Harnstoff fault sehr leicht, und verwandelt sich dabey in Essigsäure, Kohlensäure und Ammonium. Bey einer höhern Temperatur geht er in Harn- säure, kohlensaures Ammonium und ein braunes Oel über. Mit der Salpetersäure bildet er ein fast unauflösliches, leicht krystallisirbares Salz, das beym Erwärmen roth wird und wie Oel schmilzt. Seine Grundstoffe sind: Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff. Ausserdem liefert er bey der Destillation Benzoesäure, salzsaures Am- monium, und etwas salzsaures Natrum b).
Ich glaube nicht, dass dieser Harnstoff so, wie ich ihn nach Fourcroy's und Vauquelin's Versuchen geschildert habe, ein Bestandtheil des Urins ist. Ich halte ihn für eine Verbindung einer dem Gallenharze ähnlichen Substanz mit mehrern, dem Urin eigenen Salzen, welche ihm die Eigenschaft zu krystallisiren mittheilen, und zwar aus folgenden Gründen.
1. Nach Berzelius's sehr zuverlässigen Erfah- rungen c) ist der Harnstoff mit Milchsäure und mehrern andern Salzen des Urins verbunden, und diese hängen ihm so fest an, dass sie nur durch Glühen davon getrennt werden können. Wie sehr
aber
b)Fourcroy u. Vauquelin, Ann. de Chimie. T. 31. p. 48. T. 32. p. 80. 113. -- Annales du Mus. d'Hist. nat. T. XI. p. 226.
c) A. a. O. B. 9. S. 587.
Harnstoff fault sehr leicht, und verwandelt sich dabey in Essigsäure, Kohlensäure und Ammonium. Bey einer höhern Temperatur geht er in Harn- säure, kohlensaures Ammonium und ein braunes Oel über. Mit der Salpetersäure bildet er ein fast unauflösliches, leicht krystallisirbares Salz, das beym Erwärmen roth wird und wie Oel schmilzt. Seine Grundstoffe sind: Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff. Ausserdem liefert er bey der Destillation Benzoesäure, salzsaures Am- monium, und etwas salzsaures Natrum b).
Ich glaube nicht, daſs dieser Harnstoff so, wie ich ihn nach Fourcroy’s und Vauquelin’s Versuchen geschildert habe, ein Bestandtheil des Urins ist. Ich halte ihn für eine Verbindung einer dem Gallenharze ähnlichen Substanz mit mehrern, dem Urin eigenen Salzen, welche ihm die Eigenschaft zu krystallisiren mittheilen, und zwar aus folgenden Gründen.
1. Nach Berzelius’s sehr zuverlässigen Erfah- rungen c) ist der Harnstoff mit Milchsäure und mehrern andern Salzen des Urins verbunden, und diese hängen ihm so fest an, daſs sie nur durch Glühen davon getrennt werden können. Wie sehr
aber
b)Fourcroy u. Vauquelin, Ann. de Chimie. T. 31. p. 48. T. 32. p. 80. 113. — Annales du Mus. d’Hist. nat. T. XI. p. 226.
c) A. a. O. B. 9. S. 587.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0623"n="607"/>
Harnstoff fault sehr leicht, und verwandelt sich<lb/>
dabey in Essigsäure, Kohlensäure und Ammonium.<lb/>
Bey einer höhern Temperatur geht er in Harn-<lb/>
säure, kohlensaures Ammonium und ein braunes<lb/>
Oel über. Mit der Salpetersäure bildet er ein fast<lb/>
unauflösliches, leicht krystallisirbares Salz, das<lb/>
beym Erwärmen roth wird und wie Oel schmilzt.<lb/>
Seine Grundstoffe sind: Stickstoff, Wasserstoff,<lb/>
Kohlenstoff und Sauerstoff. Ausserdem liefert er<lb/>
bey der Destillation Benzoesäure, salzsaures Am-<lb/>
monium, und etwas salzsaures Natrum <noteplace="foot"n="b)"><hirendition="#k">Fourcroy</hi> u. <hirendition="#k">Vauquelin</hi>, Ann. de Chimie. T. 31.<lb/>
p. 48. T. 32. p. 80. 113. — Annales du Mus. d’Hist.<lb/>
nat. T. XI. p. 226.</note>.</p><lb/><p>Ich glaube nicht, daſs dieser Harnstoff so,<lb/>
wie ich ihn nach <hirendition="#k">Fourcroy</hi>’s und <hirendition="#k">Vauquelin</hi>’s<lb/>
Versuchen geschildert habe, ein Bestandtheil des<lb/>
Urins ist. Ich halte ihn für eine Verbindung<lb/>
einer dem Gallenharze ähnlichen Substanz mit<lb/>
mehrern, dem Urin eigenen Salzen, welche ihm<lb/>
die Eigenschaft zu krystallisiren mittheilen, und<lb/>
zwar aus folgenden Gründen.</p><lb/><p>1. Nach <hirendition="#k">Berzelius</hi>’s sehr zuverlässigen Erfah-<lb/>
rungen <noteplace="foot"n="c)">A. a. O. B. 9. S. 587.</note> ist der Harnstoff mit Milchsäure und<lb/>
mehrern andern Salzen des Urins verbunden, und<lb/>
diese hängen ihm so fest an, daſs sie nur durch<lb/>
Glühen davon getrennt werden können. Wie sehr<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aber</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[607/0623]
Harnstoff fault sehr leicht, und verwandelt sich
dabey in Essigsäure, Kohlensäure und Ammonium.
Bey einer höhern Temperatur geht er in Harn-
säure, kohlensaures Ammonium und ein braunes
Oel über. Mit der Salpetersäure bildet er ein fast
unauflösliches, leicht krystallisirbares Salz, das
beym Erwärmen roth wird und wie Oel schmilzt.
Seine Grundstoffe sind: Stickstoff, Wasserstoff,
Kohlenstoff und Sauerstoff. Ausserdem liefert er
bey der Destillation Benzoesäure, salzsaures Am-
monium, und etwas salzsaures Natrum b).
Ich glaube nicht, daſs dieser Harnstoff so,
wie ich ihn nach Fourcroy’s und Vauquelin’s
Versuchen geschildert habe, ein Bestandtheil des
Urins ist. Ich halte ihn für eine Verbindung
einer dem Gallenharze ähnlichen Substanz mit
mehrern, dem Urin eigenen Salzen, welche ihm
die Eigenschaft zu krystallisiren mittheilen, und
zwar aus folgenden Gründen.
1. Nach Berzelius’s sehr zuverlässigen Erfah-
rungen c) ist der Harnstoff mit Milchsäure und
mehrern andern Salzen des Urins verbunden, und
diese hängen ihm so fest an, daſs sie nur durch
Glühen davon getrennt werden können. Wie sehr
aber
b) Fourcroy u. Vauquelin, Ann. de Chimie. T. 31.
p. 48. T. 32. p. 80. 113. — Annales du Mus. d’Hist.
nat. T. XI. p. 226.
c) A. a. O. B. 9. S. 587.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/623>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.