gefällt ist, verbreitet beym Faulen einen stin-
kenden Geruch, der auf die Gegenwart einer thieri-
schen Materie hindeutet; beym Verbrennen giebt sie
anfangs den Geruch angezündeter thierischer Mate-
rie, und nachher den des dampfenden Fetts von sich.
In allen diesen Eigenschaften läſst sich eine Sub-
stanz nicht verkennen, die mit dem Gallenstoff
gleichartig, und von diesem nur durch die Ver-
bindung mit einer andern thierischen Materie,
vielleicht mit Fleischextrakt, welches ebenfalls ei-
nen Bestandtheil der Hirnmasse ausmacht, ver-
schieden ist.
Eben diese Gleichartigkeit zeigt sich, wenn
man die Eigenschaften der von Vauquelin ent-
deckten öligen Substanz des Chylus n) mit denen
des Gallenstoffs vergleicht.
Das Oel der Haare, die Hautschmiere und
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/598>, abgerufen am 22.11.2024.
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